Marter: Thriller (German Edition)
stellte Piola fest. »Zweifelsohne besteht da ein Zusammenhang. Aber ist es auch derselbe Mörder? Möglicherweise. Vielleicht aber auch nicht.«
Sie saßen in einem kleinen Restaurant etwa hundert Meter vom Hauptquartier der Carabinieri entfernt. Es war elf Uhr abends, sie hatten sich stundenlang im Einsatzzimmer mit den Beweisstücken beschäftigt, ehe ihr Chef beschlossen hatte, dass sie etwas würden essen müssen, wenn sie noch länger durchhalten wollten. Als sie das Restaurant betreten hatten, hatte der Besitzer ein paar leise Worte mit Piola gewechselt, dann hatte er ihnen cicchetti gebracht, kleine Teller, voll beladen mit einer Auswahl an köstlichen Happen: frittierten Hühnerlebern, fetten Sardinen direkt aus der Lagune, serviert mit würzigen, in Essig eingelegten Zwiebeln, Oliven und Mozzarella. All diese Leckereien teilten sich den Tisch mit einem Haufen Unterlagen aus den laufenden Ermittlungen.
Kat war wie trunken vor Erschöpfung. Ihre Augen fühlten sich trocken an und juckten, als hätte man sie mit dem Sandstrahler bearbeitet. Doch sonderbarerweise war sie gleichzeitig auch ziemlich aufgedreht. Die letzten vierundzwanzig Stunden hatte sie sich mit weit mehr Herausforderungen konfrontiert gesehen als in ihrer gesamten bisherigen Berufslaufbahn, doch wie sie feststellte, kam sie bislang ziemlich gut damit zurecht.
»Pater Cilosi hat zurückgerufen«, sagte sie, während sie auf einer Olive herumkaute und den Kern am Rand ihres Tellers ablegte. »Er hat mir die Kontaktdaten von diesem Okkultismusexperten gegeben, von dem er gesprochen hat. Ein gewisser Pater Uriel.«
Piola zog eine Augenbraue hoch. »Noch ein Priester?«
»Klingt ganz danach. Auch wenn mir der Laden, in dem er arbeitet, eher nach einem Krankenhaus oder etwas Vergleichbarem klingt. Das Institut Christina Mirabilis, in Richtung Verona – ich habe gleich morgen früh eine Verabredung mit ihm.«
»Damit sollten wir dann also wissen, ob wir es tatsächlich mit einer Art von satanischer Messe zu tun haben. Doch selbst wenn es so wäre, könnte es für die Morde immer noch nebensächlich sein. Unsere Opfer wurden beide erschossen, was mir eigentlich nicht nach einer rituellen Tötung aussieht. Messer, Strangulation, Ertränken vielleicht, aber ich habe noch nie davon gehört, dass ein Satanist eine Pistole benutzt hätte.« Er zog ein Blatt Papier aus einer Akte. »Der Autopsiebericht der ersten Leiche – Jelena Babi ć meine ich – ist fertig. Scheint ganz so, als hätten Sie recht gehabt, Capitano. Man hat das Label eines amerikanischen Herstellers in ihren Gewändern gefunden. R. J. Toomey, genau wie Sie es gesagt haben. Und dann ist da noch etwas. Die Ballistiker haben einen ersten Blick auf die Patrone geworfen. Sie ist ein wenig deformiert vom Eintritt in die Schädeldecke, doch man ist sich so gut wie sicher, dass es sich …« Er warf einen Blick auf die Seite und fand die entsprechende Zeile, aber ihr entging nicht, dass er das Blatt ein wenig weiter von sich weg halten musste, um scharf zu sehen. Er brauchte also eine Brille, war allerdings zu eitel, sich eine zuzulegen, dachte sie bei sich. »… um eine 6,8 mm Remington SPC handelt.«
»Amerikanisch?«
»Ja. Hier steht, dass die Waffe für die US Special Forces entwickelt wurde. Oh, und die Kugel wurde durch einen Remington-Schalldämpfer abgefeuert. Auch der exklusiv für die Special Forces entwickelt.«
Stille machte sich breit, während sie beide über diese Information nachdachten.
»Natürlich können diese Verbindungen nach Amerika rein zufällig sein«, schob er hinterher. »Wir glauben doch immer noch an Zufälle, nicht wahr?«
Er schenkte ihnen beiden Wein nach, ein leichter Garganega, den der Bruder des Restaurantbesitzers abgefüllt hatte. »Wie sieht es mit der Übersicht über die Internetaktivitäten vom Hotel aus? Findet sich da irgendein nützlicher Hinweis?«
»Malli war sich nicht sicher.« Sie suchte in ihrem Ordner nach der Liste. »Das Hotel registriert nicht, welcher Gast welche der Websites besucht hat. Zum Großteil handelt es sich um Pornoseiten, außerdem ein paar Seiten von Begleitagenturen und Google Maps, was so ziemlich das ist, was man bei einem Hotel wie diesem wohl erwarten darf. Doch denke ich, dass wir davon ausgehen können, dass diese Seite hier von Zimmer 73 aus angewählt wurde.« Sie zeigte es ihm. »Als ich nach Barbara Holton gegoogelt habe, bin ich auf diese Website gestoßen. Womenunderwar.com. Außerdem sehen wir, dass
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