Martin, Kat - Perlen Serie
seinem verkniffenen, kleinen Mund musterte, jagte einem Schauer über den Rücken. Claire bekam zunehmend Angst vor ihm. Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bevor er sich ihr aufdrängen würde, und deshalb planten wir, Harwood Hall so bald wie möglich zu verlassen, aber ..."
„Aber?"
„Wir hatten noch nicht genügend Geld beisammen und woll-
ten deshalb noch einige Wochen bleiben. Kurz darauf hörte ich jedoch, wie er sich nachts in Claires Zimmer schlich, und da ging ich ... hinterher und hielt ihn von seinem Vorhaben ab."
„Und haben ihn mit der Bettflasche niedergeschlagen?"
Tory schluckte und spannte sich am ganzen Körper an. „Ich
wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen! Ich hatte solche Angst, ihn getötet zu haben!"
„Und was war mit der Halskette?"
Sie sah auf ihre Hände, die sie noch immer krampfhaft ver-
schränkt hielt. „Ich hatte die Kette einmal gesehen, als ... als
ich das Zimmer des Barons putzte. Claire und ich waren in ei-
ner verzweifelten Lage! Ich nahm die Kette mit, und wir ver- kauften sie einem Geldverleiher in Dartfield."
Sie begann, ihm zu erklären, wie sie auf eine lächerlich ge- ringe Summe heruntergehandelt worden waren und wie sie das wenige Geld in den Wochen, während derer sie Arbeit suchten, ausgegeben hatten. Schließlich sah sie zu ihm auf und versuchte tapfer, ihre Tränen zurückzuhalten.
„Claire trifft keinerlei Schuld. Sie hat es nicht verdient, ins Gefängnis zu kommen." Nun konnte sie die Tränen nicht län- ger zurückhalten, und der Graf straffte unmerklich seine Schultern.
Sie begann, heftig zu weinen - nicht vornehm und zurück- haltend wie Claire, sondern laut und schluchzend, so dass ihr ganzer Körper bebte. Als der Earl sie in seine Arme zog, wehr- te sie sich nicht. Er setzte sich auf den Stuhl und nahm sie auf seinen Schoß.
„Es wird alles gut werden", beruhigte er sie und legte ihren Kopf an seine Schulter. „Wir werden eine Lösung finden, so dass niemand ins Gefängnis muss."
Tory ließ sich an seine Brust sinken, schlang die Arme um seinen Hals und weinte hemmungslos weiter. So lange hatte sie all ihre Sorgen allein tragen müssen! Es tat gut, endlich alles zu erzählen - und vielleicht würde der Earl ihnen tatsächlich helfen können. Sie schmiegte ihr Gesicht an seinen Hals und atmete den Geruch seines Rasierwassers und die salzige Gischt des Meeres ein.
Er trug sein Hemd noch immer offen. Sie hatte die Muskeln seines bloßen Oberkörpers gesehen und spürte seinen warmen Atem, während er ihr sanfte Worte ins Ohr flüsterte. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als mit den Lippen die glatte Haut seines Halses zu berühren.
Sie wollte ihn küssen, wollte, dass er mit dem Mund ihre Lippen berührte, wie er das in jener Nacht getan hatte. Er soll- te ihre Brüste liebkosen, bis die Spitzen hart wurden und sich verlangend an seine Handflächen drängten. Sie wollte, dass er all die Dinge tat, die er in jener Nacht nur angedeutet hatte ... „Ist ja gut, meine Liebe. Alles wird gut werden."
Sie nickte, aber die Tränen flossen weiterhin unter ihren ge- schlossenen Lidern hervor.
Sie spürte seine Hand auf ihrer Wange. Er umfasste ihr Kinn und bedeutete ihr, ihn anzusehen. „Alles wird gut werden", wiederholte er leise. Er hielt sie mit seinem Blick gefangen,
und sie glaubte, dass er sich genauso danach sehnte, sie zu küssen, wie sie ihn zu küssen verlangte.
Aber er tat es nicht.
Doch sie wusste, dass er sie begehrte, denn sie konnte die Heftigkeit seiner Erregung unter sich spüren. Schließlich hob er Tory von seinem Schoß und stand auf. Immer noch machte er keine Anstalten, sie zu berühren.
Er hatte ihr sein Wort gegeben, und allem Anschein nach war er entschlossen, es zu halten.
Es sei denn, sie bat ihn, es zu brechen ...
Nichts in der Welt wünschte sie sich sehnlicher! Sie schloss die Augen und lehnte sich an ihn, als es leise an der Tür klopf- te. Erschrocken fuhr Tory zusammen und wandte sich ab. Sie schämte sich für das, was sie beinahe getan hätte. Der Earl ging zur Tür und sah seinen Freund auf dem Gang stehen.
„Dieses Mädchen ... Claire. Es geht ihr immer schlechter." Sheffield sah durch die geöffnete Tür hindurch zu Victoria hi- nüber. „Sie fragt nach ihrer Schwester."
Nachdem Tory kurz ihren Blick auf dem Duke hatte ruhen lassen, der ein gut aussehender Mann mit einem kräftigen Kinn und strahlend blauen Augen war, wandte sie sich wieder dem Earl zu. „Ich muss zu ihr
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