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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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dass sie sich alle Mühe gegeben hatte. Das Treffen mit Capitano Tapo hatte sie daran erinnert, wie gut ganz gewöhnliche Italienerinnen sich kleideten, und sie hatte daraufhin beschlossen, dass sie es gleich richtig ordentlich machen würde, wenn sie ihren Kampfanzug schon nur hin und wieder gegen Zivilkleidung eintauschte. Im Zentrum von Vicenza hatte sie einige winzige, aber recht gute Läden entdeckt, und jedes einzelne Stück darin hatte sie tausendmal glamouröser aussehen lassen, als sie es in Wirklichkeit war. Den ganzen Nachmittag hatte sie damit verbracht, Sachen anzuprobieren, und sie war sich von Mal zu Mal unsicherer geworden, was sie denn nun kaufen sollte. Eine sympathische Verkäuferin bei Stefanel hatte schließlich ein schlichtes Kaschmirkleid mit hellgrauen Streifen für sie ausgesucht. In das hatte sie sich verliebt, noch ehe sie es anprobiert hatte, doch der enge Wollschlauch fühlte sich unglaublich sexy und weich an auf der Haut. Es war sonderbar, in den Spiegel der Umkleide zu sehen und dort eine Frau zu erblicken statt der Soldatin – der eng anliegende Stoff verlieh sogar ihrer drahtigen Erscheinung einen Anflug von Kurven, auch wenn sie unzählige Portionen Nudeln würde essen müssen, um auch nur annähernd eine Figur zu bekommen, die Capitano Tapos sinnlicher Wespentaille ähnelte. Sie hatte sich dazu ein Paar Pumps gekauft, auch wenn sie bereits die Hoffnung aufgegeben hatte, je in ihnen laufen zu können, noch ehe sie den Stützpunkt verlassen hatte. Da sie immer nur Militärstiefel trug, fühlten sich selbst Turnschuhe im Vergleich dazu so leicht an wie Ballerinas.
    Während sie umhergingen, erklärte Gilroy ihr, dass es Matteo Barbos besondere Leidenschaft gewesen war, Werke aus einer Epoche des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, des sogenannten Italienischen Futurismus, zu sammeln. Sie waren bunt, lebendig vielmehr, aber viel zu betont männlich für Hollys Geschmack und ein wenig zu eintönig. Doch es war sowieso nicht so, dass der Großteil der Anwesenden den Bildern sonderlich viel Beachtung geschenkt hätte. Man verteilte reichlich Küsschen, unzählige Gläser Prosecco wurden geleert und wieder aufgefüllt. Da sie an die Rangformalitäten des militärischen Grußes gewöhnt war, fühlte es sich seltsam an für sie, von so vielen Fremden fest umarmt zu werden, sowohl von Männern als auch von Frauen, mit denen Gilroy sie bekannt machte. Sie hatte gewiss schon Dutzende Male erklärt, wer sie war und weshalb sie so fließend Italienisch sprach, ehe er ihr schließlich zuraunte: »Nun, ich denke, wir haben unsere Schuldigkeit hier getan.«
    Er führte sie in die Fiaschetteria Toscana, in der Nähe der Rialtobrücke, wo die Angestellten – Kellner mit Fliegen und Smokingjacken, die sogar noch älter waren als er – Gilroy wegen des Alters seiner neuen Freundin neckten und ihnen ganz unverblümt diverse Gerichte empfahlen, die seinem Durchhaltevermögen und seiner Manneskraft dienen sollten.
    »Ich hoffe, es stört Sie nicht allzu sehr«, flüsterte er ihr zu. »Ich kenne diese Jungs schon seit vielen Jahren.«
    »Nicht im Geringsten«, erwiderte sie, und es störte sie tatsächlich nicht. Das Getue, das die Herren hier veranstalteten, war derartig gekünstelt, dass sie sich sogar geschmeichelt fühlte und es ihr kein bisschen peinlich war. Gilroy sprach so fließend Italienisch wie sie selbst, wie sie bemerkte, wobei sein Geplänkel mit den Kellnern zum Großteil auf venesiàn ablief, dem unzugänglichen Dialekt der Stadt, der fast schon als eigene Sprache gelten konnte. Selbst andere Italiener mussten sich hier als Außenseiter fühlen.
    »Also«, sagte er, nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten – Sardinen gefolgt von Kalbsleber für ihn, Ravioli und Schwertfisch für sie. »Ich habe mir diese Dokumente angesehen, die Sie mir gebracht haben. Außerdem hat sich der eine oder andere meiner ehemaligen Kollegen bei mir nach Ihnen erkundigt. ›Wer ist denn diese Second Lieutenant Boland, die uns ständig E-Mails schickt zu Open-Government-Anfragen? Sollten wir sie kennen?‹« Seine Augen funkelten. »Ich war höchst erfreut, als ich ihnen eröffnen konnte, dass ich ihnen etwas voraushatte.«
    »Ich habe mich nur an die …«, setzte sie an, doch er fiel ihr ins Wort.
    »Oh, ich bitte Sie, entschuldigen Sie sich nicht. Meinen früheren Kollegen eins auszuwischen ist doch eine der wenigen Freuden, die mir noch bleiben.« Dann wurde er wieder ernst. »Außerdem bin ich ein

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