Martin, Kat - Perlen Serie
Empfindungen für Victoria beunruhigte ihn.
Tarrington Park war einfach wunderbar! Hingebungsvoll tanzte Claire unter den Kristallleuchtern zur Musik des schwungvoll aufspielenden Orchesters.
Eine ganze Schar von Bediensteten in blauen Livreen lief durch den Ballsaal und trug auf silbernen Tabletts erlesene Köstlichkeiten wie Austern und Kaviar, gebratenen Schwan und Hummer, Früchtekuchen, Eiercremes und Petits Fours. Es war eine märchenhafte Nacht, wie sie sie sich immer er- träumt, aber bislang nie erlebt hatte. Und dies alles verdankte sie ihrem Mann - ihrem edlen Ritter, der sie vor einem Unheil bewahrt hatte, das sie sich gar nicht vorzustellen mochte.
Gerade tanzte sie mit Percys Cousin Julian, der sie vergöt- terte wie eine jüngere Schwester. Als die Musik verstummte, führte er sie von der Tanzfläche und brachte sie zu ihrem Mann zurück. Percy schenkte ihr eines seiner seltenen Lächeln, und sie erwiderte es zaghaft.
Sein Blick wanderte über ihre Schultern weiter nach unten, wo ihre Brüste sich unter dem Oberteil ihres Kleides wölbten. Er straffte seine Schultern, und sein Lächeln verschwand. Wa- rum war er nur so ernsthaft? Claire fragte sich, ob Frances vielleicht Recht hatte und er fröhlicher wäre, wenn sie sich erst
einmal geliebt hätten ...
Doch das war immer noch nicht geschehen. Stattdessen schlief sie jede Nacht alleine in ihrem großen Himmelbett - und Percy in seinem.
„Ich überlasse sie wieder dir", sagte Julian zu seinem Cousin und beugte sich galant über Claires Hand. „Ich werde langsam aufbrechen."
Sie fühlte sich auch etwas müde, wollte hingegen Percy nicht den Abend verderben. Trotzdem würde sie heute gerne etwas früher nach Hause gehen, damit sie noch Zeit für sich hatten, sich küssen und berühren konnten ... und vielleicht sogar eini- ge der Dinge tun, von denen sie in dem Buch gelesen hatte. Sie wünschte, dass sie den Mut hätte, ihn zu bitten, sie zu lie- ben. Tory würde sich das sicher trauen, sie selbst war dafür einfach zu schüchtern.
„Nun, wenn das mal nicht meine schöne Tochter ist!"
Erschrocken wandte Claire sich um und sah zu dem Mann auf, der sich ihr von hinten genähert hatte. Ihre Knie drohten nachzugeben, und sie schluckte schwer. Wieder erinnerte sie sich an die Nacht, in der ihr Stiefvater in ihr Zimmer gekom- men war, und am liebsten wäre sie auf der Stelle davongelau- fen.
Stattdessen drängte sie sich näher an Percy, der beschützend seinen Arm um sie legte.
„Baron Harwood", sagte er. „Ich wusste nicht, dass Sie in der Stadt sind."
„Ich hatte etwas Geschäftliches zu erledigen. Hoffentlich haben Sie meine Glückwünsche erhalten. Sie scheinen sich beide ja schon prächtig zu verstehen."
„Ja, bestens", erwiderte Percy.
„Das freut mich."
Claire hatte den deutlichen Eindruck, dass er log. In seinen kalten, dunklen Augen konnte sie seinen Zorn darüber sehen, hintergangen worden zu sein. Verzweifelt überlegte sie, was sie sagen konnte. Im Grunde hatte sie gehofft, ihn nach ihrer Hei- rat nie wiederzusehen.
„Ich ... ich hoffe, dass auf Harwood alles in Ordnung ist." Er nickte. „Von den üblichen Problemen mit dem Personal einmal abgesehen. Du musst bei Gelegenheit zu Besuch kom- men." Er sah kurz zu Percy hinüber. „Natürlich mit deinem Mann."
Dessen Miene verhärtete sich. „Das reicht, Mylord."
Claire schaute ihn erstaunt an. Ihr Mann war sonst so freundlich und zurückhaltend, und nie hätte sie von ihm er- wartet, dass er sich Harwood widersetzen würde.
„Ich verstehe", sagte der Baron.
„Das will ich hoffen", entgegnete Percy.
Harwood verneigte sich abrupt und empfahl sich dann. Ciai- re versuchte, ihr Zittern zu verbergen.
„Es ist alles in Ordnung, meine Liebe", versicherte ihr Percy und verfolgte Harwood mit seinem Blick. „Ich werde nicht zu- lassen, dass er dir etwas tut."
„Wir müssen Tory Bescheid sagen, dass Harwood in der Stadt ist." Es stellte sich jedoch heraus, dass ihre Schwester und Lord Brant den Ball bereits verlassen hatten.
„Ich werde ihnen morgen eine Nachricht schicken", versi- cherte ihr Percy.
Claire warf einen Blick auf ihren Stiefvater, der sich in der Menge der Gäste verlor. „Ich möchte dir nicht den Abend ver- derben, nur würde ich jetzt am liebsten nach Hause fahren."
„Du verdirbst mir gar nichts." Percy beugte sich zu ihr hi- nunter und küsste sie auf die Stirn. „Ich möchte ebenfalls am liebsten nach Hause gehen."
Er führte sie aus dem
Weitere Kostenlose Bücher