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Martha im Gepaeck

Martha im Gepaeck

Titel: Martha im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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an den Beinen und bauschte sich hinten wie ein Segel auf. Außerdem war sie komplett zerknittert. Wie Elefantenhaut. Von wegen Leinen ist ein tolles Material für heiße Sommertage. Morgen würde sie die blöde Hose einfach im Motel liegen lassen. Und Platz schaffen für die Stiefel. »Im Grunde kommt mir Martha mit ihren über achtzig gar nicht so senil vor. Immerhin hat sie den Mechaniker verstanden. Ich wusste gar nicht, dass sie so gut Englisch kann, wusstest du das? Und sie hat diesen Verrückten da draußen überredet, dass er uns mitnimmt. Wir würden jetzt noch durch die Hitze laufen.«
    »Warum ist Altwerden furchtbar?« Teresa unterbrach kurz ihr wildes Hämmern auf das kleine Kästchen in ihrer Hand.
    »Wir meinen das nicht so, Schatz.« Bernd lächelte beruhigend. Dann wandte er sich wieder an Karen. »Und außerdem hätten wir auch ein Taxi nehmen können.«
    »Egal. Ich finde, du solltest mal mit ihr reden. Bei mir schaltet sie immer gleich auf stur. Frag sie, ob sie nicht doch mitkommen möchte. Oder mach ihr wenigstens begreiflich, dass sie sich am besten nach ihrem Kartenspiel ein bisschen langlegt und ausruht. Oder schon vorher. Kreuzworträtsel macht. So was halt.«
    Bernd verzog das Gesicht, begab sich aber zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um. »Hat sie eigentlich ein Handy?«
    Karen lachte auf. »Natürlich nicht. Ich wollte ihr vor einer Weile mal ein Seniorenhandy besorgen, mit großen Tasten, aber das wollte sie nicht. Und weißt du, warum? Weil es für Senioren war!«
    »Dann geben wir der Rezeption deine Handynummer für alle Fälle. Aber mach dich fertig, dass wir hier nicht noch stundenlang rumhängen. So gemütlich ist es nun auch wieder nicht.« Er warf einen eigentümlichen Blick auf irgendetwas über ihrem Gesicht, sah dann rasch wieder weg wie ertappt und verschwand.
    »Tommy hat Internet im Hotelzimmer«, verkündete Mark. Er las gerade eine SMS . »Und drei Spaß-Pools im Hotel. Außerdem machen sie morgen eine Tour mit dem Jeep in die Wüste.« Er zog die lappige gelbe Bettdecke mit zwei Fingerspitzen hoch und ließ sie verächtlich wieder fallen.
    »Tommys Eltern haben auch Geld wie Heu«, entgegnete Karen. Es klang schärfer als beabsichtigt.
    »Ich mein ja nur«, brummte Mark. Er hielt sich an seinem Handy fest, das in diesem schrecklichen Zimmer irgendwie futuristisch und vollkommen fehl am Platz wirkte.
    »Es ist doch nur für eine Nacht.« Karen unterdrückte den Impuls, Mark über den Kopf zu streichen. Damit machte sie sich in letzter Zeit nur unbeliebt. Und wo zum Teufel blieb Bernd? Was hielt ihn so lange auf? Karen erhob sich und sah dabei in den Spiegel. Das teure Kastanienbraun ihrer Haare hatte mittlerweile einem sonnengebleichten Rostrot Platz gemacht. Wie stumpfes Messing. Hatte Bernd deshalb so komisch geguckt? Leider konnte sie es sich nicht leisten, alle zwei Wochen zum Auffrischen zum Friseur zu rennen. Daher half in diesem Fall wohl nur pechschwarzes Überfärben mit einem dieser Färbemittel aus der Drogerie oder das Tragen einer Burka. Letztere hätte gleichzeitig den Vorteil, die lächerlichen Hosen zu verstecken. Karen schüttelte den Kopf. Was war nur mit ihr los? Und wo blieb Bernd? Sie beschloss, nach dem Rechten zu sehen.
    Marthas Zimmertür war nur angelehnt, und Karen konnte Bernds Stimme hören. Gerade hatte er ihren Namen gesagt. Sie blieb reflexartig stehen.
    »… musst dich doch auch mal um deine Frau kümmern.« Das war Martha. »Ihr mal ein bisschen was Aufregenderes vorlesen als nur deinen Reiseführer. Kennst du das Dekameron ?«
    Karen hielt erschrocken den Atem an.
    »Nun lenk doch nicht ab, Martha.« Bernd klang gestresst. Wie immer, wenn ihm etwas peinlich war. »Das hat doch nichts damit zu tun, dass du nicht mit diesem Mann Karten spielen sollst. Dieser Dwayne – der scheint mir nicht gerade der beste Umgang für eine Dame in deinem Alter zu sein.«
    »Na, meinen Umgang überlass mal lieber mir selbst, mein Junge. Und wann hab ich denn sonst Gelegenheit, mal mit dir alleine zu reden, hm? Du überschlägst dich ja auch nicht gerade mit Besuchen in meinem trauten Heim.«
    Karen biss sich auf die Lippen.
    Drinnen wusste Bernd offenbar auch nicht, was er sagen sollte.
    »Mach ihr ab und zu mal ein Kompliment«, fuhr Martha gerade fort. »Damit sie weiß, dass du ihre neue Haarfarbe zur Kenntnis genommen hast. Ihren Rock. Frauen mögen so was.« Sie hielt inne. »Du hast doch ihre neue Haarfarbe bemerkt, oder?«
    »Natürlich habe

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