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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Nicht nur, weil sie der festen Meinung ist, dass die Katholiken eine heimliche Verschwörung planen, um die Queen vom Thron zu jagen und sie durch den spanischen König zu ersetzen - sondern vor allem auch, weil sie sich nicht vorstellen kann, dass ein Junge mit einem Mädchen ganz ohne Hintergedanken befreundet sein kann, ohne irgendwann hormonellen Zwängen zu unterliegen. Früher habe ich ihre Sorge, ich könnte jedes Mal schwanger werden, wenn Ant und ich uns nach oben verzogen, um uns CDs anzuhören, einfach ignoriert, zumal das immer noch besser war, als wenn sie befürchtet hätte, ich könnte mich mit AIDS anstecken (womit man sich ihrer Meinung nach übrigens schon infizieren kann, wenn ein Homosexueller im selben Postleitzahlengebiet wie man selbst wohnt).
    Daher habe ich ihr nie etwas von Ants »widernatürlicher Neigung« erzählt. Zumal er selbst seine Homosexualität stets brillant kaschiert hat. Zwar gab er sich manchmal tuntiger als Sigfried und Roy zusammen, jedoch niemals in Anwesenheit meiner Mum.
    Als ich Ant vom Fenster aus mustere, muss ich feststellen, dass New York ihn verändert hat. Neigte er früher zum Understatement, ist jetzt das genaue Gegenteil der Fall.
    »Willst du ihn nicht hereinlassen?«, fragt meine Mum. Daraufhin gehe ich zur Sprechanlage, hole tief Luft und nehme den Hörer ab.
    »Ant, was machst du hier?«
    »Mir geht‘s total beschissen, Baby...«
    Was zum Teufel ist heute Abend bloß los?
    »... Ich brauche dich ganz dringend.«
    »Äh ... komm hoch ... Meine Mutter ist übrigens auch da«, sage ich in unbekümmertem Ton, wobei ich inständig hoffe, dass er den Wink mit dem Zaunpfahl versteht und auf dem Weg nach oben auf wundersame Weise in andere Klamotten schlüpft. Und sich zudem rasiert.
    Nichts dergleichen passiert.
    Ich mache die Tür auf, und da steht er vor mir: der lange vermisste siebte Mann der Village People. Er schlingt die Arme um mich und drückt mich, bis ich keine Luft mehr bekomme. »Bin ich froh, dich zu sehen, Amy«, seufzt er. Danach sieht er über meine Schulter hinweg zu Mum und sagt: »Hi, Mrs. Bickerstaff, wie geht es Ihnen?«
    »Ach, weißt du, Anthony«, erwidert sie, wobei sie seinen Vornamen so betont, wie er es hasst, »man schlägt sich so durch. Und was ist mit dir? Nimmst du dir gerade eine Auszeit von Gott?«
    Bei der letzten Frage erstarre ich sichtlich und bete im Stillen, dass Ant sich nicht nur an die Lüge erinnert, sondern dass ihm auch noch so viel an mir liegt, dass er mitspielt.
    »Von Gott nimmt man sich nie eine Auszeit, Mrs. Bickerstaff. Auch wenn ich dreitausend Meilen von meinem Seminar entfernt bin, ist Er trotzdem immer bei mir.«
    Meine Anspannung fällt sichtlich von mir ab.
    »Und was macht dein Studium?«, fragt Mum weiter, während sie entsetzt seine Aufmachung mustert, offenbar all ihre Bedenken gegenüber Katholiken bestätigt sieht und insgeheim bedauert, dass Elizabeth die Erste damals so etwas nicht gründlicher ausgerottet hat.
    »Das läuft gut, danke«, antwortet Ant. »Neulich hatte ich meine erste Beichte. Das war ganz schön haarig. Ein Pädo...«
    »Mum«, platze ich dazwischen, »sieh mal auf die Uhr. Musst du nicht nach Hause?«
    »Nun ja ... Eigentlich nicht, zumal dein Vater bestimmt wieder lange arbeitet ... Aber ich lasse euch trotzdem allein, damit ihr ungestört plaudern könnt.«
    Dem Himmel sei Dank - normalerweise stellt sie sich bei solchen Anspielungen grundsätzlich taub.
    Ich begleite sie nach unten. Als wir an der Wohnung im Erdgeschoss vorbeikommen, bleibt sie unvermittelt stehen und horcht auf die Musik, die nach wie vor lautstark herausdröhnt. Ich erstarre und richte mich seelisch auf ihre nächste Reaktion ein, die folgendermaßen aussehen wird: Sie geht an die Tür, verschafft sich mit lautem Hämmern Aufmerksamkeit und verlangt, dass dieses furchtbare Popgedudel auf der Stelle aufhören möge, mit dem Hinweis, dass Vivaldis Vier Jahreszeiten doch die weitaus bessere Alternative sei. Natürlich habe ich Schiss, zumal die Tür bestimmt nicht von Mary geöffnet wird, sondern von einem der beiden zugedröhnten Technofreaks, die hier wohnen. Doch Mum tut nichts von alledem. Sie begnügt sich mit einem Kopfschütteln, bevor sie nach draußen geht. Im Kern ist Mum immer noch die Alte - auch wenn sie dieselben Klamotten wie Edwina Currie trägt.
    Was zum Henker hat es nur mit dieser Typveränderung auf sich?
    »Mum ...«
    »Ja, Schätzchen?«
    »Dein Kostüm.«
    »Was ist damit?«
    »Es

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