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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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ausschlie ß lich f ü r ihren Vater.
    Jamie sp ü rte eine schwelende Eifersucht auf einen Rivalen, der hundert Millionen Kilometer entfernt war, einen Rivalen, gegen den er nicht die geringste Chance hatte.

WASHINGTON
    DAS WEISSE HAUS
     
    In längst vergangenen Jahren war der Kartenraum von Franklin Delano Roosevelt als Lageraum benutzt worden, in dem er den Verlauf des Zweiten Weltkriegs hatte verfolgen können. Er lag im Erdgeschoß des zentralen Teils des klassizistischen Baus und war vom Oval Office aus leicht zu erreichen, sogar mit dem Rollstuhl.
    Jetzt benutzte der Präsident den Raum für seine wöchentlichen privaten Mittagessen mit der Vizepräsidentin, eine Tradition, die keiner von ihnen sonderlich schätzte.
    Das Duo – der erste Latino-Pr ä sident und die erste Frau, die das Vizepr ä sidentenamt bekleidete – hatte von der vorherigen Administration ein Marsprogramm geerbt, das sie gestrichen h ä tten, wenn es nicht schon zu weit gediehen gewesen w ä re, als da ß man es noch h ä tte stoppen k ö nnen. Statt dessen arbeiteten sie nun darauf hin, da ß man das Verdienst f ü r die erste Landung von Menschen auf dem Mars ganz allein ihnen anrechnete, w ä hrend sie die Ausgaben f ü r das Programm zugleich bis zum Gehtnichtmehr beschnitten. Innerhalb der Bandbreite des politischen Zynismus war der ihre allerdings fast nicht der Rede wert.
    Sie waren ein merkw ü rdiges Paar. Der Pr ä sident war rundlich und kahlk ö pfig; er hatte einen dunklen Schnurrbart und gro ß e, weiche braune Augen. Seine Haut war nicht so dunkel, da ß sie W ä hler, die nicht dem Latino-Lager angeh ö rten, abgeschreckt h ä tte. Im Fernsehen sah er wie ein freundlich l ä chelnder Onkel oder vielleicht wie der nette Kerl aus, der den Eisenwarenladen f ü hrte. Die Vizepr ä sidentin war drahtig, aschblond und streitbar. Wenn sie die Stimme erhob, klang diese so schrill und durchdringend wie ein Zahnarztbohrer.
    Die Vizepr ä sidentin war w ü tend.
    » Ist Ihnen klar, wie das f ü r die Medien aussieht? « fragte sie und fuchtelte mit einer vergoldeten Gabel in der Luft herum.
    Der Pr ä sident schaute an ihrem zornigen Gesicht vorbei auf das Portr ä t von Franklin Pierce, das an der cremefarbenen Wand hinter ihr hing. Der unbekannteste all der M ä nner, die im Wei ß en Haus gelebt hatten. Pierces Portr ä t war dem Pr ä sidenten lieb und teuer: Es diente ihm als Mahnung und Ansporn. Ich kann es wenigstens besser machen als er.
    » Sie h ö ren mir ja nicht einmal zu! «
    Der Pr ä sident wandte seine Aufmerksamkeit wieder seiner Vize zu. Sie hatte ihre Herkunft als Lehrerin an einer staatlichen Schule in New Jersey niemals ganz ü berwunden. Sie geriet rasch in Zorn und verzieh nur sehr z ö gernd.
    » Ich verstehe die Situation « , sagte er sanft. » Mir sind ebenfalls alle m ö glichen Leute wegen dieser Indianergeschichte auf den Hals ger ü ckt. «
    » Nun, was wollen wir dagegen unternehmen? Wenn wir den Medien das Interview auf dem Band ü berlassen, wird er wie ein gottverdammter Heiliger dastehen. Wenn wir uns weigern, es ihnen zu geben, sind wir die Arschl ö cher. «
    Der Pr ä sident zuckte bei ihrer Wortwahl zusammen. Er war im Grunde ein sanftm ü tiger Mensch, der sich zwischen den luxuri ö sen burgunderroten Vorh ä ngen und schimmernden Chippendale-M ö beln des Kartenraumes wohl f ü hlte. Selbst der riesige Perserteppich ü bte mit seinen leuchtenden Farben und seinen komplizierten geometrischen Mustern eine wohltuende Wirkung auf ihn aus.
    » Ich habe das Band gesehen « , antwortete er. » Der junge Mann hat einfach nur gesagt, da ß er nicht politisch engagiert war. Ich w üß te nicht, inwiefern uns das schaden sollte. «
    » F ü r die Indianer ist er ein Held geworden « , fauchte die Vizepr ä sidentin. » Und wenn wir dieses Band ver ö ffentlichen, wird er f ü r jede Minderheitengruppe in diesem Volk ein Held werden. «
    » Aber das sind unsere eigenen Leute …«
    »Ja! Genau! Unsere Leute. Aber wenn wir zulassen, daß die Medien einen Helden aus ihm machen, was glauben Sie, wie lange Masterson und diese anderen Scheißkerle dann brauchen werden, um ihn zur Galionsfigur ihrer Organisation aufzubauen?«
    Der Präsident schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ihnen das gelingt.«
    » Ja nat ü rlich! Sie gehen ü bern ä chstes Jahr in den Ruhestand. Ich mu ß mich den ganzen Vorwahlen stellen. Als Frau habe ich es schon schwer genug, da m ö chte ich mich nicht auch noch mit

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