Martin, Kat - Perlen Serie
kreisen, und er dachte immer noch an sie, als er eine Stunde später end- lich eine Nachricht von Jonas McPhee erhielt, in der dieser ihn um ein Treffen heute Abend bat. Aus dem Ton des Schreibens schloss Rafe, dass der Ermittler Neuigkeiten hatte.
Es war jedoch schon fast neun Uhr, als der Butler McPhee in das Arbeitszimmer führte, wo Rafe ungeduldig vor seinem Schreibtisch auf und ab ging.
„Guten Abend, Euer Gnaden. Ich hatte gehofft, früher kom- men zu können, aber ich wollte noch einige Details überprü- fen."
„Schon in Ordnung, Jonas. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie so gründlich arbeiten. Und ich vermute, dass Sie Neuigkeiten für mich haben."
„Ich fürchte ja, Euer Gnaden."
Rafe horchte auf. Ein Blick in McPhees Gesicht machte ihm klar, dass ihm nicht gefallen würde, was der Detektiv heraus- gefunden hatte. Rafe bedeutete ihm, sich in einen der Lederses- sel zu setzen, während er selbst hinter dem Schreibtisch Platz nahm.
„Also gut, ich höre."
„Um es kurz zu machen, Sir, es sieht so aus, als wären Sie an dem fraglichen Abend vor fünf Jahren hereingelegt worden." „Wie meinen Sie das?"
„Dieser Bekannte von Ihnen, Oliver Randall, der in das Ge- schehen verwickelt war, hat anscheinend seit Jahren einen tie- fen Groll gegen sie gehegt."
„Das ist eine schwere Anschuldigung. Immerhin waren wir Freunde. Nie wirklich enge Freunde, aber mir ist auch keine be- sondere Abneigung seinerseits aufgefallen."
„Wussten Sie von den Gefühlen, die er für Ihre Verlobte hegte?"
„Ja, ich wusste, dass er seit Jahren in Danielle verliebt war. Er tat mir irgendwie leid."
„Bis Sie die beiden dann in jener Nacht zusammen sahen."
„Das stimmt. Ich fand ihn nackt in Danielles Bett vor."
„Daran besteht auch kein Zweifel. Einige der Gäste, die zu der Zeit auf dem Landsitz zu Besuch waren, haben mir die Ereignisse dieses Abends bestätigt ... soweit sie davon wissen konnten. Sie hatten Geräusche gehört, waren zu Miss Duvals Schlafzimmer geeilt und sahen, was auch Sie gesehen haben - und kamen zu demselben Schluss wie Sie."
„Sie scheinen andeuten zu wollen, dass wir uns alle getäuscht haben."
„Erzählen Sie mir noch einmal, wie Sie den Brief gefunden haben."
Rafe kehrte in Gedanken abermals zu den furchtbaren Ereig- nissen von damals zurück. „Einer der Hausdiener brachte ihn mir nach dem Abendessen. Er sagte, er habe ihn in Lord Oli- vers Arbeitszimmer auf dem Boden gefunden. Und da er wuss- te, dass ich und Miss Duval verlobt seien, hielt er es für nicht richtig, was zwischen Miss Duval und Lord Oliver geschah."
„Erinnern Sie sich noch an den Namen dieses Dieners?"
„Nein, nur noch daran, dass ich ihn für seine Achtsamkeit gut entlohnte."
„Sein Name war Willard Coote. Und er hat sich auch von
Lord Oliver gut dafür bezahlen lassen, dass er Ihnen den Brief gab."
Rafe runzelte die Stirn. „Warum sollte Oliver daran interes- siert sein, sich mit Danielle ertappen zu lassen?"
„Bedenken Sie, wie entschlossen Lord Oliver war, Ihre Hei- rat mit Danielle Duval zu verhindern. Er wird gehofft haben, sie für sich selbst gewinnen zu können - was natürlich nie ge- schehen ist. Hauptsächlich ging es ihm darum, Ihnen tiefen Schmerz zuzufügen."
Rafe war völlig durcheinander und versuchte, das Gehörte zu begreifen. „Warum sollte Oliver mir so etwas antun?"
„Offensichtlich war er eifersüchtig. Aber dies scheint nicht der einzige Grund seiner tiefen Abneigung gegen Sie zu sein. Vielleicht kann ich diesbezüglich noch mehr herausfinden."
Rafe straffte die Schultern. In seinem Kopf wimmelte es von Bildern, die Oliver und Danielle in jener Nacht zeigten. „Das wird vorerst nicht nötig sein. Im Moment möchte ich nur wis- sen, ob Sie ohne jeden Zweifel sicher sind, dass Danielle Duval keinerlei Schuld an den damaligen Ereignissen trifft."
Statt zu antworten, holte McPhee einen Zettel aus der Ta- sche seines zerknitterten und schon etwas fadenscheinigen Gehrocks. „Es gibt noch ein letztes Beweisstück, das ich Ihnen zeigen möchte." Er legte den Brief, den Rafe ihm gegeben hat- te, auf den Schreibtisch. „Dies ist die Nachricht, die der Haus- diener Ihnen an jenem Abend gegeben hat."
McPhee holte ein weiteres Papier hervor und legte es dane- ben. „Und hier ist ein von Miss Duval geschriebener Brief. Ich denke, das beweist alles." Jonas beugte sich über die beiden Zettel. „Wie Sie hier sehen können, Euer Gnaden, ist die Hand- schrift ähnlich, aber wenn Sie
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