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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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der Gedanke, wie wunderbar er die Eigenheiten seines Besitzers widerspiegelte. Gelegentlich erkannte man durchaus den venezianischen Aristokraten in ihm, wie er ihnen in exquisiten Kelchen aus dem achtzehnten Jahrhundert höflich einen spritz anbot, jenes klassisch venezianische Mixgetränk aus Campari, Weißwein und Mineralwasser. Dann wiederum fing er wie aus heiterem Himmel an, von TCP -Protokollen und Algorithmen zur Paketvermittlung zu reden, und sofort war der Aperitif vergessen, während er unverständliche Erklärungen herunterrasselte und dabei völlig geistesabwesend eine Dose Cola light öffnete.
    Den Großteil der Zeit allerdings zeigte er kaum Interesse an der Anwesenheit der beiden Frauen. Stattdessen wanderte sein Blick zu den Whiteboards mit den mathematischen Formeln, die sich an der Wand aneinanderreihten.
    Kat warf einen Blick zu Holly Boland. Sie musste zugeben, dass sie die Amerikanerin möglicherweise falsch eingeschätzt hatte. Sie hatte Holly als obrigkeitshörige Bürokratin abgestempelt ohne eigenen Willen und ohne Biss. Doch die Frau strahlte in Wirklichkeit eine derart ruhige Zuversicht aus, während sie erklärte, weshalb sie dieses Treffen einberufen hatte. Natürlich, so dachte Kat, war Second Lieutenant Boland als Soldatin eher daran gewöhnt, Befehle entgegenzunehmen, als selbst die Initiative zu ergreifen. Doch wie sie jetzt darüber berichtete, wie sie die Namen derjenigen, die an der Konferenz im Camp Ederle beteiligt waren, herausfand, zeugte doch von beeindruckenden Ermittlerqualitäten.
    Wenn das denn alles wahr war . Kat war sich nur allzu bewusst, dass sie sich nicht nur des schlimmen Vergehens schuldig gemacht hatte, mit einem Vorgesetzten zu schlafen, sondern nun auch noch kurz davor war, Beweismittel an einen vorbestraften Kriminellen und Einzelheiten zu den Ermittlungen in einem Fall an eine ausländische Geheimdienstmitarbeiterin weiterzugeben. Wenn man sie dabei erwischte, würde man sie mindestens vor das Militärgericht zerren. Aus diesem Grund wusste nicht einmal Piola, dass sie hier war.
    »Keiner von uns ist freiwillig hier«, sagte Holly gerade. »Und keinem von uns käme es gelegen, wenn andere davon erfahren würden. Der Grund für dieses Treffen ist der, dass wir völlig unabhängig voneinander Spuren nachgegangen sind, die, wie es aussieht, irgendwie in Zusammenhang stehen. Mein Vorschlag lautet deshalb, dass wir alles sammeln, was wir an Informationen haben, und dann prüfen, wo es Überschneidungen gibt. Alle einverstanden?«
    Kat nickte. Daniele betrachtete seine Fingernägel.
    »Ich fange an«, sagte Holly seufzend. »Daniele, dürfte ich wohl eines der Whiteboards hier benutzen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie meinen.«
    »Also«, sagte sie dann, während sie aufstand und die Kappe von einem Stift zog. Sie hatte sich für dieses Treffen in Zivil gekleidet, vermutlich, um in Venedig keine Aufmerksamkeit zu erregen. Doch in Kats Augen sah sie in den Klamotten, die sie gewählt hatte – Hoodie, Jeans und Turnschuhe –, eher aus wie ein Junge im Teeniealter. »Ich kann von einem Treffen im Camp Ederle im Jahr 1993 berichten, bei dem ein General Dragan Korovik sowie die italienische Mafia beteiligt waren, ein privates Sicherheitsunternehmen namens MCI , ein Psychologe, Kirchenvertreter …« Sie zählte die Teilnehmer an der Operation William Baker einen nach dem anderen auf, dann legte sie den Stift zur Seite. »Kat, was haben Sie?«
    »Ich habe hier einen Mordfall mit Querverbindungen zu Kroatien, dem Camp Ederle, der Kirche, einer Irrenanstalt, einem Angestellten von MCI , der Mafia …« Kat erhob sich ebenfalls und zählte die Gemeinsamkeiten auf. Die beiden Listen glichen sich in so gut wie jedem einzelnen Punkt. »Daniele, Sie sind dran.«
    Er lehnte den ihm hingehaltenen Stift dankend ab. »Der einzige konkrete Hinweis, den ich habe, betrifft MCI .«
    Kat notierte das für ihn auf der Tafel. »Dann ist das wohl unser Ausgangspunkt. Wir müssen der Verbindung zwischen MCI und den anderen Beteiligten nachgehen.« Sie zögerte kurz. »Daniele, das bedeutet, dass ich es Sie mit Barbara Holtons Festplatte versuchen lasse. Unter anderem müsste ich wissen, ob Sie den Mailverkehr zwischen ihr und Bob Findlater rekonstruieren könnten.«
    Er nickte. »Damit kann ich ja gleich anfangen, während Sie beide hier nach Übereinstimmungen suchen.«
    »Nein«, entgegnete Kat kopfschüttelnd.
    »Warum denn nicht?«
    »Weil entweder Holly oder ich ein

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