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Martha im Gepaeck

Martha im Gepaeck

Titel: Martha im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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wissen. Wahrscheinlich war es auch besser, nicht heimlich in Bernds Notizbuch zu lesen. Unter Umständen fanden sich darin weitere Kommentare zu ihrer Haarfarbe.
    »Und was sollte das eigentlich mit dem Schottenrock? Gehört der John?« Bernd rutschte kurz auf dem steilen Weg ab, fing sich aber gleich wieder.
    Karen holte tief Luft und schüttelte verlegen den Kopf, obwohl Bernd sie doch gar nicht sehen konnte. »Ob du es glaubst oder nicht, aber das hat sie extra für mich inszeniert. Um mich ein bisschen auf den Arm zu nehmen.«
    »Das ist nicht dein Ernst?«
    »Doch. Weil sie wusste, dass es mich fertigmachen würde, wenn alle Leute uns hinterherstarrten.«
    »Nicht zu glauben.« Bernds Schultern zuckten, offenbar lachte er in sich hinein. Er kletterte geschickt auf dem Geröll bis nach oben. »Wow«, sagte er.
    Karen folgte ihm auf dem letzten Stück des steilen Weges und ließ sich dann von ihm hoch auf den Hügel ziehen. Jetzt sah sie, was er meinte. Wohin das Auge auch blickte, erstreckten sich steile Berge im milchigen Licht des Morgens. Dunkel standen sie am Horizont, violett und grün waren sie in der Nähe. Darüber leuchtete der Himmel geradezu unwirklich blau. Unten im Tal konnte Karen eine verfallene Steinmauer erkennen. Bernd machte ein Foto davon.
    »Könnte auch eine Ruine sein. Was meinst du?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Und wo liegt jetzt Glen Manor?«
    Er legte seinen rechten Arm um sie und streckte den linken aus. »Da, in der Richtung. Im Nordosten.«
    »Schöne Umgebung«, sagte Karen leise. »Die Ruine da unten ist genau vor dem Fluss in der Sonne; sie steht einfach so malerisch in der Landschaft herum. Lauter verborgene Schätze hier, wohin man auch sieht.« Selbst wenn sie nicht daran denken wollte, so war doch die Vorstellung verlockend, eines Tages hier wohnen zu können.
    Bernd fasste sie an den Schultern und drehte sie zu sich herum, damit er sie ansehen konnte. »Verborgene Schätze. Du sagst es! Danke für den Tipp.«
    »Wie bitte?« Karen sah ihn verständnislos an.
    »Der Titel. Ich habe die ganze Zeit nach einem Titel gesucht. Jetzt habe ich ihn: Verborgene Schätze .«
    »Einen Titel für was?«
    Bernd klopfte auf seine Brusttasche, in der das kleine Notizbuch steckte.
    »Der Titel meines Reiseführers. Verborgene Schätze – Schottland neu entdecken .«
    Karen war zu verdattert, um etwas darauf zu erwidern.
    »Da kommen nur die besten Sachen rein. Garantiert kein Pack Horse Hotel und auch kein Autobahn Inn . Dafür aber das Rezept für Blutwurst im Bierteig von Mrs Warnock.« Er grinste. »Und die Wegbeschreibung zu einem lauschigen Plätzchen am Fluss, in der Nähe von einigen magischen Steinen. Und natürlich eine Warnung vor Strömungen. Und Spannern.«
    Glen Manor lag im weichen Nachmittagslicht, als Karen und Bernd von ihrer Wanderung zurückkehrten.
    »Wahnsinn, nicht?«, sagte Bernd, während sie den knirschenden Kiesweg zum Haus entlangfuhren. Das hatte er bislang jedes Mal gesagt, wenn sie sich dem Haus näherten. Karen stimmte ihm insgeheim zu, wenngleich sie fand, dass er seiner Freude langsam mal auf andere Weise Ausdruck verleihen konnte. Aber Wahnsinn traf es wahrscheinlich immer noch am besten angesichts des schwindelerregenden Gedankens, dass das Haus eines Tages ihr gehören würde. Das war wie beim gestiefelten Kater. Wem gehört der Wald, ihr Leute? – Der Karen Thieme. Und wem gehört der See, ihr Leute? – Der Karen Thieme . Einen kurzen Moment lang hatte sie eine Vision, wie Dr. Albrecht mit seiner quengelnden Tochter und seiner verwöhnten Frau eine Bildungsreise nach Schottland unternehmen und bei dieser Gelegenheit Glen Manor besuchen würde. Die Anschaffung einer Überwachungskamera würde sich schon allein deshalb lohnen, um sein blödes Gesicht aufnehmen zu können, wenn ihm aufging, auf wessen Grund und Boden er hier herumlief. Plötzlich kam ihr eine Idee. Vielleicht … Sie sollte gleich mal mit Martha darüber reden.
    Wo war sie bloß? Karen ging in die Küche, traf dort aber lediglich Mrs Warnock an, die das große Dinner für den Abend vorbereitete. Teresa saß am Tisch und stach kreisrunde Haferplätzchen aus einem Teigfladen aus.
    »Guck mal, Mama«, rief sie. »Du darfst aber erst kosten, wenn sie fertig sind.«
    »Sieht jetzt schon unheimlich lecker aus, mein Schatz«, lobte Karen.
    Mrs Warnock wollte sich offenbar an diesem Abend selbst übertreffen. Immer wieder beklagte sie, dass niemand ihr rechtzeitig Bescheid gegeben habe, um

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