Martin, Kat - Perlen Serie
Frankreich kommen oder wohin auch immer, wo man Sie nicht finden wird. Ver- trauen Sie mir, Victoria. Ich bin ein Graf und verfüge über ein beträchtliches Vermögen. Wenn ich Ihren Fall den Behörden vortrage, wird man mich anhören."
Sie biss sich auf die Lippe. Ihm schien, als wolle sie ihm noch etwas sagen, doch sie schwieg.
„Ich kann Ihnen helfen, Victoria. Vorausgesetzt, Sie haben mir die Wahrheit gesagt."
Sanft fuhr er mit dem Daumen über ihre Wange. Ihre Haut war glatt wie Seide und weich wie Daunenfedern ... Der Wind zerzauste ihre Haare, und von der leichten Gischt glänzten ih- re Lippen. Sie war wunderschön, und Cord fragte sich, warum er sie zunächst allenfalls für ganz ansehnlich gehalten hatte. Schmerzlich wurde ihm sein heftiges Verlangen bewusst. „Wenn Ihre Geschichte wirklich wahr ist, dann haben Sie
nichts zu befürchten."
Victoria drehte sich um und sah auf das Meer hinaus. Ihr Blick schweifte in Richtung der Küste. Möwen kreisten über den zerklüftenten, flachen Klippen, und ihre Schreie waren bis zum Schiff zu hören, das sacht vor Anker schaukelte.
„Sie haben mir nicht alles gesagt."
Abrupt wandte sie sich zu ihm um, und ihre grünen Augen musterten ihn suchend. „Was wollen Sie damit sagen, My- lord?"
„Wer sind Sie wirklich?"
Victoria erblasste. „Ich verstehe nicht, was Sie meinen."
„Claire und Sie sind ganz offensichtlich in besseren Verhält- nissen aufgewachsen. Was ist mit Ihren Eltern passiert? Wa- rum sind Sie beide ganz allein?"
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, und er wurde sich erneut seiner Erregung bewusst. „Mein Vater war ein Grundbesitzer aus Kent. Er ist vor fünf Jahren gestorben, als Wegelagerer ihn auf dem Heimweg überfielen ... und ihn umbrachten."
Wie gebannt sah sie zur Küste hinüber. „Meine Mutter war am Boden zerstört. Für uns alle war es unfassbar. Zwei Jahre später starb auch meine Mutter. Da wir keine Verwandten hat- ten, die sich um uns hätten kümmern können, versuchten Ciai- re und ich, so gut wie möglich alleine zurechtzukommen." Er wollte sie nicht wieder anfassen - aber er konnte einfach nicht widerstehen. „Das tut mir Leid", sagte er und zog sie an sich.
Sie drehte sich in seinen Armen zu ihm um. „Ich hoffe, dass es mir gelingt, die Männer, die für den Tod meines Vaters ver- antwortlich sind, eines Tages zur Rechenschaft zu ziehen." Das konnte er ihr nachfühlen, denn genauso erginge es ihm, wenn ein geliebter Mensch getötet worden wäre. Er fürchtete jedoch, dass ihre Hoffnung sich nach all den Jahren nicht er- füllen würde.
„Ich habe meinen Vater vor zwei Jahren verloren", begann er zu erzählen. „Erst nach seinem Tode wurde mir bewusst, wie viel er mir bedeutet hatte. Zuletzt war er in große finanzielle Schwierigkeiten geraten, von denen er jedoch nie gesprochen hat, und ich war zu sehr mit meinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, als dass ich ihn gefragt hätte. Er hat einen Schlag- anfall erlitten. Ich glaube, dass er die Last der Verantwortung einfach nicht mehr ertragen konnte. Wäre ich an seiner Seite
gewesen, würde er vielleicht noch leben. Aber ich weiß es nicht. Wahrscheinlich werde ich es nie wissen."
Victoria sah zu ihm auf. „Als Sie den Titel erbten, sahen Sie sich einer Vielzahl von Problemen gegenüber - und es ist Ihnen gelungen, sie zu bewältigen. Sie haben das Vermögen wieder aufgebaut, das Ihr Vater verloren hatte."
„Woher wissen Sie ...?"
„In einem Haushalt wie dem Ihren gibt es nur wenige Ge- heimnisse, Mylord."
Er schmunzelte. „Das scheint mir auch so."
„Warum haben Sie nie geheiratet? Ich habe Sie mit Teddy beobachtet. Es ist ganz offensichtlich, dass Sie Kinder mögen. Und brauchen Sie nicht auch einen Erben?" Das Blut schoss ihr bei ihren Worten in die Wangen. „Entschuldigen Sie, das geht mich nun wirklich nichts an."
„Ich habe tatsächlich jede Menge Verpflichtungen, und für einen Erben zu sorgen, ist nur eine davon. Eines Tages möchte ich eine eigene Familie haben. Bis dahin muss ich nur noch die geeignete Frau finden."
„Man erzählt sich, dass Sie nach einer reichen Erbin suchen, damit Sie Ihr Vermögen noch vergrößern können."
„Das bin ich meinem Vater schuldig. Eine gute Heirat ist Teil meines Plans der Wiedergutmachung."
„Ich verstehe."
Er fragte sich, ob sie das tatsächlich tat. Ob sie wusste, wie es sich anfühlte, wenn man einen Menschen im Stich gelassen hatte? Noch dazu denjenigen, der einem am
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