Martin, Kat - Perlen Serie
Vormund der
beiden Mädchen, und sie werden mit mir nach Hause kom- men."
Dem Earl stand seine Verärgerung deutlich ins Gesicht ge- schrieben, aber auch eine wachsende Verzweiflung darüber, dass er ihnen nicht würde helfen können. Tory hatte das von Anfang an befürchtet. Sie spürte, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich und ihre Beine unter dem steifen Taftrock nach- zugeben drohten. Sie wagte kaum, sich die Bestrafung vorzu- stellen, die der Baron sich für das, was sie getan hatte, ausden- ken würde.
Doch es wäre noch immer harmlos verglichen damit, was Claire erwartete.
In diesem Moment hörte sie ihre Schwester, die weinend von einem Wachmann in das Arbeitszimmer geführt wurde. Claire sah den Earl mit einem Ausdruck bodenloser Enttäuschung an und schien keinen Moment daran zu zweifeln, dass er für alles verantwortlich war.
„Ich danke Ihnen, dass Sie sich um die beiden gekümmert haben", fuhr Harwood fort, „aber da der Ruf meiner Töchter ruiniert wäre, wenn bekannt würde, dass sie wochenlang in ei- nem Junggesellenhaushalt gelebt haben, möchte ich Sie bitten, dass Sie die Angelegenheit vertraulich behandeln."
„Ich werde darüber schweigen."
Harwood wandte seine Aufmerksamkeit Claire zu. „Komm, meine Kleine. Es ist Zeit, dass wir nach Hause gehen."
Cord warf ihm einen warnenden Blick zu. „Wie ich bereits sagte, befinden sich die beiden Frauen unter meinem Schutz. Wenn Ihnen irgendein Leid geschieht, werde ich Sie dafür per- sönlich zur Verantwortung ziehen."
Der Baron presste seine Lippen fest zusammen und schien seine Gefühle unter Kontrolle bringen zu müssen, bevor er antworten konnte. „Und wenn ich feststelle, dass die beiden in Ihrer Obhut Schaden genommen haben, Sir, werden Sie mir Rechenschaft schuldig sein!"
Als ob er um ihr Wohlergehen besorgt wäre, dachte Tory. Höchstwahrscheinlich beunruhigte ihn allein der Gedanke, dass der Earl Claire die Unschuld genommen haben könnte - ein Vorrecht, das der Baron selbst in Anspruch zu nehmen ge- dachte. Es würde ihn sicher überraschen, dass nicht Claire, sondern seine ältere Stieftochter der Verführung des Earls er- legen war.
Harwood drängte Claire aus dem Zimmer, und Tory wollte
den beiden hinterhereilen, als Cord sie zurückhielt.
„Ich werde Sie nicht im Stich lassen. Ich werde kommen, Ih- nen helfen und einen Ausweg für Claire finden."
Er würde es vielleicht versuchen. Sicher würde er sein Bes- tes geben, um ihnen zu helfen. Doch die Gesetzgebung war in Familienangelegenheiten streng geregelt, und es bestand kei- nerlei Aussicht, dass seine Bemühungen Erfolg haben würden.
„Machen Sie sich keine Sorgen um mich. Es ist Claire, die Ih- re Hilfe braucht."
„Ich werde da sein", versicherte der Earl bestimmt und sah sie mit seinen dunklen Augen ernst an. Sein Gesicht war ange- spannt vor Sorge, als er die Hand ausstreckte und leicht ihre Wange berührte.
Tory blickte ihn ein letztes Mal an und versuchte, sich seine markanten Züge einzuprägen. Wieder dachte sie an die Nacht, die sie gemeinsam verbracht hatten, und gestand sich zum ers- ten Mal ein, wie viel er ihr mittlerweile bedeutete. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, musste sie sich eingestehen, dass sie ihn liebte.
Und wenn es nach Harwood ging, würde sie ihn bestimmt nie wiedersehen.
11. KAPITEL
„Dann stimmt es also." Cord ging im Salon des Stadthauses von Rafe Saunders unruhig auf und ab.
Der Duke zuckte mit den Schultern. „Niemand weiß es mit Sicherheit, aber Madame Fontaneau ist eine sehr verlässliche Quelle für Informationen dieser Art."
„Und sie meint tatsächlich", wütete Cord, „dass Harwoods körperliche Gelüste von sehr jungen Frauen bis hin zu Jungen reichen. Darüber hinaus wird ihm eine sadistische Veranla- gung nachgesagt. Und das ist der Mann, der die Vormund- schaft und alleinige Verfügungsgewalt über Claire und Victo- ria hat!"
Rafe nahm einen Schluck Brandy. „Was willst du tun?" frag- te er.
Cord fuhr sich mit der Hand durch das Haar. „Das, was ich meiner Ehre schuldig bin, seit ich Victoria in meine Kabine ge- tragen hatte. Sie ist die Tochter eines Mannes aus unseren Kreisen, und ich habe ihr die Unschuld genommen. Ich werde sie heiraten müssen."
Rafe betrachtete ihn über den Rand seines Glases hinweg. „Ich glaube nicht, dass sie das von dir erwartet. Mein Eindruck war, dass sie eine ziemlich selbstständige junge Frau ist."
„Oder es ist ihre einzige Hoffnung, dass ich sie heirate. Viel-
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