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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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ihm nicht gut?«
    »Nein, nein, nein ... Es geht ihm bestens. Warten Sie, ich mache Ihnen auf.«
    Wenige Sekunden später ließ sie uns rein. Sie hatte ein Kopftuch über die Lockenwickler gebunden. Ihr Körperumfang war stattlich. Sie ging langsam und keuchend, als sei sie sechs Etagen hinaufge - rannt. »Ich pass auf, wen ich reinlass. Mit all den Drogen und den Arabern, die von überall herkommen, wird man noch in seinem eigenen Haus überfallen, verstehen Sie.«
    »Sie haben ganz Recht«, sagte ich und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Man muss vorsichtig sein.«
    Wir folgten ihr in den Garten, der von dem des Großvaters nur durch eine niedrige Mauer von knapp einem Meter Höhe getrennt war.
    »Hallo! Monsieur Hamoudi!«, rief sie. »Monsieur Hamoudi, Sie haben Besuch!«
    »Kann ich rübergehen?«
    »Bitte, gehen Sie nur, gehen Sie. Oh! Heilige Mutter Gottes! Wenn ihm nur nichts zugestoßen ist.«
    »Warte auf mich«, sagte ich zu Mourad. Ich gelangte ohne Schwierigkeiten auf die andere Seite. Der Garten war genauso ange - legt wie ihrer, ebenso gepflegt. Ich hatte kaum die Stufen erreicht, als Mourad mich einholte. Er war der Erste im Wohnammer.
    Großvater Hamoudi lag auf dem Boden. Den Kopf in einer Blut - lache. Er war übel zugerichtet. Bevor sie abgehauen waren hatten die Dreckschweine ihm seine Ehrenmedaille in den Mund gestopft. Ich befreite ihn von der Medaille und fühlte seinen P uls. Er atmete noch. Er war nur bewusstlos. K. o. Ein Wunder. Aber vielleicht wollten seine Angreifer ihn nicht töten.
    »Mach der Dame die Tür auf«, sagte ich zu Mourad. Er hatte sich neben seinen Großvater niedergekniet. »Und ruf deine Mutter an. Sag ihr, sie soll sofort kommen. Sie soll ein Taxi nehmen.« Mourad rührte sich nicht von der Stelle. Er war wie gelähmt. »Mourad!«
    Er stand langsam auf. »Wird er sterben?«
    »Nein. Na los! Beeil dich!«
    Die Nachbarin kam herein. Sie war dick, aber behände. »Heilige Jungfrau Maria!«, stieß sie mit einem gewaltigen Seufzer aus.
    »Sie haben nichts gehört?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Keinen Schrei?«
    Sie schüttelte wieder mit dem Kopf. Es schien ihr die Sprache verschlagen zu haben. Sie stand da und knetete nervös ihre Finger. Ich nahm noch einmal den Puls des alten Mannes, tastete ihn von oben bis unten ab. Dann fiel mein Auge auf eine Schlafcouch in einer Ecke des Raumes. Ich hob ihn auf. Er wog nicht mehr als ein Sack Laub. Ich bettete ihn auf die Couch und schob ein Kissen unter seinen Kopf. »Bringen Sie mir eine Schüssel und ein Handtuch. Und Eiswürfel. Und schauen Sie, ob Sie etwas Warmes machen können. Kaffee. Oder Tee.«
    Als Mourad zurückkam, wusch ich seinem Großvater das Gesicht. Er hatte aus der Nase geblutet. Seine Oberlippe war geplatzt. Das Gesicht war voller blauer Flecken. Außer vielleicht seiner Nase war nichts gebrochen. Offenbar hatten sie ihn nur ins Gesicht geschlagen.
    »Meine Mutter kommt.« Er setzte sich neben seinen Großvater und hielt seine Hand.
    »Er wird wieder«, sagte ich. »Es hätte schlimmer kommen können.«
    »Naïmas Schultasche steht im Flur«, stotterte er schwach. Dann brach er in Tränen aus.
    Scheißleben, sagte ich mir.
    Ich konnte es kaum abwarten, bis der Großvater zu sich kam und berichtete. Was sie ihm angetan hatten, sah nicht nach einem unüberlegten Verbrechen aus. Das war Profiarbeit. Der Großvater hatte Naïma aufgenommen. Naïma hatte am Freitag die Nacht mit Guitou verbracht. Und Guitou war tot. Hocine Draoui auch.
    Naïma musste etwas gesehen haben. Das war sicher. Sie war in Gefahr. Wo immer sie steckte.
    Um den Großvater brauchten wir uns keine Sorgen zu machen. Der Arzt, den ich gerufen hatte, bestätigte uns, dass nichts gebrochen war. Nicht einmal die Nase. Er brauchte nur Ruhe. Während er sein Rezept schrieb, riet er Mourads Mutter, eine Anzeige zu machen. Natürlich würde sie das tun, sagte sie. Die Nachbarin, Marmette, bot ihr an, sie zu begleiten. »Das ist doch keine Art, die Leute in ihrem eigenen Haus umzubringen.« Aber diesmal machte sie keine Anspielung auf all die Araber, die herumliefen und Leute ermordeten. Das wäre unpassend gewesen. Und sie war eine gute Frau.
    Während der Großvater einen Tee trank, stürzte ich ein Bier herunter, das Marinette mir angeboten hatte. Auf die Schnelle. Nur, um den Kopf abzukühlen. Marinette ging wieder zu sich nach Hause. Wenn wir sie brauchten, war sie da.
    Ich rückte einen Stuhl ans Bett. »Wie fühlen Sie sich? Können

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