Martin, Kat - Perlen Serie
bedeutet dir etwas?"
Cord schwieg eine Weile. „Wenn du so fragst... Ja, ich glau- be, sie bedeutet mir etwas."
„Dann werde ich mich ein wenig umhören und sehen, was ich herausfinden kann. Als Gegenleistung erwarte ich bloß, dass du sie mir vorstellst. Eine Frau, der es gelingt, dein Inte- resse in diesem Maße zu wecken, muss etwas Besonderes sein." Cord antwortete nicht. Er konnte nur hoffen, dass Timmons seiner Aufgabe mit Umsicht nachkam und Victoria noch da war, wenn Cord zurückkehrte.
„Ich fühle mich elend, Tory." Claire lehnte sich gegen die Schiffswand und hielt sich mit der Hand den Bauch. „Ich glau- be, mir wird übel."
Oh nein, bitte nicht! Als Tory ihre Flucht geplant hatte, war es ihr nie in den Sinn gekommen, dass sie seekrank werden könnten. Während sie selbst sich schnell an die gleichmäßigen Auf- und Abbewegungen des Schiffs gewöhnt hatte, schienen Claire diese gar nicht gut zu bekommen.
„Dir darf nicht schlecht werden", sagte Tory bestimmt und wünschte, sie wäre nur halb so entschlossen und zuversicht- lich, wie sie klang. „Vielleicht hilft es, wenn du die Augen schließt."
Claire schloss die Augen. „Oh ..." stöhnte sie.
„Versuche, an etwas anderes zu denken. Erinnerst du dich
noch an den schönen Spitzenschal, den wir in dem Schaufens- ter in der Bond Street gesehen haben? Stell dir nur vor, wie schön er um deine Schultern aussehen würde!"
Claire stöhnte erneut und hielt sich die Hand vor den Mund.
„Schon gut. Ich suche einen Eimer." Tory raffte ihren Rock zusammen und kroch auf allen vieren durch den niedrigen La- gerraum, wobei sie versuchte, sich zu erinnern, wo ungefähr sie vorhin den Holzeimer gesehen hatte.
Sie tastete sich an den Getreidesäcken entlang in Richtung der Leiter und versuchte, nicht an den Schmutz auf dem Bo- den und an die herumflitzenden Ratten zu denken. Erleichtert atmete sie auf, als ihre Finger den Rand des hölzernen Eimers berührten, der direkt unter der Laterne stand.
Sie wusste, dass daneben eine Schachtel mit Feuerstahl und Zunder liegen musste, die sie entdeckt hatte, als sie im schwa- chen Schein der Lampe die Leiter herabgestiegen waren. Nachdem sie auch diese gefunden hatte, zündete Tory, obwohl sie sich der Gefahr ihrer Entdeckung bewusst war, die Later- ne an. Warmes, gelbes Licht erfüllte nun den Laderaum, und auch sie selbst fühlte sich sogleich besser. Wenn jemand herun- terkam, würde er bestimmt glauben, einer der Matrosen habe die Lampe aus Versehen brennen lassen.
Vorsichtig kletterte sie mit dem schweren Eimer in der Hand über die Getreidesäcke zurück in ihr Versteck und stellte den Holzeimer direkt neben Claire auf den Boden.
„Geht es dir besser?"
Claire nickte. „Das Licht hilft." Sie lächelte schwach. Dann würgte sie heftig und beugte sich über den Eimer.
Es waren nur noch wenige Stunden bis Sonnenaufgang. Auf- grund all der Aufregung fühlte Cord sich kein bisschen müde, doch da morgen ein anstrengender Tag werden würde, an dem er besser wach und ausgeschlafen war, beschloss er, sich noch für einige Stunden hinzulegen. Er knöpfte sein Hemd auf, zog es aus und warf es über die Lehne eines Stuhls. Gerade wollte er sich seiner Hose entledigen, als es laut an seiner Tür klopf- te.
Mit langen Schritten durchquerte Cord die Kabine, öffnete die Tür und sah sich Rafe und dem Obermaat Whip Jenkins ge- genüber.
„Was gibt es?"
Rafe grinste über das ganze Gesicht. „Jemand aus der Mann-
schaft hat ein paar blinde Passagiere gefunden. Nach dem, was du mir vorhin an Deck erzählt hast, vermute ich, dass du un- bedingt mit ihnen sprechen willst." Er trat einen Schritt bei- seite und deutete auf die junge Frau, die bislang hinter ihm ge- standen hatte.
„Was zum Teufel ...?" Cord erkannte sie natürlich sofort. „Verdammt noch mal, Victoria!" Hinter ihr entdeckte er zu- dem Claire, die heftig zitterte und deren Haut eine ungesunde Farbe hatte.
„Sie ist seekrank", erklärte Victoria. „Es wäre gut, wenn sie sich hinlegen könnte."
Cord war so wütend, dass er kaum sprechen konnte. Er warf Rafe einen kurzen Blick zu.
„Ich kümmere mich um sie", versicherte Sheffield und wandte sich an den Obermaat. „Die Blonde kann meine Kabi- ne haben. Ich werde mich derweil bei Ihnen einquartieren." Jenkins nickte zustimmend, aber Claire sah fragend ihre Schwester an. „Tory?"
„Es ist alles in Ordnung, meine Liebe. Dir wird nichts pas- sieren."
„Sheffields Unterkunft ist gleich
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