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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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einer Kreditkarte in die Höhe, das ebenfalls in einem Beweisbeutel steckte.
    »Der Schlüssel zu einem Hotelzimmer«, sagte Piola. »Sieh einer an. Wie es scheint, werden wir wohl schon sehr bald wissen, wer unsere geheimnisvolle Priesterin ist, Capitano.«
    Kat und Piola ließen die Leute von der Spurensicherung zurück und fuhren zum Campo San Zaccaria. Malli, der leitende IT -Techniker der Carabinieri, bestäubte die Hotel-Keycard, um Fingerabdrücke sichtbar zu machen, ehe er sie in ein Kartenlesegerät steckte.
    »Die meisten Karten, die uns hier unterkommen, wurden gar nicht wirklich zum Öffnen von Hotelzimmern verwendet«, erklärte er. »Weil der Magnetstreifen mit Kreditkartenlesegeräten kompatibel ist, benutzen Diebe sie, um die Daten von gestohlenen Karten darauf zu speichern. Man denkt, man hätte die Karte immer noch in der Tasche, aber in Wirklichkeit hat der Kellner, dem man sie nach dem Essen gereicht hat, längst mit einer Blankokarte eine Kopie erstellt, während er gleichzeitig die Abrechnung damit gemacht hat.« Er tippte ein paar Befehle auf der Tastatur, woraufhin einige Zeilen auf dem Bildschirm erschienen. »Wir haben Glück. Das hier ist ein ganz gewöhnlicher MagTek-Zimmerschlüssel.« Er deutete auf etwas. »Das Hotel Europa in Cannaregio. Zimmer 73. Schlüssel Nummer eins von zwei Exemplaren, aktiv vom 22. Dezember bis zum 18. Januar. Mit anderen Worten, sie hat noch nicht ausgecheckt.«
    Das Europa war ein kleines preiswertes Hotel unweit des Bahnhofs Santa Lucia. Nicht gerade der Ort, den Kat als Unterkunft für einen Venedigbesuch gewählt hätte. Die billigen, speckig glänzenden Sessel im Foyer und die billigen, glänzenden Anzüge, die diejenigen trugen, die darin saßen, während sie auf Laptops einhackten oder leise in ihre Handys sprachen, ließen darauf schließen, dass hier ausschließlich Geschäftsleute mit beschränktem Budget abstiegen. Sie nahm an, dass die meisten Gäste in der Regel nicht mehr als ein oder zwei Nächte hier verbrachten.
    Ein Ort, an dem man wunderbar anonym absteigen kann , dachte sie.
    Die Rezeptionistin mit der Polyesteruniform, die ihr zwei Nummern zu klein war, betrachtete gleichgültig ihre Ausweise und schickte sie mit einem Kopfnicken nach oben. Auch den Boden bedeckte Polyester, und dann war da noch ein Zimmermädchen, das erheblich alarmierter wirkte, sie zu sehen, als die Dame an der Rezeption. Möglicherweise arbeitete sie schwarz hier, dachte Kat. Der Großteil der billigen Arbeitskräfte in Venedig waren Migranten aus den ehemaligen Ostblockstaaten.
    Zimmer Nummer 73 war ein schmuckloser Raum, lediglich die Aussicht unterschied sich – in diesem Fall überraschenderweise auf einen ruhigen rio , einen hübschen Seitenarm des Kanals. Gegenüber stand ein altes Lagerhaus, die Fenstersimse überwuchert von Sommerflieder und Moos.
    Auf den zwei Betten türmten sich Klamotten. »Sieht ganz so aus, als wollte sie bald abreisen«, stellte Kat fest.
    Piola deutete auf einen feuchten Fleck an der Wand. »Was glauben Sie, was das ist?«
    Der Fleck ging ein klein wenig ins Rosafarbene. Jetzt, da sie sich noch einmal im Zimmer umsah, erkannte Kat, dass hier irgendetwas seltsam war. Auf jeder zur Verfügung stehenden Fläche stapelten sich persönliche Habseligkeiten, so als hätte jemand vergeblich versucht, sie in kleine Häufchen zu sortieren. Das Kabel eines Laptops hing über der Rückenlehne eines Stuhls. In einer Ecke lagen ein paar leere Koffer, als hätte man sie achtlos zur Seite geworfen. In dem winzigen, funktionalen Badezimmer verteilte sich der Inhalt zweier Kulturbeutel über das Waschbecken.
    »Capitano?«
    Sie wandte sich um. Piola hielt eines der Kissen hoch, die auf den beiden Betten lagen. In der Mitte klaffte ein durchgehendes Loch.
    »Wir müssen uns mit dem Zimmermädchen unterhalten«, meinte er. »Und mit dem Manager. Sofort.«
    Der Manager des Hotels war jünger als Kat, ein pickeliger Jugendlicher aus Slowenien, dessen Namensschild verriet, dass er Adrijan hieß. Das Zimmermädchen, deren Name Ema lautete, wirkte jetzt noch verängstigter als zuvor, auch wenn Kat nicht sagen konnte, ob es an der Präsenz der Carabinieri oder der ihres Chefs lag.
    Mithilfe von Adrijan, der übersetzte, wurde nach und nach klar, was geschehen war. Kurz nach drei Uhr nachmittags hatte Ema das Zimmer betreten und es in schrecklicher Unordnung vorgefunden. An einer der Wände war Blut zu sehen gewesen, ebenso in der Dusche und auf einem der Laken,

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