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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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Nerven. Ich wurde aggressiv. Gegen meinen Willen. »Was willst du wissen? Ob ich in eine Prostituierte verliebt bin? Die Wahnvorstellung aller Männer. Eine Nutte lieben. Sie von ihrem Zuhälter losreißen. Ihr Macker sein. Sie für sich allein haben. Die Frau als Gegenstand ...« Überdruss packte mich. Das Gefühl, am Ende meiner Weisheit zu sein. Ganz am Ende. Ich weiß nicht, wo sie ist, die Frau meines Lebens. Vielleicht gibt es sie nicht.
    »Ich habe nur ein kleines Appartement, du kennst es.«
    »Mach dir keine Gedanken. Ich finde schon was.«
    Babette zog einen Umschlag aus ihrer Tasche, öffnete ihn und hielt mir ein Foto hin. »Ich bin gekommen, um dir das zu zeigen.«
    Mehrere Männer an einem Tisch in einem Restaurant. Einen kannte ich. Morvan. Ich schluckte.
    »Der rechts ist Joseph Poli. Ein ehrgeiziger Typ. Er hält sich für Zuccas Nachfolger. Hinter den Killern vom Opernplatz steckt mit Sicherheit er. Er ist ein Freund von Jacky Le Mat. Er war 81 beim Einbruch von Saint-Paul-deVence dabei.« Ich erinnerte mich. Juwe - len im Wert von sieben Millionen Francs geklaut. Le Mat war nach seinem Verhör wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Der Hauptbe - lastungszeuge hatte seine Aussage zurückgezogen. »Der dort steht«, fuhr Babette fort, »ist sein Bruder. Emile. Spezialisiert auf Erpres - sung, Spielautomaten und Diskotheken. Eine Giftkröte unter seiner gutmütigen Fassade.«
    »Sie schmieren Morvan?«
    »Der links ist Luc Wepler«, sprach sie weiter, ohne auf meine Frage einzugehen. »Gefährlich.«
    Sein Foto verursachte mir eine Gänsehaut. In Algerien geboren, verpflichtete Wepler sich sehr jung bei den Fallschirmjägern und wurde schnell aktives Mitglied der OAS, der Geheimarmee, die gegen die Unabhängigkeit Algeriens kämpfte. 1965 taucht er im Ordnungsdienst des rechtsextremen Strafverteidigers Tixier-Vignancourt wieder auf. Nach der Wahlschlappe des Rechtsanwalts bei der Präsidentschaftskandidatur gibt er seine offizielle politische Betätigung auf. Er geht wieder zu den Fallschirmjägern. Dann als Söldner nach Rhodesien, auf die Komoren, in den Tschad. 1974 ist er in Kambodscha. Unter den amerikanischen Militärberatern gegen die Roten Khmer. Dann nacheinander: Angola, Südafrika, Benin, im Libanon bei den rechtsgerichteten christlichen Milizen von Béchir Gemayel.
    »Interessant«, sagte ich und stellte mir ein Treffen von Angesicht zu Angesicht mit ihm vor.
    »Seit 1990 ist er beim Front National im Einsatz. Als erfahrener Kommandant arbeitet er im Dunkeln. Nur wenige Leute in Mar - seille kennen ihn. Auf der einen Seite sind die Sympathisanten, mit - gerissen von den radikalen Ideen des Front National. Opfer der Wirtschaftskrise. Arbeitslose. Vom Sozialismus und Kommunismus Enttäuschte. Auf der anderen die Militanten. Um die kümmert Wepler sich. Um die entschlossensten. Die aus den rechtsextremen Kampfgruppen Œuvre Française, Groupe Union Défense oder Anti - kommunistische Front kommen. Er organisiert sie in schlagkräftigen Zellen. Kampfbereite Männer. Er ist bei den jungen Leuten für seinen guten Drill bekannt. Mit anderen Worten, bei ihm heißt es: Du spurst, oder du fliegst.«
    Ich konnte meine Augen nicht von dem Foto losreißen. Ich war wie hypnotisiert von Weplers blauem, elektrisiertem, eisigem Blick. Typen wie ihm war ich in Dschibuti begegnet. Eiskalte Profi-Killer. Die Arschficker des Imperialismus. Seine verlorenen Kinder. Mit dem Hass, »die Dummen der Geschichte« gewesen zu sein, versto - ßen in die weite Welt, wie Garel, mein Chef-Adju tant, einmal gesagt hat. Dann entdeckte ich noch einen, den ich kannte. Rechts im Hintergrund. An einem anderen Tisch. Toni. Der schöne Toni.
    »Den da, kennst du den?«
    »Nein.«
    »Den habe ich vorhin kennen gelernt.«
    Ich erzählte ihr, wie und warum ich ihn getroffen hatte.
    Sie zog eine Grimasse.
    »Schlimm. Das Foto ist bei einem Essen der besonders Extremen aufgenommen worden. Die haben sich unabhängig von den Akti - visten des Front National organisiert.«
    »Willst du damit sagen, dass die Brüder Poli Faschisten geworden sind?«
    Sie zuckte die Schultern. »Sie essen zusammen. Sie lachen zusammen. Sie singen Nazi-Lieder. Wie bei Jenny in Paris, du weißt. Das hat nichts zu bedeuten, aber sicher ist, dass sie Geschäfte machen. Die Brüder Poli kommen auf ihre Kosten. Sonst sehe ich keinen Grund, warum sie sich mit ihnen abgeben sollten. Aber es gibt eine Verbindung. Morvan. Wepler hat ihn ausgebildet. In Algerien.

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