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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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zwischen den Bossen eingemischt, war weder an Macht noch großen Gewinnen interessiert. Er fun - gierte als Berater, Briefkastenfirma und Verbindungsmann. Bei dem Einbruch von Albert Spaggiari in Nizza war er es, der mitten in der Nacht eine Truppe auf die Beine gestellt hatte, der es gelungen war, bis zu den Tresorräumen der Société Generale vor zu dringen. Die Männer mit den Schneidbrennern. Als die Beute au fgeteilt wurde, verzichtete er auf seinen Anteil. Er war behilflich gewesen, mehr nicht. Sein Ansehen wuchs. Und ein gutes Ansehen im Milieu war die beste Lebensversicherung.
    Manu lief eines Tages bei ihm auf. Das war unvermeidbar, wenn er nicht ewig ein kleiner Gauner bleiben wollte. Manu hatte lange gezögert. Seit Ugo weg war, lebte Manu zurückgezogen. Er traute niemandem. Aber die kleinen Einbrüche wurden gefährlich. Außer - dem gab es Konkurrenz. Für viele junge Araber waren sie zu einem beliebten Sport geworden. Ein paar gelungene Streifzüge lieferten das nötige Startkapital, um Dealer zu werden und einen Bezirk oder sogar einen ganzen Stadtteil zu beherrschen. Gaétan Zampa, der die Marseiller Szene auf Trab gebracht hatte, hatte sich in seiner Zelle erhängt. Jacky Le Mat und Francis le Belge wollten neue Auseinan - dersetzungen vermeiden. Sie warben Leute an.
    Manu begann für Francis le Belge zu arbeiten. Hin und wieder. Bat isti und Manu mochten sich. Manu hatte in ihm den Vater gefunden, den er nie gehabt hatte. Der ideale Vater, der ihm ähnelte und keine Moralpredigten hielt. Der schlimmste aller Väter, meiner Meinung nach. Ich mochte Batisti nicht. Aber ich hatte einen Vater gehabt und konnte mich nicht wirklich beschweren.
    »Batisti«, wiederholte sie. »Du hättest nur daran denken müssen, mein Schatz.« Stolz auf sich, schenkte Babette sich noch einen Marc aus Garlaban ein. »Prost«, sagte sie mit erhobenem Glas, ein Lächeln auf den Lippen. Nach dem Kaffee war Honorine zu einer kleinen Siesta nach Hause gegangen. Wir räkelten uns in Badeklamotten auf Sonnenstühlen unter einem Sonnenschirm auf der Terrasse. Die Hitze brannte uns auf der Haut. Ich hatte Babette gestern Abend angerufen und Glück gehabt. Sie war zu Hause gewesen.
    »Also, du Adonis, hast du endlich beschlossen, mich zu heiraten?«
    »Nur, dich einzuladen, meine Hübsche. Morgen bei mir zum Frühstück.«
    »Du willst mich um einen Gefallen bitten. Immer noch das gleiche Arschloch! Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen? Ich wette, du weißt es nicht einmal.«
    »Ehm ... sagen wir, etwa drei Monate.«
    »Acht, du Penner. Wo hast du denn mit dem Schwänzchen gewedelt in all der Zeit?«
    »Nur bei den Huren.«
    »Puh, schäm dich. Und ich sterbe vor Ungeduld.« Sie seufzte. »Nun gut, was steht auf der Karte?«
    »Kabeljauzungen, gegrillter Seewolf, frische Lasagne mit Fenchel.«
    »Spinnst du, oder was? Ich frage dich, worüber du reden willst. Damit ich es mir überlegen kann.«
    »Dass du mir erzählst, was zur Zeit im Milieu los ist.«
    »Hat es mit deinen Kumpels zu tun? Ich hab von Ugo gelesen. Tut mir Leid.«
    »Da ist etwas faul.«
    »Eh, was hast du gesagt? Kabeljauzungen? Sind die gut?«
    »Noch nie probiert, meine Schöne. Es werden meine Ersten mit dir sein.«
    »Hm. Und wenn wir uns gleich eine Vorspeise genehmigen? Ich bringe mein Nachthemd mit und die Kondome. Ich habe blaue, passend zu meinen Augen!«
    »Es ist Mitternacht, verstehst du, die Laken sind schmutzig, und die frischen sind nicht gebügelt.«
    »Du Miststück!«
    Sie hatte lachend aufgelegt.
    Ich kannte Babette seit fast fünfundzwanzig Jahren. Ich hatte sie eines Nachts im Péano kennen gelernt. Sie war gerade als Korrek - torin bei La Marseillaise eingestellt worden. Wir hatten eine Liaison, wie sie damals üblich war. Sie konnte eine Nacht dauern oder eine Woche. Nie länger.
    Auf einer Pressekonferenz über die Reorganisation der Bereitschaftspolizei in den einzelnen Bezirken hatten wir uns wieder getroffen. Mit mir als Gaststar. Sie war Journalistin geworden, hatte sich auf vermischte Nachrichten spezialisiert, die Zeitung dann verlassen und arbeitete jetzt freiberuflich. Sie schrieb regelmäßig für den Canard Enchaîné und die Tageszeitungen; die Wochen z eit - schriften engagierten sie oft f ür Hintergrundreportagen. Sie w usste mehr als ich über die Kriminalität, die Sicherheitspolitik und das Milieu. Ein wandelndes Lexikon, reizvoll aufzuschlagen. Sie hatte etwas von der Madonna von Botticelli. Aber ihren Augen w ar

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