Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea
Mauresque aus, als sei nichts gewesen, und stand auf. Er warf mir einen Furcht einflößenden Blick zu. Ich nahm seine Worte für bare Münze. D er Typ war ein echter Killer. V ielleicht sollte ich in Zukunft bewaffnet spazieren gehen.
Toni hieß eigentlich Antoine Pirelli. Er wohnte in der Rue Clovis Hugues. Im Belle-de-Mai-Viertel, hinter dem Bahnhof Saint-Charles. Im ältesten Arbeiterviertel in der Geschichte Marseilles. Einem roten Viertel. Um den Boulevard de la Révolution ist jede Straße nach einem Helden des französischen Sozialismus benannt. Das Viertel hatte tausende von hartgesottenen Gewerkschaftlern und militanten Kommunisten hervorgebracht. Und eine stolze Reihe Ganoven. Francis le Belge war ein Kind des Viertels. Heute wurde in dem Viertel fast zu gleichen Teilen kommunistisch und Front National gewählt.
Zurück im Büro überprüfte ich als Erstes die Registrierung seines Golfs. Toni war nicht geführt. Das überraschte mich nicht. Wenn er jemals registriert gewesen war, und da war ich mir sicher, hatte jemand seine Hand im Spiel gehabt. Mein dritter Mann hatte ein Gesicht, einen Namen und eine Adresse. Alle Risiken eingerechnet, war es ein guter Tag gewesen.
Ich steckte mir eine Zigarette an. Ich kam nicht dazu, das Büro zu verlassen. Als wenn mich dort etwas festhielt. Aber ich wusste nicht, was. Ich nahm mir die Akte von Mourrabed noch einmal vor. Ich las das Verhör aufs Neue. Cerutti hatte sie fertig gestellt. Mourrabed war nicht der Mieter der Wohnung. Das Appartement lief seit einem Jahr auf den Namen Raoul Farge. Die Miete wurde jeden Monat bar bezahlt. Regelmäßig. Das war ungewöhnlich in den Vorstädten. Cerutti fand das anormal, aber er war zu spät gekommen, um dessen Akte im Büro der Wohnungsgesellschaft einzusehen. Die Büros schlossen um fünf. Er nahm sich vor, am nächsten Morgen hinzugehen.
Gute Arbeit, sagte ich mir. Was die Drogen anbelangte, war sie allerdings ein Schuss in den Ofen. Sie hatten nichts gefunden, weder in der Wohnung noch im Wagen. Dabei musste der Stoff irgendwo sein. Wegen einer Schlägerei, selbst einer blutigen, konnten wir keine Untersuchung gegen Mourrabed einleiten. Wir mussten ihn wohl laufen lassen.
Der Groschen fiel, als ich hochsah. An der Wand hing ein altes Werbeplakat. Die Weinstraße in der Bourgogne. Und darunter: Besucht unsere Weinkeller. Der Keller! Verdammt noch mal! Der K eller war natürlich das Versteck für Mourrabeds verfluchten Stoff. Ich rief über Funk im Revier an. Ich bekam Reiver aus den Antillen an den Apparat. Ich meinte, ihn für die Tagschicht eingeteilt zu haben. Das irritierte mich.
»Du hast Nachtschicht!«
»Ich spring für Loubié ein. Er hat drei Gören. Ich bin Jungeselle. Auf mich wartet nicht mal eine Mieze zu Hause. Da ist es doch gerechter so, oder nicht?«
»Okay. Nimm dir das Bassens-Viertel vor. Erkundige dich, ob die Häuser unterkellert sind. Ich rühre mich nicht vom Fleck.«
»Sie haben Keller«, antwortete er.
»Woher weißt du das?«
»Ich kenne Bassens.«
Das Telefon klingelte. Es war Ange aus dem Treize-Coins. Dja mel hatte zweimal vorbeigeschaut. Er würde in einer Viertelstunde wiederkommen.
»Reiver«, sagte ich. »Bleib im Bezirk. Ich komme, so schnell ich kann. In spätestens einer Stunde.«
Djamel saß an der Theke. Ein Bier vor der Nase. Er trug ein rotes T-Shirt mit schwarzer Aufschrift: »Charly Pizza«.
»Du warst verschwunden«, sagte ich im Herankommen.
»Ich jobbe bei Charly. An der Place Noailles. Ich fahr Pizzas aus.« Mit dem Daumen zeigte er auf das Mofa auf dem Bürgersteig. »Ich hab ein neues Mofa! Stark, nicht?«
»Das ist gut«, sagte ich.
»Klar. Das ist cool und bringt 'n bisschen Knete.«
»Du hast mich gestern Abend gesucht?«
»Ich hab da was, das Sie interessiern wird. Der Typ, den sie in der Passage umgelegt ham , der war nicht bewaffnet. Die Knarre, die hamse ihm später untergeschoben.«
Das ließ sämtliche Alarmglocken bei mir klingeln. So laut, dass mein Magen sich zusammenzog. Tief unten im Bauch meldete sich wieder der Schmerz. Ich stürzte den Pastis hinunter, den Ange mir ausgegeben hatte.
»Woher hast du das?«
»Die Mutter von 'nem Kumpel. Die wohnen über der Passage. Sie hat gerade Wäsche aufgehängt. Hat alles gesehen. Aber sie sagt keinen Pieps, die Mutter. Deine Kumpels sind bei ihr gewesen. Papiere und der ganze Scheiß. Sie hat Schiss. Aber es gibt keinen Zweifel.«
Er sah auf die Uhr, rührte sich aber nicht. Er wartete. Ich
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