Martin, Kat - Perlen Serie
pechschwarzer Finsternis zurückgelassen.
„Wir werden nicht lange hier unten bleiben", sagte Tory. „Sobald das Schiff in der Bucht vor Anker geht, schleichen wir uns an Deck und gehen über Bord. Bis es so weit ist, müssen wir aber durchhalten. Versuche, es als ein aufregendes Aben- teuer zu betrachten."
Claire hatte schon immer eine Vorliebe für Abenteuer gehabt - zumindest in ihrer Fantasie.
„Ja, ich denke, du hast Recht. Ich war noch nie zuvor auf ei- nem Schiff, und wenn wir erst einmal in Frankreich sind, wer- den wir sicher sein."
„Genau, meine Liebe." Sie mussten nur darauf achten, dass sie von Lord Brant, dem Kapitän und der Mannschaft nicht entdeckt wurden, die Küste erreichen, sich in einem vollkom- men unbekannten Land durchschlagen, den Gefahren der Straße trotzen und eine Stadt finden, in der man ihnen Arbeit gab ...
Tory seufzte in der Stille des Schiffes, die nur von den Wel- len gebrochen wurde, die an die Schiffswand schlugen. Was ihr in der Sicherheit von Lord Brants Haus so einfach erschienen war, kam ihr nun wie ein Ding der Unmöglichkeit vor.
Wenigstens würden sie nicht an Land schwimmen müssen! Tory hatte ein kleines Boot entdeckt, das an der Außenwand des Schoners festgemacht war. Sobald sie die Bucht erreicht hatten, wollte sie das Boot herunterlassen.
Aber waren in den letzten Monaten nicht schon so viele ih- rer Pläne fehlgeschlagen?
„Die See wird immer unruhiger." Cord stand neben Rafe auf dem Achterdeck. Beide Männer trugen eng geschnittene Ho-
sen, die in kniehohen Stiefeln steckten, und langärmelige Hemden unter ihren Wollmänteln.
„Nun, wir haben ja mit rauem Wetter gerechnet", sagte Ra- fe. „Die Nightingale ist ein sicheres Schiff, und wir haben schon mehr als die Hälfte des Weges geschafft." Von dem Mo- ment an, da sie die Themsemündung hinter sich gelassen hat- ten, wurden die Segel von einem starken Wind erfasst, der den Schoner schnell voranbrachte.
„Wir werden bis morgen Nacht in der Bucht anlegen müssen. Ich hoffe, dass uns niemand ausspäht und sich fragt, was zum Teufel wir dort treiben."
„Wenn Bradley so erfahren ist, wie der Colonel meint, dann wird er ein gutes Versteck gefunden haben, in dem das Schiff nicht sofort zu sehen ist."
Cord sah auf das Meer hinaus. „Ich bin wahrscheinlich nur etwas nervös. Ich möchte, dass alles nach Plan läuft und wir Ethan sicher nach Hause bringen können."
Rafe legte seine großen, starken Hände auf die Reling und blickte in die Ferne. „Das möchte ich auch."
Cord betrachtete das markante Profil seines Freundes, sein kräftiges Kinn und die gerade Nase, die sich im Licht der Schiffslaterne, die von einem der beiden Hauptmasten hing, scharf abzeichnete. „Es gibt noch etwas anderes, worüber ich gerne mit dir reden würde."
Rafe wandte sich zu ihm um und sah ihn mit seinen wachen blauen Augen aufmerksam an. Etwas in Cords Gesichtsaus- druck ließ ihn schmunzeln. „Lass mich raten ... Du hast dich endlich ernsthaft verliebt."
Cord lächelte und schüttelte den Kopf. „Nein, aber du hast Recht - es geht tatsächlich um eine Frau. Und ich gebe zu, dass sie eine sehr einnehmende kleine Person ist. Nur ist sie mit dem Gesetz in Konflikt geraten."
„Das ist nicht dein Ernst."
„Ich wünschte, es wäre so. Sie wird wegen eines Raubüber- falls und versuchten Mordes gesucht."
„Wie um alles in der Welt konntest du dich mit so einem Frauenzimmer einlassen?"
„Sie ist nicht ,so ein Frauenzimmer', sonst hätte ich mich nicht auf sie eingelassen. Zumindest glaube ich, dass sie an- ders ist. Ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust."
„Worum geht es?"
„Versuche bitte, möglichst alles über Miles Whiting, Baron
Harwood, herauszufinden."
„Harwood? Ich bin ihm nie persönlich begegnet, hinter vor- gehaltener Hand erzählt man sich dagegen so einiges über ihn."
„Ja, die Gerüchte sind alles andere als gut."
„Ich erinnere mich auch, dass kürzlich etwas über ihn in der Zeitung stand."
„Zwei junge Frauen hätten ihn beraubt, und eine von beiden versetzte ihm einen Schlag auf den Kopf. Harwood behauptet, dass er für mehrere Monate sein Gedächtnis verloren hatte. Jetzt ist er nach London gekommen, um die Schuldigen zu fin- den."
Rafe sah seinen Freund lange nachdenklich an. „Diese Frau ... Ich vermute sicher richtig, dass sie diejenige ist, die Har- wood niedergeschlagen hat."
„Sie leugnet es, ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass es so ist."
„Und sie
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