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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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beobachten konnten. Doch schon bald wurde Kat ungeduldig, weil die Arbeit so schleppend voranging. Daher überließ sie es Holly, Daniele zu überwachen, während sie erneut loszog, um das Foto von Bob Findlater den Prostituierten in der Gegend um Santa Lucia zu zeigen.
    »Warum hat eigentlich der IT -Typ bei den Carabinieri nichts von alledem ausprobiert?«, erkundigte Holly sich über die Videoverbindung, als Daniele die Festplatte auseinandernahm. Zweifelsohne war die Frage berechtigt: Denn statt nur missmutig zu knurren, würdigte er sie doch tatsächlich einer Antwort.
    »Die meisten Computerexperten sind nur Experten, was den Einsatz von Spezialsoftware betrifft. Um beispielsweise eine Festplatte zu untersuchen, lässt man sie über ein Programm wie Helix oder IX imager laufen. So findet man heraus, was sich auf dem Schlupfspeicher befindet – jene Datenfragmente, die zwar gelöscht wurden, jedoch nicht restlos beseitigt sind. In neunzig Prozent der Fälle reicht dies absolut aus.«
    Er schwieg eine Weile, um die Verkleidung der Festplatte beiseitezulegen. »Für kompliziertere Fälle, wie beispielsweise bei dem Bombenattentat in Madrid oder bei einem Shuttleunglück, bedienen sich so gut wie alle Behörden der Welt eines Unternehmens namens Kroll Ontrack. Wenn eine meiner Computerfestplatten zum Beispiel feuerbeschädigt wäre, würde ich mich vermutlich auch an die wenden. Obwohl Meerwasser schon was für richtige Profis ist. Das Problem ist nicht so sehr das Wasser an sich – die eigentlichen Daten werden magnetisch gespeichert –, es ist vielmehr das, was zurückbleibt, sobald es getrocknet ist. Wenn jemand wie Malli das Laufwerk hochfährt, um es zu kopieren, zerkratzen die Überreste auf der sich drehenden Disc die Oberfläche, sodass die Daten beschädigt werden. Ich hoffe nur, dass Malli sich nicht allzu viel Mühe gemacht hat, denn je weniger er versucht hat, desto besser sind meine Chancen.«
    Er stülpte sich eine Chirurgenmaske übers Gesicht und legte puderfreie Latexhandschuhe an sowie ein Antistatikband fürs Handgelenk, bevor er sich an die Reinigung der Festplatten machte.
    »Wir haben Glück«, verkündete er schon bald mit gedämpfter Stimme über die Videoverbindung. »Da drinnen ist immer noch ein wenig Feuchtigkeit.«
    »Und das ist gut?«
    »Es ist wie bei den hölzernen Pfählen, auf denen die venezianischen Häuser erbaut sind. Solange die feucht bleiben, werden sie nicht morsch.«
    Er legte die Platten in eine Schale mit aufbereitetem Wasser. »So. Jetzt muss ich sie erst mal eine Weile einweichen.«
    Er trat aus der Bude, zog Maske und Ganzkörperanzug aus. Sie sah, wie sein Blick zu den Whiteboards voller mathematischer Formeln im hinteren Bereich des Raums wanderte.
    »Was ist das denn?«, erkundigte sie sich neugierig.
    Er grummelte kurz. »Ein mathematisches Problem.«
    »Das dachte ich mir. Hat es was mit Computern zu tun?«
    »In gewisser Weise schon.« Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Aber ich bezweifle, dass Sie das verstehen.«
    »Ich auch, aber erklären Sie es mir doch bitte trotzdem.«
    Er nahm einen Stift zur Hand, trat an eins der Boards und zog eine Linie durch die Formel. »Das Ganze nennt sich P - NP -Problem. Unterm Strich lässt sich alles auf die simple Frage reduzieren: Wenn man einen Computer so programmieren kann, dass er die Antwort auf ein Theorem verifiziert, warum kann man ihn dann nicht gleich dahingehend programmieren, dass er das Theorem löst? Es zählt zu den sieben Millennium-Problemen der Mathematik. Bislang konnte nur eines von ihnen enträtselt werden.«
    »Und Sie glauben, dass Sie dieses hier lösen?«
    »Das dachte ich lange. Aber mittlerweile bezweifle ich, dass irgendjemand das kann.«
    »Und warum versuchen Sie es dann weiter?«
    »Warum?«, wiederholte er überrascht. »Weil es schön ist. Wie ein Musikstück oder eine Skulptur. Das Problem selbst, meine ich – es sagt mehr über den Zustand des Menschseins aus als jede Symphonie oder jedes Porträt.«
    »Sie meinen, Sie sehen es sich gerne an?«
    »Ansehen, anhören – das sind alles keine adäquaten Begriffe. Hier …« Er ging auf ein weiteres Whiteboard an der Wand zu und schob es zur Seite. Dahinter kam ein abstraktes Gemälde zum Vorschein. »Das ist ein de Chirico. Mein Vater hielt es für eines der großartigsten Stücke seiner Sammlung. Und hier …« Er schob das Whiteboard wieder zurück, bis es das Gemälde vollständig verdeckte. Darauf stand die Gleichung e iπ + 1 =

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