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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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wüsste nicht, wieso. Aber vielleicht sollten wir ihnen trotzdem besser aus dem Weg gehen. Da war eine Abzweigung ungefähr einen Kilometer den Hügel hinunter. Die nehmen wir, und dann fahren wir auf Umwegen zurück zur Hauptstraße.«

57
    Major Peter Bower, Pilot der US Air Force, drückte den Steuerhebel weiter vorwärts, woraufhin die Instrumente vor ihm sofort reagierten und das Flugzeug sich gerade ausrichtete. Er musste noch etwa vierzig Minuten lang fliegen. Anschließend würde er, auch wenn der Flug noch nicht vorüber war, von seinem Sitz aufstehen, sich strecken und die Kontrolle an einen anderen Piloten übergeben. Dann würde er die Sonnenbrille aufsetzen gegen das grelle, frühmorgendliche Licht, hinausschlendern in das perfekt klimatisierte Flugzentrum und weiter in die trockene Hitze der Wüste Nevadas, wo er sich im Laden des Stützpunktes etwas zum Frühstück besorgen würde. Das würde er essen, während er seine E-Mails checkte und auf seinem Tablet im Internet surfte. Nach anderthalb Stunden würde er seine Schicht wieder antreten und einen neuen Flug zugeteilt bekommen, möglicherweise einen über Afghanistan. Er bevorzugte die Afghanistan-Flüge. Das ging jedem so: Da wusste man wenigstens, dass die Drohne, die man steuerte, eine echte Mission flog und das Ganze nicht einfach nur einer der zahlreichen Übungsflüge war, wie sie bei europäischen Einsätzen der NATO üblich waren.
    Wie dieser Flug jetzt. »Ich habe das Ziel im Visier«, berichtete er mit professionell ruhiger Stimme. »Ein kleiner, heller Fiat. Ein Predator, vier Raketen. Erwarte weiteren Befehl.«
    »Verstanden«, sagte Linda Jessop zu seiner Rechten. Sie steuerte die Sensoren – die verschiedenen Kameras, Satellitenverbindungen und bildgebenden Systeme, die ihrer Drohne als Augen und Ohren dienten. Auch wenn Linda wie so viele Sensoroperatoren ihre technische Ausbildung bei einem Privatunternehmen statt bei der Air Force genossen hatte, flogen die beiden bereits seit etwa vier Jahren zusammen. In all dieser Zeit waren sie kein einziges Mal vom Boden abgehoben.
    Sie hatten das Flugzeug, das sie heute steuerten, noch nicht einmal gesehen, auch wenn sie mit dem Typ durchaus vertraut waren. Das Pentagon hatte über dreihundertsechzig dieser Predator- UAV s erworben – unbemannte Flugobjekte, besser bekannt als Drohnen –, die derzeit in Konflikten weltweit zum Einsatz kamen. Peter und Linda flogen so gut wie jeden Tag Live-Missionen. Zusammen mit ihren Kollegen waren sie verantwortlich für den Tod von mehr als zweitausendfünfhundert Menschen seit Beginn des sogenannten Kriegs gegen den Terror.
    Die Predator-Drohne, die sie an diesem Morgen steuerten, war von der Aviano Air Base in Italien aus gestartet und dann ein paar hundert Kilometer in Richtung Kroatien geflogen, um an einer kleineren Ausweich-und-Widerstands-Übung teilzunehmen. Die Hellfire-Raketen waren daher nicht scharf geschaltet, jeder Feuerbefehl würde zu einem simulierten Laserbeschuss führen, ein Abschuss ohne ernsthafte Konsequenzen.
    Fehler beim Einsatz von Predator-Drohnen kamen nur äußerst selten vor. Nach jedem einzelnen Schritt wurden Befehle überprüft und nochmals überprüft. Das Ganze war, so wurde Major Bower nicht müde, vor seinen Freunden anzugeben, der sicherste und präziseste Weg, der je ersonnen wurde, um Krieg zu führen – zumindest für die Besatzung.
    »Ziel erfasst«, bestätigte Linda.
    Die Stimme seines Controllers drang durch die Kopfhörer zu ihm. »Pilot, Sensor: Freigabe erteilt.«
    Auch wenn es sich hier um nichts weiter als eine Übung handelte, durchfuhr Peter Bower der vertraute Adrenalinstoß, ausgelöst durch den Abschussbefehl. Ganz gleich, was einige Leute behaupteten, man verglich das alles nie mit einem Videospiel. Er war zu viele konventionelle Lufteinsätze geflogen und hatte zu viele Ziele in seinem Fadenkreuz verschwinden sehen, als dass er nicht gewusst hätte, was seine Befehle für diejenigen auf der anderen Seite bedeuteten.
    Rasch gingen die beiden die Checkliste vor dem Abschuss durch. An guten Tagen schafften sie das in einundzwanzig Sekunden: Programmierung der Waffen, Bestätigung ihres Status, Positionierung des Lasers und Anvisieren des Ziels.
    Heute war ein ziemlich guter Tag: einundzwanzigeinhalb Sekunden.
    »Drei, zwei, eins«, zählte er. »Feuer.« Neben ihm drückte Linda auf einen roten Knopf seitlich an ihrer Steuerung. »Drei, zwei, eins, Treffer.«
    Und nur eine Sekunde später: »Heilige

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