Marsversorger ALPHA VI
gedrängt und die Absperrlinien durchbrochen. Keiner der Ordnungshüter hatte ein grobes Wort ausgesprochen, geschweige denn von einer Betäubungswaffe Gebrauch gemacht.
Und warum war das geschehen?
Weil Hannibal, dieser geniale Zwerg, es verstanden hatte, kleine menschliche und auch yedocekonische Schwächen von vornherein augenzwinkernd zu erwähnen. Er hatte versichert, Seine Verklärtheit, Tumadschin Khan, würde das vollkommen verstehen und folgerichtig auffassen, denn auch er wäre ein Terraner!
Der dadurch erzielte politische und militärische Erfolg war phänomenal. Ich kam immerhin mit einem Schiffsgiganten der Porcupa-Klasse an. TECHNO unterwarf sich meinem Befehl. Diese bislang verehrte seelenlose Robotgottheit beugte sich dem Erben der Marsianer. Mehr Erklärungen verlangten die Yedocekoner nicht; im Gegenteil – es war schon fast etwas zuviel der Toleranz.
Daran waren sie nicht gewohnt. Sie waren bessere Sklaven gewesen. Plötzlich wurden sie um Hilfe gebeten. Unvermittelt übertrug ihnen ein Fremder Handlungsvollmachten, die für sie unvorstellbar waren. Die Jägerbesatzungen hatten mit ihrem Gefechtsbericht mehr erreicht, als Hannibal mit zahlreichen schönen Reden.
Es war einfach überwältigend.
Die beiden Orghs waren von den Relaisstationen des Großroboters TECHNO in Fernsteuerung genommen und auf den dafür vorgesehenen Abstellplätzen gelandet worden. Einen hypnosuggestiven Überfall hatten sie nicht mehr unternommen.
Das war die derzeitige Situation!
Einige hundert Meter weiter bemerkte ich die vertrauten Konturen der »1418«. Lobral und seine Besatzungsmitglieder waren bereits an Bord der BAPURA gekommen.
Hannibal, Dr. Anne Burner, Professor Aich und alle anderen Personen, die ich mit dem Beiboot vorausgeschickt hatte, waren auch anwesend.
Hannibal trug seine Prunkkleidung als »Trantor of Talgan«. Die Psychologin lachte still vor sich hin. Allison riß Witze, und Professor Aich wischte sich ständig den Schweiß von der Stirn.
»Nun werden Sie wohl allmählich erscheinen müssen, Euer Verklärtheit«, meinte er ohne jede Ironie. »Lassen Sie sich möglichst nicht zerreißen. Die Leute sind außer sich. Aber vor Freude! Man liebt einen Fremden, den man niemals zuvor sah. Man war fassungslos, als man von den Jägerkommandanten hörte, dieser Fremde hätte ihnen die Entscheidungsfreiheit überlassen und ihnen zugetraut, sich ohne seine Hilfe gegen die Zwangsbevormundung der Hypnos zu behaupten. General Konnat – was das für diese Leute bedeutet, können Sie sich nicht vorstellen, auch wenn Sie das nicht wahrhaben wollen. Das ist ein Fall der absoluten Superlative.«
Mein Lachen klang heiser. Meine Kehle war wie ausgedörrt.
»Wir kommen als Nichtskönner und werden umjubelt. Unvorstellbar!« fügte er noch hinzu.
Ich suchte krampfhaft nach Ausreden, um meinen Auftritt noch etwas hinauszuzögern. Die Hypnos an der Nase herumzuführen – das war dagegen eine Kleinigkeit. Wie sollte ich mich verhalten?
Ich fühlte plötzlich einen äußerst schmerzhaften Druck an meiner linken Schulter. Die Hand eines Titanen schien sie umfaßt zu haben. Ich drehte den Kopf.
Tancanoc stand hinter mir. Er ahnte nicht, daß er mir weh tat. Ich verzog auch keine Miene.
»Freund«, sagte er mit tiefer Stimme in seinem mittlerweile gut verständlichen Englisch, »ich weiß, was Sie bewegt. Ich bin auf dieser Welt der einzige Yedocekoner, der die technischen Schwierigkeiten Ihres terranischen Volkes kennt. Kein Wort darüber ist über meine Lippen gekommen. Bis zu meiner Ankunft auf MV-ALPHA-VI war ich
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