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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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gefüllte Paprika zuzubereiten. Auf rumänische Art, sagte sie. Sie füllte die Paprikaschoten mit einer gut gewürzten Masse aus Reis, Mett und etwas Rindfleisch, legte sie in einen Tontopf und bedeckte sie mit Wasser. Dann fügte sie Tomatenmark, Thymian, Lorbeer und Pfefferkraut hinzu. Das Ganze ließ sie ohne Deckel auf kleiner Flamme köcheln. Es schmeckte hervorragend, besonders wenn man im letzten Moment einen Löffel Crème fraîche darüber gab.
    Während ich aß, sah ich ihnen beim Rommé zu. Sie spielten bis 51. Wer einundfünfzig Punkte hat, in einer Dreierreihe, fünfzig, hun - dert oder einen Vierer, legt seine Karten auf den Tisch. Wenn ein anderer Spieler schon abgelegt hat, kann man die fehlenden Karten vorn oder hinten an seine Reihe anlegen. Man kann ihm auch seinen Joker abnehmen, den er anstelle einer fehlenden Karte ausgelegt hat. Wer seine Karten als Erster los ist, hat gewonnen.
    Es ist ein einfaches Spiel. Man muss allerdings gut aufpassen, wenn man gewinnen will. Marie-Lou vertraute dem Glück und verlor. Honorine und Babette kämpften um den Sieg. Beide achteten auf die Karten der anderen. Aber Honorine hatte viele Nachmittage Erfahrung im Rommé, und auch wenn sie bei jedem gewonnenen Spiel erstaunt tat, setzte ich auf sie. Sie spielte, um zu gewinnen.
    Für einen Moment glitt mein Blick über die Wäsche, die zum Trocknen aushing. Mitten unter meinen Hemden, Unterhosen und Socken ein Damenslip und ein BH, weiß. Ich betrachtete Marie-Lou. Sie hatte ein T-Shirt von mir übergezogen. Ihre Brüste zeichneten sich unter der Baumwolle ab. Meine Augen glitten an ihren Beinen, ihren Schenkeln entlang. Bis zum Hintern. Als mir klar wurde, dass sie unter dem T-Shirt nichts anhatte, bekam ich einen Steifen. Marie-Lou erhaschte meinen Blick und erriet meine Gedanken. Sie schenkte mir ein umwerfendes Lächeln, zwinkerte mir leicht betreten zu und schlug die Beine übereinander.
    Es folgten viel sagende Blickwechsel. Von Babette zu Marie-Lou. Von Babette zu mir. Von mir zu Babette. Von Honorine zu Babette, dann zu Marie-Lou. Ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut und stand auf, um unter die Dusche zu gehen. Unter dem Wasserstrahl hatte ich immer noch eine Erektion. Honorine ging gegen halb eins. Sie hatte fünf Partien gewonnen. Babette vier. Marie-Lou eine. Während sie mich küsste, fragte sie sich wohl, was ich mit zwei Frauen bei mir anfangen wollte. Marie-Lou verkündete, dass sie ein Bad nehmen würde. Ich konnte nicht anders, als ihr mit den Augen zu folgen.
    »Sie ist wirklich sehr schön«, sagte Babette mit einem leichten Lächeln.
    Ich nickte. »Du auch.«
    Das stimmte. Sie hatte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihre Augen wirkten riesig und ihr Mund größer. Trotz ihrer vierzig Jahre konnte sie sich vor jeder Zwanzigjährigen sehen lassen. Sogar vor Marie-Lou. Sie war jung. Ihre Schönheit war offensicht - lich, sie sprang ins Auge. Babette strahlte sie aus. Freude am Leben hält jung, dachte ich.
    »Vergiss es«, sagte sie und streckte mir die Zungenspitze heraus.
    »Hat sie es dir gesagt?«
    »Wir hatten Zeit, uns kennen zu lernen. Das ändert nichts. Das Mädchen ist schwer in Ordnung. Wirst du ihr helfen, von ihrem Zuhälter loszukommen?«
    »Hat sie dir das gesagt?«
    »Sie hat gar nichts gesagt. Ich stelle dir die Frage.«
    »Es wird immer ein Zuhälter da sein. Außer sie will aufhören. Wenn sie den Willen aufbringt. Und den Mut. So einfach ist das nicht, weißt du. Die Mädchen werden fest an der Kandare gehalten.« Ich stotterte Banalitäten. Marie-Lou war eine Prostituierte. Sie war bei mir abgestiegen. Weil sie in der Klemme saß. Weil bei mir eine Schraube locker war. Weil ich die Sicherheit verkörperte. Weiter sah ich nicht. Nicht über morgen hinaus, und das war schon viel. »Ich muss einen Unterschlupf für sie finden. Hier kann sie nicht bleiben. Es ist nicht mehr sehr sicher bei mir.«
    Die Luft war mild. Wie ein salziges Streicheln. Mein Blick verlor sich in der Ferne. Die Wellen raunten Glück. Ich versuchte, die Last der Drohungen beiseite zu schieben. Ich war mit beiden Füßen in gefährliche Gewässer geraten. Was sie noch gefährlicher machte, war, dass ich nicht wusste, woher die Strömung kam.
    »Ich weiß«, sagte Babette.
    »Du weißt alles«, antwortete ich leicht gereizt.
    »Nein, nicht alles. Aber genug, um mir Sorgen zu machen.«
    »Das ist lieb. Entschuldige.«
    »Wegen Marie-Lou, ist es nur deshalb?«
    Diese Diskussion ging mir auf die

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