Martin, Kat - Perlen Serie
jedem Schritt streifte, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Während der Earl Tory durch eine weitere Tür in einen ande- ren Raum geleitete, berührte sein Arm leicht ihre Brust, und sie spürte die Berührung wie eine warme Welle durch ihren Körper fluten.
Endlich hatten sie den Pferch erreicht, in dem die Welpen schlafend an ihre Mutter geschmiegt lagen - doch noch immer
wich der Earl nicht von ihrer Seite. Tory versuchte, etwas mehr Abstand zu gewinnen, dummerweise war es dafür zu eng.
„Sie sind erst wenige Tage alt", sagte er mit sanfter Stimme, wobei sein Atem warm ihre Wange streifte. Tory stellte ent- setzt fest, dass sie am ganzen Körper zitterte.
„Kann ich eines auf den Arm nehmen?" wollte Teddy wissen und sah fasziniert auf die kleinen Welpen hinunter.
„Dazu sind sie noch zu jung", vertröstete ihn Brant und fuhr dem Jungen liebevoll durch das dunkle Haar. „Vielleicht bei deinem nächsten Besuch."
„Könnte ich wohl eines von ihnen haben?"
Der Earl lachte leise, und Tory spürte ein Schwindel erre- gendes Kribbeln im Bauch. „Wenn deine Mutter nichts dage- gen hat. Warum fragst du sie nicht gleich?"
Teddy strahlte ihn an und rannte sofort los, um seine Mutter zu suchen. Nun war Tory mit dem Earl im schummerigen Licht des Kutschenhauses allein.
„Ich... ich muss wieder zurück an meine Arbeit. Es gibt noch sehr viel zu tun."
„Sie sehen etwas erhitzt aus", bemerkte er und ließ seine goldschimmernden Augen auf ihr ruhen. „Geht es Ihnen nicht gut, Mrs. Temple?"
Er stand so nah bei ihr, dass sie sein Herz schlagen hören konnte. Seine sinnlichen Lippen verzogen sich zu einem belus- tigten Lächeln.
„Doch... Es ist nur ein wenig stickig hier. Ich muss wieder an die frische Luft."
„Natürlich." Er machte so unerwartet einen Schritt zurück, dass sie fast das Gleichgewicht verloren hätte. Rasch streckte er eine Hand nach ihr aus, um sie zu stützen. „Ihnen scheint schwindelig zu sein. Warten Sie, ich helfe Ihnen."
„Nein! Ich meine ... es geht mir gut, wirklich."
„Ich begleite Sie auf jeden Fall nach draußen."
Seine Hilfe war das Letzte, was sie nun brauchte! Warum nur war es ein so schwieriges Unterfangen, seiner Nähe zu ent- kommen?
Sie versuchte, nicht auf seine Berührung zu achten, als er die Hand auf ihren Rücken legte und sie aus den Stallungen hi- naus zurück zu dem Brunnen hinter dem Haus begleitete. Die Hitze in ihren Wangen und das kribbelnde Gefühl in ihrem Bauch konnte sie indes nicht leugnen.
Draußen begann sie, sich langsam etwas besser zu fühlen, und glaubte, sich wieder unter Kontrolle zu haben. Der Earl trat höflich einen Schritt zurück.
„Geht es Ihnen nun besser?"
„Ja, schon viel besser, danke."
„Dann werde ich Sie wieder an Ihre Arbeit gehen lassen. Gu- ten Abend, Mrs. Temple."
Mit klopfendem Herzen und weichen Knien sah Tory ihm nach. Er hatte sich wie ein vollendeter Gentleman verhalten, und trotzdem rang sie noch immer schwer nach Atem. Falls er wirklich Absichten auf Claire haben sollte, könnte diese - un- erfahren und verträumt, wie sie war - ihm wohl kaum wider- stehen.
Als Tory zurück ins Haus ging, machte sie sich mehr Sorgen um ihre Schwester als je zuvor.
Ein heftiges Sommergewitter ging über der Stadt nieder. Schwere, schwarze Wolken verdunkelten den Mond, und durch die verhängten Fenster drang dumpf das Grollen des Donners. Vorsichtig schlich Tory durch die dunklen Gänge in Richtung des Arbeitszimmers, als die Standuhr in der Ein- gangshalle Mitternacht schlug.
In London hatte die Saison begonnen, und Lady Aimes be- suchte mit Freunden eine Abendgesellschaft. Wie an den ande- ren Abenden auch, schien der Earl gleichfalls außer Haus zu sein.
Die meisten Dienstboten hatten sich auf ihre Zimmer zu- rückgezogen. Tory jedoch hatte ruhelos in ihrem Bett gelegen und gegrübelt. Sie befahl sich, im Bett zu bleiben, zu schlafen und keinen Gedanken an die Schachpartie mit dem Earl zu verschwenden. Nur war die Versuchung einfach zu groß! Sobald sich völlige Stille über das Haus gelegt hatte, zog sie ihren gesteppten blauen Umhang über ihr Nachthemd, griff nach der Öllampe in ihrem Wohnzimmer und machte sich auf den Weg.
Als sie das Arbeitszimmer betrat, fiel ihr Blick auf das Schachbrett. Den kalten Holzboden spürte sie kaum unter ih- ren bloßen Füßen, als sie leise das Zimmer durchquerte und sich in einen der Stühle setzte.
Sie stellte ihre Lampe auf dem Tisch ab und betrachtete die Figuren auf dem
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