Martin, Kat - Perlen Serie
der Ein- gangshalle. „Wir haben Sie erst in ein oder zwei Tagen zurück- erwartet."
„Nun, die Geschäfte haben sich besser angelassen, als ich vermutet hatte." Natürlich hätte er sich noch einen weiteren Tag in dem gemütlichen kleinen Gasthaus erholen können ... wenn Victoria bei ihm gewesen wäre.
So hatte er es indes kaum erwarten können, seine Geschäfte so schnell wie möglich abzuschließen und zurückzufahren. „Wo kann ich Lady Brant finden?"
„Es tut mir Leid, Mylord, Lady Brant ist heute Morgen aufs
Land gefahren. Ich glaube, sie hat Ihnen eine Nachricht in Ih- rem Arbeitszimmer hinterlassen."
Victoria war nicht hier? Cord fühlte, wie sein Magen sich un- heilvoll zusammenzog. Das war jetzt schon das dritte Mal! Er konnte kaum glauben, dass sie, sobald er die Stadt verlassen hatte, wieder zu ihrem Liebhaber gefahren sein sollte.
In Victorias Brief würde er sicher eine ganz einfache Erklä- rung finden. Victoria hatte ihm versichert, dass sie ihn liebte. Sie hatte versprochen, ihm treu zu sein. Und Cord wollte ihr nur zu gerne glauben.
Doch als er in seinem Arbeitszimmer keine Nachricht von ihr fand, steigerte sich sein Gefühl des Unbehagens. Er kehrte in die Eingangshalle zurück, wo Timmons noch damit beschäf- tigt war, den Staub von Cords Reisemantel zu bürsten.
„Sind Sie sicher, dass Lady Brant mir eine Nachricht hinter- lassen hat?"
„Sicher bin ich mir nicht, Mylord. Ich habe nur gesehen, wie sie mit einem Brief in Ihr Arbeitszimmer ging, und dachte mir, dass er wohl für Sie sein würde."
Cord ging zurück und suchte erneut, fand jedoch wiederum nichts. Danach ging er nach oben und durchsuchte seine Räu- me - erfolglos. Er rief nach Emma, die sofort herbeigeeilt kam. „Ja, Mylord?"
„Lady Brant scheint auf dem Land zu sein. Wissen Sie, wo- hin genau sie gefahren ist?"
Emma schüttelte bedauernd den Kopf. „Leider nicht, My- lord. Sie meinte bloß, dass die Reise nicht lange dauern würde und sie heute Abend wieder zurück sein wollte."
„Danke, Emma."
„Sie hat Ihnen eine Nachricht dagelassen. Sie muss in Ihrem Arbeitszimmer sein."
„Dort habe ich nachgesehen. Und nichts gefunden."
Emma runzelte verwundert die Stirn. „Das ist aber komisch. Ich habe genau gesehen, wie Mylady den Brief geschrieben hat."
Cord sah noch einmal in Torys Zimmer nach, doch er fand auch dort nichts, zumal sie die meisten ihrer Sachen bereits in seine Räumlichkeiten hatte bringen lassen.
Seine Beklemmung wuchs mit jedem Augenblick. Sollten all seine Hoffnungen vergebens gewesen sein?
Cord kehrte in sein Zimmer zurück und ließ sich in den Ses- sel fallen, der neben seinem Bett stand. Er fühlte sich elend
und verlassen.
Er hatte ihr vertraut - und nun war es wieder passiert. Dabei hatte er geglaubt, dass er ihr etwas bedeutete.
Einige Momente verharrte er reglos, horchte auf das langsa- me, schwere Schlagen seines Herzens und spürte den tiefen Schmerz in seiner Brust. Sie musste zu Fox gefahren sein ... Wahrscheinlich, um ihm von dem Kind zu erzählen.
Cord fluchte und stand unvermittelt auf.
Hatte Victoria ihn nicht vom ersten Tag an belogen? Es wur- de Zeit, dass er sich mit dem Gedanken anfreundete, dass er ihr nichts bedeutete und sie niemals etwas für ihn empfunden hatte. Er würde tun, was er schon hätte tun sollen, als er hin- ter ihren Betrug gekommen war.
Mit entschlossenem Schritt eilte er den Gang entlang, rief nach seiner Kutsche, die sofort wieder vorfahren sollte, und ging dann in die Eingangshalle hinunter. Dies würde das letz- te Mal sein, dass Victoria ihn zum Narren hielt.
Er lächelte grimmig. Das beste Mittel, sich über den Verlust einer Frau hinwegzutrösten, war immer noch eine andere Frau.
Eigentlich war ihm klar, dass das nicht die Antwort auf sein Problem war, doch wie ein Getriebener eilte er aus dem Haus. Cord ertrug es keinen Tag länger, sich nie sicher zu sein und seiner Frau nie vertrauen zu können. Er musste Abstand zu Victoria gewinnen, bevor es zu spät war. Vermutlich wäre es nicht einfach, erneut die Auflösung der Ehe einzuleiten, aber er zweifelte nicht daran, dass er Mittel und Wege finden wür- de.
Eigentlich wusste er gar nicht, wo genau er jetzt hinwollte. Vielleicht irgendwohin, wo er weibliche Begleitung fand, die sich bezahlen ließ und im Gegenzug nichts weiter von ihm er- wartete.
Jemanden, der ihn für eine Weile den Schmerz vergessen ließ, den er tief in seinem Herzen fühlte.
Sobald die Kutsche vorfuhr, eilte ein
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