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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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ihre als Briefkastenfirma in einer Steueroase registrierte Tochtergesellschaft transferiert werden und umgekehrt. Auf diese Weise werden von Firmen, die die Mittel institutioneller Anleger verwalten, darunter Pensionsfonds, Sparfonds bei Genossenschaftsbanken und Geldmarktfonds, Gelder in Milliardenhöhe verschoben, indem sie abwechselnd über Konten in Luxemburg, auf den Kanalinseln oder den Kaimaninseln und so weiter laufen.
    Die mit der Steuerflucht einhergehende Ansammlung riesiger Firmenkapitale in Steueroasen ist einer von mehreren Gründen für die wachsenden Haushaltsdefizite in bestimmten westlichen Ländern.«
    »Darum geht es jetzt nicht«, sagte ich.
    »Ach ja. Und worum dann?«
    Sie hatte nicht über Bruno gesprochen. Ich vermutete, dass sie von dem Massaker noch gar nichts wusste. Von dieser schrecklichen Geschichte. Ich beschloss, nichts zu sagen. Fürs Erste. Diese Schwei - nerei als letzten Trumpf aufzuheben. Wenn wir uns schließlich gegenüberstehen würden. Heute Abend.
    »Das ist keine Frage. Ich wäre nie wieder glücklich, wenn mor - gen ... Wenn sie Honorine und Fonfon die Kehle durchschneiden würden! Wie diese Hunde es mit Sonia und Mavros gemacht haben.«
    »Ich habe auch Blut gesehen!«, regte sie sich auf. »Ich habe Giannis Leiche gesehen. Er war verstümmelt. Also, komm mir nicht ...»
    »Aber du, du lebst, verdammt noch mal! Sie nicht! Ich lebe auch! Und Honorine und Fonfon und Félix, für den Moment! Erzähl mir nicht, was du gesehen hast! Denn so, wie es läuft, wirst du noch mehr davon sehen. Und Schlimmeres! Dein Körper, Stück für Stück zerhackt ...«
    »Hör auf!«
    »Bis du ihnen sagst, wo sie sind, diese verfluchten Dokumente. Ich bin sicher, du würdest beim ersten abgeschnittenen Finger schwach werden.«
    »Dreckskerl!«, schrie sie.
    Ich fragte mich, wo Félix war. Hatte er sich bei einem schönen, kühlen Bier in die Lektüre eines der Abenteuer der Pieds Nickelés gestürzt? Taub für das, was er hörte? Oder war er zum Hafen hinuntergegangen, damit Babette reden konnte, ohne sich beobachtet zu fühlen?
    »Wo ist Félix?«
    »Am Hafen. Er macht das Boot startklar. Er hat gesagt, dass er gegen acht rausfahren will.«
    »Gut.«
    Erneutes Schweigen.
    Das Zwielicht in der Bar tat mir gut. Am liebsten hätte ich mich glatt auf den Boden gelegt. Und geschlafen. Lange geschlafen. In der Hoffnung, dass diese ganze, riesige Sauerei sich in meinen Träumen, im unbefleckten Morgenlicht über dem Meer, auflösen würde.
    »Fabio«, fuhr Babette fort.
    Ich erinnere mich, gedacht zu haben, oben auf dem Pass von Cortiou, dass es keine Wahrheit gibt, die keinen bitteren Kern hat. Das hatte ich irgendwo gelesen.
    »Babette, ich will nicht, dass dir was passiert. Ich könnte auch nicht weiterleben, wenn er dich ... Wenn er dich umbringen würde. Alle, die ich geliebt habe, sind tot. Meine Freunde. Und Lole ist fort...«
    »Ah!«
    Ich hatte nicht auf den Brief von Babette geantwortet, den Lole geöffnet und gelesen hatte. Den Brief, an dem unsere Liebe zerbrochen war. Ich war ärgerlich auf Lole gewesen, weil sie in meine Geheimnisse eingedrungen war. Später auf Babette. Aber weder Babette noch Lole konnten etwas für das, was danach gekommen war. Dieser Brief war genau in dem Moment aufgetaucht, in dem Lole von Zweifeln über mich und sich geplagt war. Über uns, unser Leben.
    »Verstehst du, Fabio«, hatte sie mir eines Nachts gestanden, in einer dieser Nächte, in denen ich noch versucht hatte, sie zum Abwarten, zum Bleiben zu überreden. »Meine Entscheidung steht fest. Seit langem. Ich habe mir ausgiebig Zeit genommen, darüber nachzudenken. Dieser Brief von deiner Freundin Babette hat nichts damit zu tun. Er hat mir nur erlaubt, meine Entscheidung zu fällen ... Ich zweifle schon seit geraumer Zeit. Es ist nicht überstürzt, verstehst du. Eben deshalb ist es so schrecklich. Noch schrecklicher. Ich weiß ... Ich weiß, dass es für mich lebenswichtig ist, zu gehen.«
    Ich hatte keine andere Antwort darauf gefunden, als dass sie dick - köpfig war. Und so stolz, dass sie nicht zugeben konnte, sich zu irren. Den Rückwärtsgang einzuschalten. Zu mir zurückzukommen. Zu uns.
    »Dickköpfig! Das bist du genauso wie ich, Fabio! Nein ...«
    Und sie hatte diese Worte gesagt, mit denen sie die Tür endgültig hinter sich schloss: »Ich empfinde nicht mehr die Liebe für dich, die nötig ist, um mit einem Mann zusammenzuleben.«
    Später, ein andermal, hatte Lole mich gefragt, ob ich

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