standen in der Spüle, nach wie vor ungespült.
Du Scheißkerl , dachte sie wütend. Und dann: Ich liebe dich .
Aber tat sie das wirklich?, fragte sie sich sofort. War es denn Liebe, dieses überwältigend intensive Gefühl körperlichen Verlangens und der Sehnsucht, oder war Liebe eher das, was Aldo und seine Ehefrau verbinden musste – die langen Jahre, die man zusammen in derselben Wohnung wohnte, die gemeinsamen Kinder, der Schmerz angesichts der Untreue, die Möglichkeit, dass man sich verzieh? Das war die Frage, die sie ihm an jenem Nachmittag nicht gestellt hatte, wurde ihr jetzt klar: Liebst du sie? Sie hatte es nicht für nötig befunden. Denn aufgrund der Verzweiflung in seinem Blick, als er die Fotos gesehen hatte, hatte sie die Antwort bereits gekannt.
Kat, du warst eine Idiotin. Eine Idiotin, die eine Ehe in Gefahr gebracht hat .
Sie goss sich ein großes Glas Grappa ein und fuhr den Rechner hoch. Fast automatisch, als würde sie einem inneren Zwang folgen, loggte sie sich bei Carnivia ein.
Katerina Tapo – einundzwanzig Einträge
Wie sich nun herausstellt, wurde sie bloß aus dem Grund den Okkultistenmorden zugeteilt, weil Piola der zuständigen Abteilung vorab erklärte, er wolle mit ihr arbeiten. Francesco Lotti ließ sie in dem Glauben, er habe das für sie eingefädelt. Armer, liebeskranker Lotti!
Mir ist zu Ohren gekommen, dass die Signora nicht glücklich damit ist, dass die Ehefrau von der Affäre Wind bekommen hat. Jetzt kriegt Piola von beiden Seiten eins aufs Dach.
Das kommt dabei raus, wenn man Frauen bei militärischen Organisationen zulässt. Da können die Männer nichts dafür.
»Ach, verdammte Scheiße«, presste sie erschöpft hervor. Sie klickte das Fenster weg, entschlossen, nie wieder auf diese Seite zu gehen.
Es war daher reinste Ironie, dass die oberste Mail in ihrem Postfach ausgerechnet von
[email protected] stammte.
Sehr geehrte Signora Tapo,
könnten wir uns treffen? Ich habe da was für Sie.
Mit freundlichen Grüßen
Daniele Barbo
PS: Sie bringen besser diese Festplatte mit.
Sie stieß einen leisen Fluch aus und löschte die Mail.
Die nächste Nachricht kam von der Guardia di Finanza, der für die italienischen Grenzen verantwortlichen Abteilung der Polizei. Vorhin, als sie ihren Papierkram erledigte, war sie Piolas Bitte nachgekommen, sich einen Scan von Findlaters Ausweis zu besorgen sowie die Daten, wann er ins Land eingereist war und es wieder verlassen hatte. Die in der E-Mail mitgeteilten Daten bestätigten tatsächlich Findlaters Geschichte. Müde klickte sie auf den Anhang. Findlaters lächelndes Gesicht, nur zehn Jahre jünger, tat sich bildschirmfüllend vor ihr auf. Es schien ihr fast so, als würde dieser selbstgefällige Bastard sie spöttisch angrinsen.
Sie beugte sich vor und sah sich das Bild genauer an. Auf seinem Passfoto trug Findlater ein Sportsakko und ein offenes Hemd. Irgendetwas war da am Kragenaufschlag, eine Art Anstecknadel.
Es war schwer zu sagen, weil die Auflösung des Fotos nicht berauschend war, aber in ihren Augen sah es nach etwas wie einem Kreuz aus. Die untere Hälfte wurde erst breiter und lief dann nach unten hin spitz zu. Fast wie die Schneide eines Kurzschwerts mit breiter Klinge.
Wenn sie sich nicht täuschte, dann handelte es sich um die gleiche Anstecknadel, wie sie sie bei Pater Uriel gesehen hatte. Und das Kreuz ähnelte dem Logo auf der Homepage des Melchizedek-Ordens.
Sie klickte auf den Ordner mit den gelöschten Objekten und beförderte die Nachricht von Daniele Barbo zurück in den Posteingang. Dann las sie sie erneut.
Die Festplatte hatte sie tatsächlich immer noch. Und Malli hatte es wie vorhergesehen nie geschafft, sich die Unterlagen, die die Beweismittelkette sicherten, vorzunehmen. Wenn sich wie durch ein Wunder je irgendjemand die Dokumente ansah, dann würde man davon ausgehen, dass die Festplatte immer noch zwischen dem ganzen Zeug auf seinem Arbeitstisch herumlag.
Kat Tapo weinte in dieser Nacht nicht mehr. Sie war kurz davor – wurde gequält von Schlaflosigkeit, Reue und einem abscheulichen Gefühl in der Magengegend, etwas falsch gemacht zu haben. Doch in erster Linie spürte sie ein hartes, eisiges Gefühl, das sie als Entschlossenheit erkannte.
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Sie trafen sich im Salon der Ca’ Barbo, mit seiner erlesenen Mischung aus Renaissancefresken, modernen Gemälden und den billigen Sitzmöbeln. Daniele Barbo, Holly Boland und Kat Tapo.
Während Kat sich in dem Raum umsah, kam ihr
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