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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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Stoßes wie ein Taschenmesser zusammenklappte.
    Er ging in die Knie und sackte keuchend zu Boden, während sie wieder aufstand.
    »Wir sehen uns, Jonny Wright«, sagte sie in zuckersüßem Ton.

24
    Am Sonntagmorgen, als Kat aufwachte, bemerkte sie ein unbestimmtes Gefühl der Enttäuschung. Was war das nur? Sie warf einen Blick neben sich auf die leere Bettseite. Nein, das war es nicht. Wenn es auch schon eine Weile her war, seit sie einen Samstagabend ohne einen Mann im Bett hatte ausklingen lassen, konnte sie doch auch ganz gut darauf verzichten – tatsächlich war es in der Regel etwa um diese Zeit, dass sie sich fragte, wie sie Ricardo oder Quinzio oder wie auch immer der jeweilige Kerl hieß am taktvollsten vermittelte, dass es jetzt an der Zeit war, zu duschen und zu verschwinden.
    Nein, der Grund, dass sie sich so fühlte, so wurde ihr jetzt klar, war der, dass heute Sonntag war und somit ein Tag, an dem sie nicht arbeitete.
    Sie sah auf die Uhr. Halb zehn. Sie hatte lange geschlafen, doch war sie auch erst nach zwei heimgekommen. Sie und Piola hatten bis Mitternacht gearbeitet, dann hatten sie in der kleinen Osteria um die Ecke vom Campo San Zaccaria ein Risotto all’Amarone gegessen – ein klassisches Rezept aus Verona, bei dem der Reis in Rotwein gekocht wurde. Dort hatten sie sich über den Fall unterhalten, bis die Erschöpfung sie übermannte.
    Sie stand auf, bereitete einen Espresso mit ihrer Bialetti zu, ehe sie sich aufmachte zu duschen. Auf dem Weg ins Bad fuhr sie noch schnell ihr Laptop hoch. Es gab nach wie vor einige Hintergrundrecherchen zu erledigen – sie hatte sogar eine Liste all der Dinge angefertigt, die sie überprüfen wollte, sobald sie die Zeit dafür fand.
    Als sie ihr Notizbuch öffnete, stieß sie auf die Eintragungen zu ihrem Gespräch mit der amerikanischen Armeeoffizierin. Sie gab »Dragan Korovik« in eine Suchmaschine ein und ging auf »Enter«.
    Eine Stunde später hatte sie den Kaffee fertig getrunken, doch geduscht hatte sie immer noch nicht.
    Daniele Barbo hatte sich nicht schlafen gelegt. Er war durch die Straßen und Gassen von Carnivia spaziert, unsichtbar wie ein Engel, und hatte nach Frauen mit Domino-Masken Ausschau gehalten. Mehrere Male war er einer solchen gefolgt, nur um sie in einer der Spielhallen oder Cyber-Bordellen, den beliebtesten Freizeittreffpunkten in der Welt von Carnivia, verschwinden zu sehen. Er war sich allerdings so gut wie sicher, dass keine von ihnen die Frau war, nach der er suchte.
    Noch einmal sah er in der Kirche Santa Maria dei Miracoli nach, wie bereits mehrfach in den vergangenen paar Tagen. Als er sich der Kirche näherte, sah er, wie zwei Gestalten durch die großen Eichentüren huschten, weshalb er sein Tempo beschleunigte.
    Im Inneren des Gebäudes bot sich ihm ein überraschender Anblick. Die Kirchenbänke waren alle besetzt. Etwa dreißig Personen mit Domino-Masken und in schwarzen Gewändern saßen reglos da und blickten mit gesenkten Köpfen in Richtung Altar. Eine Stromchiffre lag über dem Raum. Jeder, der einen Passwortschlüssel besaß, würde die Chiffrierung verstehen: Und er hätte gewettet, dass das auf jeden im Raum mit Ausnahme von ihm selbst zutraf.
    Ganz vorn stand eine einsame Gestalt mit dem Blick zu der Menschenansammlung. Auch sie trug eine Domino-Maske, außerdem – völlig unpassend – ein Messgewand und eine Stola.
    Während Daniele die Szene beobachtete, fing die Gestalt an zu sprechen. » Freg mkil yrt ortinariop?«
    Und wie aus einem Munde erwiderten die Anwesenden: » Kptry iplf dwsta.«
    Er sah hier einen Priester bei der Messe, dessen war er sich sicher. Zu jedem anderen Zeitpunkt wäre er wohl amüsiert und sogar ein wenig fasziniert gewesen über die Tatsache, dass man Carnivia auch zu solch unerwarteten Zwecken nutzte. Doch nach allem, was während der vergangenen Woche geschehen war, war sein erster Gedanke die Frage, warum.
    Holly erwachte in ihrem kahlen, funktionalen Zimmer im Ederle Inn Hotel. Hier roch es nach Klimaanlage und Stiefelpolitur.
    Sie hatte schlecht geschlafen, da sie nach wie vor wütend war. Wütend auf Jonny Wright, gewiss, aber auch wütend auf sich selbst. Sie war direkt in die Falle getappt, als sie den Joint mit ihm geteilt hatte. Nicht dass sie ihn ansonsten angezeigt hätte – oder zumindest nicht, solange sie sich ihn vom Hals halten konnte. In der Armee war es nicht üblich, dass man sich über derlei Dinge beschwerte, das tat man nur bei wirklich schweren Vergehen.

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