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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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Ich hab gefragt: › Was ist denn das? ‹ Er war mächtig erstaunt. › Was? Das? Ah, das, ähm ... Nun, das ist... ein Geschenk. Für dich. Ich dachte ... Na ja, für nach dem Essen. Mach es ruhig auf. ‹ Toni machte mir oft Geschenke. Aber ein Buch war ganz was Neues. Ich verstand nicht, wie er daraufgekommen war ... Ich war gerührt. Ich hab ihm gesagt, dass ich ihn gern habe. Wir sind essen gegangen, und ich habe das Buch samt der Verpackung in meine Handtasche gesteckt. Als ich zurückkam, legte ich es da aufs Regal. Dann ist das alles passiert. Leila, die Beerdigung. Ich bin bei ihnen geblieben. Wir haben bei Mouloud geschlafen. Ich hatte das Buch ganz vergessen. Heute Mittag hat Yasmine es gesehen, als sie mich abholen wollte. In unseren Köpfen ging alles durcheinander. Wir haben die Jungs angerufen. Die Sache musste geklärt werden. Verstehen Sie?« Sie hatte sich hingesetzt. Sie zitterte. »Jetzt wissen wir nicht, was wir machen sollen.«
    Und sie brach in Tränen aus.
    Driss stand auf und nahm sie in seine Arme. Er strich ihr zärtlich übers Haar. Ihr Weinen grenzte an einen Nervenzusammenbruch. Yasmine kniete sich vor ihr hin und nahm Karines Hände. Kader blieb reglos sitzen, die Ellenbogen auf dem Tisch. Er sog krampfhaft an seiner Zigarette. Den Blick weit weg.
    Alles begann sich um mich zu drehen. Mein Herz schlug zum Zerplatzen. Nein, das war nicht möglich! Ein Satz von Karine hatte mich alarmiert. Toni. In der Vergangenheitsform.
    »Und wo ist Toni?«
    Kader stand auf, wie ein Roboter. Karine, Yasmine und Driss folgten ihm mit den Augen. Kader öffnete die Balkontür. Ich stand auf und trat näher. Da lag Toni. Ausgestreckt auf den Kacheln.
    Tot.
    »Wir wollten dich gerade anrufen.«

Vierzehntes Kapitel
In dem es besser ist, in der H ö lle zu
leben, als im Paradies zu sterben

    Die Kids waren am Ende. Jetzt, wo sie Tonis Leiche wieder sahen, brachen sie zusammen. Karine heulte immer noch. Yasmine und Driss hatten auch angefangen. Bei Kader schienen die Sicherungen durchgebrannt zu sein. Der Shit und der Whisky hatten nichts genützt. Jedes Mal, wenn er auf Tonis Leiche hinuntersah, stieß er kurze, trockene Lacher aus. Ich begann durchzudrehen. Das war nicht der richtige Moment.
    Ich schloss die Balkontür, schenkte mir einen Whisky ein und steckte mir eine Zigarette an.
    »Gut«, sagte ich. »Nochmal von vorn.«
    Aber ich hätte ebenso gut mit Taubstummen reden können. Kader lachte noch hysterischer.
    »Driss, du bringst Karine ins Schlafzimmer. Sie soll sich hinlegen und ausruhen. Yasmine, find mir irgendein Beruhigungsmittel, Lexomil oder so was, und gib jedem eine Tablette. Nimm selber auch eine. Danach machst du mir frischen Kaffee.« Sie sahen mich an wie Marsmenschen. »Na los!«, sagte ich ruhig, aber bestimmt.
    Sie standen auf. Driss und Karine verschwanden im Schlafzimmer.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Yasmine. Sie fing sich wieder. Von den vieren war sie die verlässlichste. Das zeigte sich in jeder ihrer Gesten. Präzise, sicher. Sie hatte vielleicht genauso viel geraucht wie die anderen, aber weniger getrunken. Das war deutlich.
    »Den da wieder aufrichten«, antwortete ich und wies auf Kader. Ich hob ihn aus seinem Stuhl.
    »Der baut keine Scheiße mehr, was?«, sagte er und brach in Gelächter aus. »Dem haben wir das Maul für immer gestopft, diesem Arschloch.«
    »Wo ist das Badezimmer?«
    Yasmine zeigte es mir. Ich schob Kader hinein. Dort stand eine winzige Badewanne. Der Geruch von Erbrochenem hing in der Luft. Driss war schon da gewesen. Ich packte Kader am Nacken und zwang ihn in die Hocke. Ich öffnete den kalten Wasserhahn. Er wehrte sich.
    »Mach keinen Scheiß! Sonst schmeiß ich dich rein!«
    Ich reichte ihm ein Handtuch, nachdem ich ihm gründlich den Kopf gewaschen hatte. Als wir ins Wohnzimmer zurückkamen, stand der Kaffee auf dem Tisch. Wir setzten uns. Aus dem Schlaf - zimmer drangen immer noch Karines Schluchzer, aber schwächer. Driss redete ihr gut zu. Ich konnte nicht verstehen, was er sagte, aber es klang wie eine sanfte Melodie.
    »Verdammt«, sagte ich zu Kader und Yasmine. »Warum habt ihr mich nicht angerufen?«
    »Wir wollten ihn nicht umbringen«, antwortete Kader.
    »Was habt ihr denn erwartet? Dass er sich bei euch entschuldigt? Der Typ war fähig, seinen Vater und seine Mutter zu erwürgen.«
    »Das haben wir gesehen«, sagte Yasmine. »Er hat uns gedroht. Mit einer Waffe.«
    »Wer hat ihn angegriffen?«
    »Zuerst Karine, mit einem

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