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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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Ermittlungen wieder aufzunehmen«, sinnierte Loubet. »Ich müsste sie mit der anderen Untersuchung in Verbindung bringen.«
    »Es gibt aber keine Bezugspunkte?«
    »Ich weiß. Außer wir schieben Hocine Draouis Tod der Islamischen Heilsfront oder den Bewaffneten Islamischen Gruppen unter. Ich nehme mir deinen Abdelkader vor und schüttle ihn so lange durch, bis er plaudert. Wir werden ja sehen, ob Pertin sich hält.«
    »Ein wenig an den Haaren herbeigezogen, oder nicht?«
    »Ich will dir mal was sagen, Montale. Wir nehmen, was wir krie - gen können. Wir können die Wahrheit nicht erzwingen. Nicht im - mer. Eine Wahrheit ist so viel wert wie die andere.«
    »Aber was ist mit den ande ren, den echten Mördern von Dra oui und Guitou?«
    »Mach dir keine Sorgen, ich werde sie kriegen. Glaub mir. An Zeit fehlt es uns am wenigsten. Nehmen wir noch ein Dutzend Austern und Seeigel?«
    »Gern.«
    »Hat du mit ihr geschlafen?«
    Einem anderen hätte ich nicht geantwortet. Und selbst ihm unter anderen Umständen wahrscheinlich auch nicht. Aber in diesem Moment war es eine Frage des Vertrauens. Der Freundschaft.
    »Nein.«
    »Bereust du es?«
    »Und wie!«
    »Was hat dich zurückgehalten?«
    Bei Vernehmungen war Loubet unschlagbar. Er hatte immer die Frage bereit, die zu Erklärungen führte.
    »Cue ist eine Männerfresserin. Weil sie den einzigen Mann, den sie je geliebt hat, den ersten und einmaligen, Mathias' Vater, verloren hat. Er ist tot. Und was man einmal verloren hat, verstehst du, Lou - bet, das verliert man immer wieder, auch wenn es gar nicht mehr da ist. Ich weiß, wovon ich spreche. Es ist mir nie gelungen, die Frauen, die ich liebte, in meiner Nähe zu halten.«
    »Hast dus mit vielen probiert?«, fragte er lächelnd.
    »Mit Sicherheit zu vielen. Ich werde dir etwas verraten, und dann kommen wir wieder auf unser Thema zurück. Ich weiß se l ber nicht, was ich bei den Frauen suche. Und solange ich das nicht weiß, verletze ich sie nur. Eine nach der anderen. Bist du verheiratet?«
    »Ja. Und zwei Kinder. Jungen.«
    »Bist du glücklich?«
    »Mir scheint, ja. Ich habe selten Zeit, mir die Frage zu stellen. Oder ich nehme sie mir nicht. Vielleicht, weil die Frage sich nicht stellt.«
    Ich trank aus und steckte mir eine Zigarette an. Ich betrachtete Loubet. Er war ein solider Mann. Beruhigend zuversichtlich. Heiter, obwohl seine Arbeit nicht immer ein Honigschlecken war. Ein Mann, der wusste, was er wollte. Das Gegenteil von mir.
    »Hättest du mit ihr geschlafen?«
    »Nein«, sagte er lachend. »Aber ich muss zugeben, dass sie etwas Unwiderstehliches hat.«
    »Draoui hat ihr nicht widerstanden. Sie brauchte ihn. So wie sie Fabre gebraucht hatte. Sie weiß, wie man einen Mann einfängt.«
    »Und hat sie dich gebraucht?«
    »Sie wollte, dass Draoui ihr hilft, Fabre zu retten«, fuhr ich fort, ohne auf seine Frage einzugehen.
    Weil es mir schwer fiel, mit »Ja« zu antworten. Ja, sie hatte versucht, mit mir zu spielen, wie sie es mit Hocine Draoui getan hatte. Ja, ich konnte ihr nützlich sein. Aber ich zog es insgeheim vor, weiterhin zu glauben, dass sie mich ohne Hintergedanken begehrt hatte. Das bekam meinem männlichen Stolz besser. Schließlich war ich nicht umsonst Südländer!
    »Glaubst du, sie hat ihren Mann geliebt?«, fragte er unbeirrt weiter.
    »Ich kann dir nicht sagen, ob sie ihn geliebt hat oder nicht. Sie sagt, nein. Aber sie schuldet ihm alles, was sie heute ist. Er hat ihr einen Namen gegeben. Mit seiner Hilfe konnte sie Mathias aufziehen. Und mehr als anständig leben. Nicht alle vietnamesischen Flüchtlinge haben so viel Glück gehabt.«
    »Du hast gesagt, sie wollte Fabre retten. Retten wovor?«
    »Warte. Cue ist außerdem eine unternehmungslustige Frau. Sie will etwas aufbauen, verdienen, Erfolg haben. Der Traum aller, die einmal alles verloren haben. Juden, Armenier, Algerienfranzosen ‒ sie alle sind so. Sie sind keine Einwanderer. Verstehst du? Ein Ein -w anderer ist jemand, der nichts ve rloren hat, weil er dort, wo er g elebt hat, nichts hatte. Er will nur ein bisschen besser überleben.
    Cue wollte in die Modebranche einsteigen. Fabre hat ihr das Geld dafür besorgt. Viel Geld. Die Mittel, um sich sehr schnell in Frankreich und Europa einen Namen zu machen. Sie hatte genug Talent, um die Geldgeber von dem Geschäft zu überzeugen. Die hätten ohnehin in fast alles investiert. Solange das Geld nur seinen Verwendungszweck fand. Wasserdichte Sache.«
    »Willst du damit sagen, es handelt

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