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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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Siehst du es?«
    Hoch über ihnen kreiste ein winziger Fleck am immer dunkler werdenden Himmel. Es schien unmöglich, dass etwas, das so weit entfernt war, eine solche Verwüstung anrichten konnte.
    »Eine Drohne«, sagte Holly. »Möglicherweise vom Typ Predator. Wenn dies tatsächlich der Fall ist, dann verfügt das Ding über drei weitere Geschosse, die im Sprengkopf stecken.«
    »Können die uns immer noch sehen?«
    »Darauf kannst du wetten. Wir müssen in den Wald, schnell. Die haben bestimmt Infrarotsensoren, aber die Baumkronen sind ziemlich hoch oben. Wir sollten also unentdeckt bleiben, zumindest bis es dunkel wird.« Sie ging auf den Kofferraum zu und öffnete die Klappe. Die Feder war defekt, deshalb musste sie den Deckel mit einer Hand aufhalten.
    »Was tust du da?«
    »Wir müssen alles mitnehmen, was wir brauchen. Wir können unmöglich hierher zurückkehren. Das wäre viel zu gefährlich.«
    Sie stapften in den Wald hinein. Zum Glück hatte Holly ihre Sachen in einem Feldsack verstaut. Kat warf sich ihre Sporttasche über die Schulter und konzentrierte sich darauf, mit Hollys geübtem Militärschritt mitzuhalten. Doch musste sie feststellen, dass sie von dem vielen Adrenalin zitterte.
    »Kat?«, sagte Holly. »Ich habe nachgedacht. Vielleicht diente diese Truppenübung, die wir gesehen haben, nur als Tarnung.«
    »Tarnung wofür?«
    »Na, dafür, dass man uns unter Beschuss nehmen kann. Sagen wir, man organisiert ein Ausweich-und-Widerstands-Training mit einer multinationalen Komponente. Mörsergranaten werden abgefeuert, es kommt zu einiger Verwirrung … Und im Zuge dieses Durcheinanders beschießen sie uns mit einer Drohne. Wenn man dann bekannt gibt, dass ein US Second Lieutenant und ein italienischer Capitano der Carabinieri dabei tragisch zu Tode kamen, werden die meisten Leute davon ausgehen, dass wir ein Teil der Übung waren. Und diejenigen, die Bescheid wissen, dass es nicht so war, werden wohl kaum ein großes Aufheben darum machen.«
    »Der Audi war also nur eine Finte?«
    »Möglich. Oder sie hatten uns die ganze Zeit schon im Visier. Ein Team am Boden, eines in der Luft.«
    Kat spürte, wie ihr die Angst in die Knochen fuhr. Wenn Holly richtiglag, dann war die Streitmacht, mit der sie sich hier konfrontiert sahen, überwältigend stark. »Was werden sie jetzt unternehmen?«
    »Ich bezweifle, dass sie einen weiteren Beschuss wagen. Mir scheint wahrscheinlicher, dass sie die Drohne zum Auskundschaften einsetzen und dann die Leute am Boden damit beauftragen, uns abzuknallen.«
    »Na großartig.«
    »Das Gute an der Sache ist, dass ich das alles schon mal mitgemacht habe. Das Ausweich-und-Widerstands-Training war ein Teil meiner Ausbildung.«
    »Wie lange hast du da durchgehalten?«
    »Ungefähr zwölf Stunden«, gab Holly zu. »Wenn ich so an die Lastwagen denke, die wir gesehen haben, dann gehe ich davon aus, dass ganz schön viele von den Typen hier unterwegs sind. Könnte also hart werden.«

59
    Daniele Barbo drückte auf einen Knopf an seinem Computer und sah zu, wie weitere Daten von Barbara Holton wiederhergestellt wurden. Dutzende Opfer- und Zeugenaussagen von Männern sowie Frauen, die allesamt mit den Grausamkeiten im Zuge des Auseinanderbrechens von Jugoslawien zu tun hatten.
    Da war eine Gruppe von ungefähr zehn Jungs aus Posavska Mahala und den umliegenden Dörfern, die sich selbst als die »brennenden Pferde« bezeichneten. Die meisten von ihnen kannte ich persönlich. Insbesondere Marijan Brnic. Ich flehte ihn an, mich laufen zu lassen, rief ihm ins Gedächtnis, dass unsere Familien benachbart gewesen waren. Er sagte mir, ich solle froh sein, dass er allein sei. Zu fünft oder sechst würden sie anders mit einem Mädchen umspringen. Sie zogen meine Freundin B. N. (19) an den Haaren, schlugen sie und hielten ihr ein Messer an die Kehle, als sie sich loszureißen versuchte. Sie wurde von zweien aus der Gruppe vergewaltigt.
    Im Befragungszentrum wurden wir jeden Tag von unseren Entführern geschlagen. Ein Sergeant gab gern mit einer Technik an, bei der er mit dem Lauf eines Revolvers Mädchen die Zähne zog. Ich habe so vier Zähne verloren …
    Wenn die Wachleute sich langweilten, erfanden sie irgendwelche Spiele. Sie befahlen uns, Sandsäcke von einem Ende des Lagers zum anderen zu schleppen, und dann verprügelten sie uns, dafür, dass wir angeblich ohne Erlaubnis Sand stehlen wollten. Dann mussten wir die Säcke wieder zurückbringen. Anschließend wurden wir wieder

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