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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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– wie eh und je.

60
    Es war kurz vor Mitternacht. Die beiden Frauen lagen eng aneinandergedrängt unter einer Rettungsdecke aus Hollys Feldsack, in einem behelfsmäßigen Unterschlupf aus Ästen und Zweigen.
    Holly hatte die Führung übernommen, da Fluchtmanöver auf Feindesland nicht unbedingt zu Kats Kompetenzen gehörten. Als die Nacht anbrach, entzündeten sie an diversen Stellen kleinere Feuer, um die Wärmebildkameras der Predator-Drohne durcheinanderzubringen, und bewegten sich dann rasch weiter, ehe die Feuer richtig aufloderten. Ihr Unterschlupf hingegen hatte keinerlei Wärmequelle. Sie bauten darauf, dass eine Schicht aus Blättern zusammen mit der Rettungsdecke eine isolierende Wirkung zeigte und die Wärme ihrer Körper abschirmte, sodass man sie aus der Luft nicht entdecken würde.
    Außerdem, so dachte Kat, hatten sie sowieso nicht mehr allzu viel Wärme im Körper, die sie hätte verraten können. Sie hatte sich dicht an Holly gedrängt, so nah, wie sie kaum je einem Liebhaber gewesen war. Jeden einzelnen Zentimeter ihrer Körper hatten sie aneinandergepresst, um auch bloß nichts von dem bisschen Wärme, die noch übrig war, zu verschwenden. Und trotzdem fror sie.
    Gelegentlich hörten sie aus den Wäldern unter ihnen entfernte Rufe und das Grollen der Lastwagenmotoren. Kat ertappte sich selbst dabei, wie sie im Stillen ein Ave Maria betete, etwas, das sie seit Jahren nicht mehr getan hatte. Als sie am Ende angelangt war, wollte sie sich instinktiv bekreuzigen.
    »Halt still«, warnte Holly sie flüsternd. »Wir hauen kurz vor der Dämmerung ab, wenn sie sich ausruhen.«
    Sie hatten den ganzen Tag nichts zu sich genommen abgesehen von einer der beiden Tafeln Schokolade, die Holly in ihrem Feldsack gefunden hatte. Doch obwohl sie hungrig war und die Kälte ihre Glieder taub werden ließ, spürte Kat, wie sie langsam einnickte.
    Unvermittelt explodierte die Luft um sie herum und warf sie beide mit einer derartigen Leichtigkeit vom Boden hoch, als würde man sie mit einer Decke hochschleudern. Steine und Erde regneten auf sie herab. Kats Ohren klingelten. Binnen Sekunden folgte eine zweite Explosion, diesmal noch ein Stück näher.
    »Lauf los! Jetzt!«, rief Holly.
    Sie hatten sich bereits darauf verständigt, dass die beste Richtung bergaufwärts wäre, falls sie davonlaufen mussten. So würden sie nicht im Kreis laufen und nicht die Orientierung verlieren. Kat packte ihre Tasche und stolperte hinter Holly her.
    Ein drittes Projektil stürzte pfeifend zu Boden. Erdreich prasselte um sie herum auf die Blätter nieder wie ein Hagelschauer. Kat lauschte auf die Rufe und das Trampeln von Stiefeln, die sie gleich darauf erwartete. Doch sie hörte nichts. Ob das wohl eine Falle ist, und wir rennen direkt hinein? Es sah ganz eindeutig nicht danach aus, aber sie war so durcheinander, dass sie ihrer eigenen Denkfähigkeit nicht mehr vertraute.
    Schließlich rief Holly ihr zu, sie solle stehen bleiben. Kat brach keuchend auf der Stelle zusammen, ihre Lunge rasselte. Sie hatte sich selbst eigentlich für relativ fit gehalten, doch Holly spielte ganz eindeutig in einer anderen Liga.
    Wieder lagen die Wälder unheimlich still da.
    »Was ist das?«, flüsterte Holly. Sie legte den Kopf schief.
    Die nächtliche Brise trug das Brummen von Lastwagenmotoren an ihr Ohr. Doch schien es immer leiser zu werden statt lauter. »Fahren die weg?«
    »Ich glaube schon.« Holly klang besorgt. »Irgendetwas gefällt mir an der Sache nicht. Ich glaube, wir sollten mit Daniele sprechen.«
    »Warum mit ihm?«
    »Weil ich vermute, dass er mehr über die Technologien weiß, die die hier verwenden, als ich. Diese letzten Explosionen – ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich um Mörsergranaten gehandelt hat. Aber Mörser sind eigentlich nicht so genau, und wenn, dann nur, wenn ein Spotter beim Zielen hilft.«
    Sie stellten eines der Prepaidhandys an und wählten. Daniele ging unverzüglich ran. »Was ist los?«
    Rasch erklärte Holly alles.
    »Und ihr hattet beide Telefone ausgeschaltet?«
    »Die ganze Zeit.«
    Es folgte längeres Schweigen, während Daniele darüber nachdachte. »Bleib dran«, sagte er. »Ich muss nur kurz was im Internet prüfen.«
    Nach einer Minute war er wieder dran. »Diese Mörser – waren das 120-mm-Kaliber?«
    »Könnte hinkommen.«
    »Ich glaube, die wurden per GPS gesteuert. Das neuste Modell, soeben erst auf den Markt gekommen. Hier steht, die haben einen CEP von zehn Metern. Sagt euch das

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