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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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es nicht in Frage, den Mord an Guitou auf sich beruhen zu lassen. Nein, das konnte ich nicht. Und Gélou auch nicht. Und auch Cue nicht. Ich verstand, was sie empfand. Sie hatte Guitou gesehen. Als sie nach Hause kam. Sein engelhaftes Gesicht. Schön, wie auch Mathias sein musste. Wie alle Jungen in dem Alter waren. Wer sie auch sind, welcher Rasse sie auch angehören. Egal wo. Cue hatte dem Tod in die Augen gesehen. Ich auch, im Leichenschauhaus. Ein einziger Tod, ungerecht wie dieser, ohne Sinn und Verstand, und die ganze Abscheulichkeit dieser Erde springt einen an.
    An der Pointe-Rouge fuhr ich rechts in die Avenue d'Odessa am neuen Jachthafen entlang. Dann bog ich links in den Boulevard Amphitrite und noch mal links auf die Avenue de M ont redon. Richtung Stadtzentrum.
    »Was machst du da?«, fragte sie.
    »Nur eine einfache Kontrolle«, antwortete ich und warf einen Blick in den Rückspiegel.
    Aber niemand schien uns zu folgen. Dennoch trieb mich die Vorsicht bis zur Avenue des Goumiers, wo ich mich in das Gewirr der kleinen Straßen um die Vieille-Chapelle einfädelte, bevor ich a uf der Avenue de la Madrague-de-Montredon wieder herauskam.
    »Du lebst ja am Ende der Welt«, bemerkte sie, als ich auf die kleine Straße in Richtung Les Goudes fuhr.
    »Da bin ich zu Hause. Am Ende der Welt.«
    Sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter. Ich kannte Vietnam nicht, aber all seine Gerüche strömten mir entgegen. Jedem Begehren sein eigener Geruch, dachte ich. Alle gleich angenehm. Eine einfache Rechtfertigung für alles, was kommen mochte.
    Und Rechtfertigungen brauchte ich. Ich hatte es versäumt, Gélou anzurufen. Und sogar vergessen, dass ich mit einer Knarre im Handschuhfach spazieren fuhr.
    Als ich mit den beiden Gläsern und der Flasche Lagavulin zurückkam, sah Cue mich an. Nackt. Schwach beleuchtet von der kleinen blauen Lampe, die ich beim Hereinkommen angeknipst hatte. Ihr Körper war perfekt. Sie machte einige Schritte auf mich zu. Sie schien für die Liebe geschaffen zu sein. Von jeder ihrer Bewegungen ging eine kaum gezügelte Wollust aus. Dumpf, heftig. In meinen Augen fast unerträglich.
    Ich stellte die Gläser hin, behielt aber die Flasche in der Hand. Ich brauchte dringend einen Schluck. Sie war fünfzig Zentimeter von mir entfernt. Es gelang mir nicht, sie aus den Augen zu lassen. Fasziniert. Aus ihrem Blick sprach absolute Gleichgültigkeit. Nicht ein Muskel bewegte sich in ihrem Gesicht. Die Maske einer Göttin. Matt, glatt. Wie ihre Haut, von einer so feinen, ebenen Beschaffen - heit, dass sie, so kam es mir vor, gleichzeitig nach Zärtlichkeiten und Bisswunden schrie.
    Ich nahm einen tiefen Schluck Whisky aus der Flasche. Einen sehr tiefen. Dann versuchte ich, an ihr vorbeizugucken. Hinter sie, aufs Meer. Aufs offene Meer. Bis zum Horizont. Auf der Suche nach der Planier-Insel, nach dem Leuchtturm, der mir den Kurs hätte angeben können.
    Aber ich war allein mit mir selbst.
    Und mit Cue zu meinen Füßen.
    Sie hatte sich hingekniet und folgte mit ihrer Hand den Umrissen meines Geschlechts. Mit einem einzigen Finger fuhr sie der Länge nach daran entlang. Dann öffnete sie ohne Eile einen
    Knopf nach dem anderen. Die Spitze meines Glieds sprang aus dem Slip. Meine Hose rutschte mir über die Beine. Ich spürte Cues Haare und dann ihre Zunge auf meinen Schenkeln. Sie umfa sste meine Pobacken. Ihre Fingernägel gruben sich schmerzhaft darin ein.
    Am liebsten hätte ich laut geschrien.
    Ich nahm noch einen tiefen Zug. Mein Kopf drehte sich. Der Alkohol brannte in den Tiefen meines Magens. Ein Faden Sperma tropfte aus meinem Schwanz. Sie würde ihn in den Mund nehmen, heiß und feucht, wie ihre Zunge, und ihre Zunge ...
    »Hast du das auch mit Hocine ... «
    Sie zog ihre Fingernägel ein. Cues ganzer Körper sackte in sich zusammen. Meiner begann zu zittern. Dass ich diese Worte hatte ausstoßen können. Die Anstrengung, sie zu artikulieren. Ich trank noch mehr. Zwei kurze Schlucke. Dann bewegte ich mich. Mein Bein. Cues Körper rollte, plötzlich schlaff, auf die Fliesen. Ich zog meine Hose wieder hoch.
    Ich hörte sie leise weinen. Ich ging um sie herum und sammelte ihre Sachen ein. Sie weinte lauter, als ich mich neben sie kauerte. Sie wurde von Schluchzern geschüttelt. Wie eine Raupe im Todes - kampf.
    »Da, zieh dich bitte an.«
    Ich sagte es sanft.
    Aber ohne sie zu berühren. Mein ganzes Begehren nach ihr war da. Es hatte mich nicht losgelassen.

F ü nfzehntes Kapitel
In dem zum Gl ü ck

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