Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt

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irgendwas?«
    » CEP steht für Circular Error Probability – das bezeichnet schlicht den Streukreisradius eines Projektils«, erklärte Holly. »Ein Streukreis von zehn Metern besagt, dass fünfzig Prozent der abgefeuerten Granaten in einem Umkreis von zehn Metern des Ziels landen werden. Das ist eine erhebliche Verbesserung im Vergleich zu den früheren. Aber ich verstehe das immer noch nicht ganz. Woher wussten die unsere GPS -Koordinaten?«
    »Hat euch irgendjemand irgendein elektronisches Gerät gegeben? Einen Taschenrechner vielleicht? Oder einen Wecker?«
    »Negativ.« Dann kam ihr ein Gedanke. »Himmel, nein!«
    »Was denn?«
    »Meine CAC -Karte – mein Militärausweis. Darauf ist ein Tracking-Chip eingebaut.«
    »Holly«, sagte Daniele eindringlich. »Ihr müsst sofort weiter. Sofort! Wenn die euch aufspüren …«
    »Ich weiß. Darauf bin ich auch schon gekommen.« Sie klemmte sich das Telefon mit der Schulter ans Ohr, griff nach ihrem Feldsack und lief zurück bergab, während sie Kat bedeutete, ihr zu folgen.
    »Was ist hier los?«, schnaubte Kat.
    »Daniele, was sollen wir tun?«, fragte Holly ins Telefon. »Wir müssen uns schnellstens was überlegen.«
    Über ihnen schoss ein weiteres Projektil pfeifend zwischen den Bäumen hindurch, und kurz darauf bohrte sich eine Mörsergranate nur wenige Meter von der Stelle entfernt, an der sie kurz vorher noch gestanden waren, in den lockeren Erdboden. Die Explosion hallte im Wald wider wie ein Gongschlag. Sekunden später detonierte eine weitere Granate knapp neben der ersten.
    »Holly, bleib stehen!«, rief Daniele ins Telefon.
    »Was?«, brüllte sie, da sie kaum ein Wort verstand.
    »Holly, bleibt stehen! Ich habe da eine Idee.«
    »Solange sie sehen, dass der Tracker in der CAC -Karte sich auf ihrem Bildschirm bewegt, wissen sie, dass wir am Leben sind«, erklärte Holly, während sie die Sachen, die sie brauchen würden, aus ihrem Feldsack klaubte.
    »Gut, das kapier ich ja. Aber wie soll uns die Schokolade helfen?«
    »Die Schokolade an sich hilft uns natürlich nicht. Auch wenn wir die Energie beide bitter nötig haben.« Sie brach die Tafel in zwei Hälften und reichte Kat eine davon. »Aber die Alufolie könnte unsere Rettung sein.«
    Sie zog ihren Militärausweis, den sie an einem Band um den Hals trug, unter der Fleecejacke hervor, öffnete den Clip und umwickelte den Ausweis dann mit der Alufolie, so fest es ging. Dann verschnürte sie das Ganze mit dem Band. »Das sollte reichen. Was den Tracker betrifft, so hat mein GPS wenige Minuten nach dem letzten Mörsereinschlag den Geist aufgegeben.«
    »Mit anderen Worten, es sieht nach einem Volltreffer aus.«
    Holly nickte. »Hoffen wir, dass sie uns jetzt für tot halten. Wir sollten auch die Akkus aus unseren Handys entfernen, nur für den Fall.«
    »Okay«, sagte Kat und tat es Holly gleich, die den Akku bereits aus dem Telefon holte. »Und was machen wir als Nächstes?«
    »Wir sehen zu, dass wir ein Stück weit von hier wegkommen, nur falls sie auftauchen und nachsehen. Dann ruhen wir uns aus und warten, bis es hell wird. Und danach weiß ich auch nicht weiter.« Sie zögerte kurz. »Kat, wenn die uns wirklich über meinen Ausweis aufgespürt haben, dann könnte das bedeuten, dass sie über jeden einzelnen unserer Schritte Bescheid wissen, seit ich mich im Camp Ederle abgemeldet habe. Camp Darby, Ca’ Barbo, Brezic … Sie haben sich vielleicht einfach nur Zeit gelassen. Aber was noch schlimmer ist, sobald wir wieder auftauchen, werden sie uns entdecken. Wenn wir das hier überleben wollen, dann müssen wir einen Weg zurück nach Italien finden, für den wir weder ein Auto noch eine Kreditkarte benötigen und für den wir keine Passkontrolle passieren müssen.«

61
    Daniele fuhr mit dem Zug aus der Stadt und nahm dann ein Taxi. Er hatte selbst nie einen Führerschein gemacht, zum Teil, weil er als Bewohner Venedigs kein Auto brauchte, und zum Teil, weil sein Gehirn Probleme hatte, die Tausende und Abertausende von Verhaltensnormen und Zeichen, die sich im Alltag auf der Straße eingebürgert hatten, zu verarbeiten. Er beherrschte durchaus die Regeln – doch die Tatsache, dass gegen einige von ihnen gewohnheitsmäßig verstoßen wurde, während man sich an andere strikt hielt, verstörte ihn zutiefst.
    Zum Glück wollte er nicht weit, sein Ziel war das Institut Christina Mirabilis. Die Nonne am Empfang überprüfte auf dem Bildschirm den Terminkalender. »Ach ja, hier. Neun Uhr, Pater Uriel. Ich