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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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schuldete ihm etwas, und vorher würde er nicht gehen. Nicht mal, um etwas Knete zu verdienen.
    »Der Typ, weißt du, der hieß Ugo. Er war mein Freund. Ein Freund von früher. Als ich so alt war wie du.«
    Djamel verdaute das. Er musste es irgendwo in seinem Kopf ein - ordnen. »Aha. Aus der Zeit, wo Sie noch Scheiß gebaut haben, meinen Sie.«
    »Genau, ja.«
    Er verdaute aufs Neue und biss sich dabei auf die Lippen. Für ihn war es zum Kotzen, dass sie Ugo so abgeschlachtet hatten. Ugo verdiente Gerechtigkeit. Ich war die Gerechtigkeit. Aber in Djamels Kopf passten Gerechtigkeit und Polizei nicht so recht zusammen. Ich war vielleicht Ugos Kumpel, aber ich war außerdem ein Bulle, und das konnte er schwer vergessen. Er war mir einen Schritt entgegengekommen, nicht mehr. Von Vertrauen konnte noch keine Rede sein.
    »Schien okay, dein Kumpel.« Er schaute wieder auf die Uhr, dann sah er mich an. »Da ist noch was. Gestern, als Sie mich gesucht ham, warn zwei Typen hinter Ihnen her. Keine Bullen. Meine Kumpels ham sich drangehängt.«
    »Hatten sie ein Motorrad?«
    Djamel schüttelte den Kopf. »Nicht die Sorte. Spaghettifresser, die Touristen spielen.«
    »Spaghettifresser?«
    »Mhm. Ham untereinander so gesprochen.«
    Er trank sein Bier aus und ging. Ange brachte mir noch einen Pastis. Während ich ihn trank, versuchte ich an nichts zu denken.
    Cerutti wartete im Büro auf mich. Wir hatten Pérol nicht erreichen können. Schade. Ich war sicher, dass wir heute Abend das große Los ziehen würden. Wir holten Mourrabed aus seinem Loch und nahmen ihn — immer noch in Unterhosen — in Handschellen mit. Er schrie ohne Unterlass, als würden wir ihn zur Schlachtbank führen. Cerutti riet ihm, die Klappe zu halten, sonst sähe er sich genötigt, ihm eine runterzuhauen.
    Keiner sagte etwas während der Fahrt. Argue wusste über unsere Inszenierung Bescheid. Ich war vor ihm an Ort und Stelle. Seine Truppe war da. Fast jedenfalls. Morvan, Cayrol, Sandoz und Mériel. Sie, ja. Eine Panne. Solche Dinge kamen vor. Eine Panne? Und wenn es keine war? Hätten sie auf jeden Fall auf Ugo geschossen, ganz gleich, ob er bewaffnet war oder nicht? Wenn sie ihm bei seiner Jagd auf Zucca gefolgt waren, hatten sie davon ausgehen müssen, dass er noch bewaffnet war.
    »Verflucht«, stieß Cerutti aus. »Da ist das Empfangskomitee!«
    Vor dem Hochhaus standen etwa zwanzig Jugendliche um Reivers Auto herum. Multikulturell. Reiver lehnte mit gekreuzten Armen am Wagen. Die Gören schlichen um ihn herum wie Apachen. Zum Rhythmus von Khaled. Auf voller Lautstärke. Einige klebten mit der Nase an der Scheibe, um die Visage von Reivers Partner zu erken - nen, der im Wagen geblieben war, bereit, Verstärkung anzufordern. Reiver schien das nicht zu beunruhigen.
    Wenn wir abends unsere Runde drehten, scherte sich keiner um uns. Aber wenn wir ins Viertel kommen, scheucht sie das auf. Besonders im Sommer. Der Bürgersteig ist der beliebteste Ort in der Ecke. Dort wird diskutiert und geflirtet. Das ist ein bisschen laut, richtet aber wenig Schaden an. Wir kamen langsam näher. Ich hoffte, dass die Jungen aus diesem Viertel waren. Mit ihnen konnten wir immerhin reden. Cerutti parkte hinter Reivers Wagen. Ein paar Jugendliche verteilten sich. Wie die Fliegen klebten sie jetzt an unserem Wagen.
    Ich wandte mich an Mourrabed: »Du hetzt die Meute nicht auf! Kapiert?«
    Ich stieg aus und ging zu Reiver. Mit sorgloser Miene.
    »Wie gehts?«, fragte ich, ohne mich um die Gören um uns herum zu kümmern.
    »Cool. So schnell verliere ich ihretwegen nicht den Kopf. Ich habe sie gewarnt. Dem Ersten, der sich an den Reifen vergreift, stopfe ich sie ins Maul. Stimmts, Alter?«, fragte er einen großen, mageren Schwarzen mit Rastamähne, der uns beobachtete.
    Er hielt es nicht für nötig zu antworten.
    »Gut«, sagte ich zu Reiver. »Legen wir los.«
    »Keller Nummer 488. Der Hausmeister wartet. Ich bleibe hier. Ich höre lieber Khaled. Das mag ich gern.« Reiver überraschte mich. Er schmiss meine Statistiken über Leute von den Antillen über den Haufen. Er musste meine Gedanken gelesen haben. Er zeigte auf ein Haus weiter unten. »Siehst du, da bin ich geboren. Ich bin hier zu Hause.«
    Die Männer zerrten Mourrabed aus dem Wagen. Cerutti nahm seinen Arm und zog ihn vorwärts.
    Der große Schwarze kam näher. »Wofür ha m die Arschficker dich eingelocht?«, fragte er Mourrabed, ohne uns zu beachten.
    »Wegen 'nem Schwulen.«
    Sechs Jungen versperrten den Eingang

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