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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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offiziell.«
    »Und inoffiziell?«
    »Oh, uns sind durchaus Gerüchte zu Ohren gekommen. Spekulationen, kleine Häppchen an Informationen, die keinen Sinn ergaben. Operationen, die viel zu perfekt durchgeplant waren, als dass sie das Werk von Amateuren hätten sein können. Und selbstverständlich hatte uns auch die Iran-Contra-Affäre gezeigt, wozu einige von diesen Kerlen fähig waren. Aber mehr als Gerüchte und Spekulationen waren da nicht. Daher taten wir das Ganze als das übliche Geschwätz ab. Wir standen ziemlich dumm da, als sich das alles schließlich als wahr herausstellte.«
    Verschwörungstheorien, die sich letzten Endes als alles andere als Unsinn entpuppten. Schockiert angesichts dieser Andeutungen entgegnete sie: »Was ist aus diesem Netzwerk geworden?«
    »Als Andreotti seine Ankündigung machte, behauptete er, Gladio sei auf sein Geheiß hin bereits aufgelöst worden. Niemand sollte festgenommen, niemand zur Verantwortung gezogen werden.«
    »Wie praktisch.«
    »Und wie.« Gilroys Blick nahm einen abwesenden Zug an. »Und natürlich erweckte die Angelegenheit den Eindruck, als gehörte das alles der Vergangenheit an, denn die kommunistischen Regime waren sowieso bereits im Umsturz begriffen. Ich schätze, Sie selbst sind zu jung, um sich an all das zu erinnern – an das Ende des Kalten Krieges.«
    »Ich weiß noch, wie die Berliner Mauer fiel«, sagte sie. »Ich war bei Nachbarn, da lief es im Fernsehen. Die Leute kletterten auf die Mauer und jubelten. Dann kam mein Dad auch noch früh nach Hause. Der meinte, alle auf dem Stützpunkt wären am Feiern. Er sagte …« Sie machte eine kurze Pause, da ihr die Stimme stockte. »Er sagte, dass wir vielleicht nun alle nach Hause können.«
    Gilroy nickte. »Das dachten wir damals alle. Der Kommunismus war besiegt. Die NATO hatte ihren Job erledigt. Die meisten von uns dachten, alles wäre vorbei. Doch stattdessen …«
    »Stattdessen?«
    »Binnen wenigen Jahren war in Jugoslawien der Bürgerkrieg ausgebrochen. Zunächst handelte es sich um einen lokalen Konflikt, doch bald schon wuchs sich das Ganze zu einer furchtbaren Sache aus. Sarajevo, Bosnien, Kosovo … Kämpfe von solch erschreckender Grausamkeit, direkt auf der Türschwelle Europas, dass die ganze Welt die NATO anrief einzuschreiten. Was sie auch tat – nicht nur durch Luftangriffe, sondern auch mit Friedenssicherungseinsätzen und dem Entsenden von Schutztruppen. Bis zum heutigen Tag haben wir unsere Leute im Kosovo. Seit Ende des Kalten Krieges ist die NATO sogar noch gewachsen, statt kleiner zu werden.« Er hielt kurz inne. »Ich habe mich immer schon gefragt, wie genau es so weit kommen konnte.«
    Sie brauchte einen Moment, ehe sie verstand, worauf er anspielte. »Moment mal«, sagte sie in ungläubigem Ton. »Wollen Sie damit andeuten, die NATO habe den Krieg in Jugoslawien möglicherweise absichtlich geschürt, nur um das eigene Überleben als Organisation zu sichern?«
    »Ich verfüge über keinerlei Beweise, die auf etwas Derartiges hindeuten, Holly. Doch ich kann mir keinen anderen Grund vorstellen, warum in den Tunneln unterhalb von Camp Ederle sonst Dokumente auf Serbokroatisch lagern sollten.« Er blickte sie mit diesen blauen Augen an, ruhig und gelassen. »Keiner wurde je disziplinarisch belangt, geschweige denn festgenommen. Was haben diese Leute als Nächstes getan? Hat sich dieses Netzwerk tatsächlich aufgelöst, oder blieben diese Typen auch weiterhin in Kontakt, um im Verborgenen weitere Angriffe auszuhecken? Wissen Sie, nachdem Gladio entlarvt worden war, schickte man die Polizei aus, um ihre Waffen- und Munitionslager auszuheben und die Sachen zu beschlagnahmen. Sie waren in Kirchenkrypten, Katakomben und entlegenen Gehöften versteckt gewesen. Doch ohne Ausnahme war alles verschwunden, als die Polizei schließlich eintraf, um das Zeug rauszuholen. Etwa ein Jahr später wurden die ersten Sprengsätze gegen Zivilisten in Bosnien eingesetzt. Jahrelang habe ich mich gefragt, ob man die Firma nicht ein weiteres Mal hereingelegt hatte.«
    Am Klang seiner Stimme erkannte sie, wie aufgewühlt er war, und ihr wurde klar, dass er hier von einer Sache sprach, die ihn zutiefst bewegte.
    »Nun«, meinte er schließlich lächelnd, »ich schätze, Sie haben eine Entscheidung zu treffen, Holly. Die Person, die Sie um diese Informationen bat, ist tot.«
    »Sie denken, dass das der Grund ist?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Stand meiner Informationen ist der, dass die italienische Polizei

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