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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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nicht mehr gültig. Ich bin dort. Ich will dich nicht hineinziehen. Es ist gefährlich. Wir werden unsaubere Dinge tun müssen, fürchte ich. Bestimmt sogar. Du hast eine Frau und eine Tochter. Denk an sie, und vergiss mich.«
    Ich öffnete die Tür. Er packte meinen Arm. »Unmöglich, Fabio. Wenn wir morgen deine Leiche finden, weiß ich nicht, was ich tun werde. Schlimmeres vielleicht.«
    »Ich werde dir sagen, was du machen wirst. Noch ein Kind. Mit der Frau, die du liebst. Mit deinen Kindern hast du noch eine or - dentliche Zukunft auf dieser Erde, da bin ich mir sicher.«
    »Du bist ein Idiot!«
    Er nahm mir das Versprechen ab, auf ihn zu warten. Oder zu ihm zu kommen, wenn ich etwas unternehmen wollte. Ich versprach es ihm. Beruhigt war er nach Bassens gefahren. Er konnte nicht wissen, dass ich mein Wort brechen würde. Verdammt noch mal! Ich drückte meine dritte Kippe aus und stieg aus dem Auto.
    »Wer ist da?«
    Eine Frauenstimme. Jung. Beunruhigt. Ich hatte Lachen gehört. Dann Schweigen.
    »Montale. Fabio Montale. Ich möchte zu Toni.«
    Die Tür ging einen Spaltbreit auf. Ich musste mich geirrt haben! Karine war genauso perplex wie ich. Wir standen uns sprachlos gegenüber. Ich trat ein. Ein starker Shit-Geruch stieg mir in die Nase.
    »Wer ist da?«, hörte ich vom Ende des Flurs fragen.
    Kaders Stimme.
    »Kommen Sie rein«, sagte Karine. »Woher wissen Sie, dass ich hier wohne?«
    »Ich wollte zu Pirelli. Toni.«
    »Mein Bruder! Er ist seit Ewigkeiten nicht mehr hier.«
    Die Antwort! Endlich hatte ich sie! Aber ich verstand noch immer nicht. Leila und Toni, das wollte mir nicht in den Kopf. Sie waren alle da. Kader, Yasmine, Driss. Um den Tisch versammelt. Wie Ver - schwörer.
    »Allah ist groß«, sagte ich und zeigte auf die Flasche Whisky vor ihnen.
    »Und Chivas ist sein Prophet«, antwortete Kader und griff nach der Flasche. »Stößt du mit uns an?«
    Sie mussten eine ganze Menge getrunken haben. Und geraucht. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sie dadurch fröhlicher wurden. Im Gegenteil.
    »Ich wusste gar nicht, dass du Toni kennst«, sagte Karine.
    »Nur flüchtig. Siehst du, ich wusste nicht einmal, dass er umgezogen ist.«
    »Dann hast du ihn seit einem Monat nicht gesehen ...«
    »Ich kam gerade vorbei, sah Licht und bin hochgekommen. Alte Kumpel, verstehst du.«
    Sie starrten mich an. Toni und ich passten in ihren Augen sicher nicht so ganz zusammen. Jetzt konnte ich meine Richtung nicht mehr ändern. Ihre Köpfe rauchten.
    »Was wollen Sie von ihm?«, fragte Driss.
    »Einen Gefallen. Ihn um einen Gefallen bitten. Nun gut«, sagte ich und trank aus, »ich werde euch nicht länger stören.«
    »Du störst uns nicht«, widersprach Kader.
    »Ich hatte einen langen Tag.«
    »Es scheint, Sie haben einen Dealer geschnappt?«, fragte Yasmine.
    »Die Neuigkeiten verbreiten sich schnell.«
    »Arabisches Telefon«, warf Kader lachend ein. Ein gezwungenes, falsches Lachen.
    Sie erwarteten, dass ich ihnen erklärte, was ich mit Toni am Hut hatte.
    Yasmine schob mir ein Buch zu, noch im Plastikumschlag. Ich las den Titel, ohne es in die Hand zu nehmen: Der Tod ist ein einsames Geschäf t von Ray Bradbury. »Sie können das Buch haben. Es hat Leila gehört. Kennen Sie es?«
    »Sie hat oft davon gesprochen. Ich habe es nie gelesen.«
    »Hier«, sagte Kader und reichte mir ein Glas Whisky. »Setz dich, wir beißen nicht.«
    »Wir haben es zusammen gekauft. Am Tag bevor ...«, sagte Yasmine.
    »Ah«, sagte ich. Der Whisky brannte mir in der Kehle. Ich hatte den ganzen Tag nichts gegesse n. Müdigkeit überfiel mich. Die N acht war noch lang. »Hast du vielleicht einen Kaffee?«, fragte ich Karine.
    »Ich hab gerade welchen gemacht. Er ist noch heiß.«
    »Es war für Sie«, fuhr Yasmine fort. »In dieser Plastikfolie. Sie wollte es Ihnen schenken.«
    Karine kam mit einerTasse Kaffee wieder. Kader und Driss sagten kein Wort mehr. Sie warteten auf die nächste Folge einer Geschichte, deren Ende sie zu kennen schienen.
    »Ich hab lang nicht verstanden, wie es in den Wagen meines Bruders kam«, sprach Karine weiter.
    Jetzt war es draußen. Es verschlug mir die Sprache. Die Bande gab mir den Rest. Keiner von ihnen lachte mehr. Sie waren ernst.
    »Samstagabend ist er vorbeigekommen, um mich ins Restaurant zum Essen einzuladen. Das macht er regelmäßig. Redet von meinem Studium, steckt mir 'n bisschen Geld zu. Ein großer Bruder halt! Das Buch lag im Handschuhfach. Ich weiß nicht mehr, was ich gesucht habe.

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