Martin, Kat - Perlen Serie
Wo- chen in London verbringen. Danach würde sie nach Amerika und in ein neues Leben aufbrechen.
Danielle hatte den Heiratsantrag eines Mannes namens Richard Clemens angenommen. Clemens war ein reicher ameri- kanischer Geschäftsmann, verwitwet, mit zwei kleinen Kindern, den sie auf dem Land kennengelernt hatte. Als Richards Frau würde sich Danielles Wunsch nach einer eigenen Familie doch erfüllen, den sie längst aufgegeben hatte. Und weil sie wusste, dass am anderen Ende der Welt bereits ein neues Leben auf sie wartete, war es ihr gleich weniger schlimm erschienen, der Bitte ihrer Tante nachzugeben und sie auf den Ball zu begleiten.
Doch nun, wo sie tatsächlich dort war, wünschte Danielle sich von ganzem Herzen weit fort. Irgendwohin - nur hier woll- te sie nicht sein.
Als sie den hinteren Teil des Ballsaals erreicht hatten, setzte sie sich auf einen der kleinen vergoldeten und mit Samt bezo- genen Stühle, die an der Wand standen, und verbarg sich so gut wie möglich hinter einer großen Blumenvase. Tante Flora ließ sich von den feindseligen Blicken, mit denen sie beide bedacht wurden, nicht beirren, ging Früchtepunsch holen und kam, we- nige Minuten später mit zwei bis zum Rand gefüllten Kristall- gläsern zurück.
„Hier, meine Liebe, trink das." Sie blinzelte Danielle zu. „Ich habe einen kleinen Schuss dazugetan, damit du dich ein wenig entspannst."
Danielle wollte bereits protestieren, dass sie durchaus keines Alkohols bedurfte, um den Abend zu überstehen, doch in die- sem Moment fing sie erneut den feindseligen Blick einer Ballbe- sucherin auf ... Danielle nahm einen tiefen Schluck Punsch.
„Als eine der Vorsitzenden dieser Veranstaltung", erklärte ihre Tante ihr derweil, „muss ich nachher eine kurze Rede hal- ten. Ich werde alle Anwesenden um eine großzügige Spende bit- ten, meine Dankbarkeit für die bisherige Unterstützung zum Ausdruck bringen, und dann können wir gehen."
Letzteres konnte Danielle kaum erwarten. Obwohl sie vor- her gewusst hatte, was sie hier erwarten würde - die Verach- tung, die sie in den Gesichtern einstiger Bekannter wahrnahm, alte Freunde, die sie nun keines Blickes mehr würdigten -,
schmerzte es sie dennoch mehr, als sie vermutet hatte.
Und dann war da noch Rafael.
Wie sehr hatte sie gehofft, dass er nicht hier sein würde! Tante Flora hatte ihr versichert, dass er wie in den Jahren zu- vor lediglich eine große Spende machen würde. Doch nun war er hier ... sah sogar noch besser aus, als sie ihn in Erinnerung gehabt hatte, und war von einer atemberaubenden Ausstrah- lung kraftvoller Männlichkeit und aristokratischer Würde.
Dieser Mann hatte ihren Ruf ruiniert. Sie hasste ihn von gan- zem Herzen.
„Ach du liebe Güte." Tante Flora wedelte mit ihrem bemal- ten Fächer vor ihrem runden, gepuderten Gesicht hin und her. „Ich habe mich geirrt. Es sieht ganz so aus, als ob Seine Hoheit, der Duke of Sheffield, doch anwesend ist."
Danielle biss kurz die Zähne zusammen. „Ja ... es sieht ganz so aus." Und sie wusste, dass er sie gesehen hatte, denn ihre Blicke waren sich einen kurzen Moment begegnet. Sie hatte Ver- ärgerung in seinen Augen aufblitzen sehen, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte und seine Miene erneut so ausdruckslos wurde, wie sie gewesen war, bevor er sie erblickt hatte.
Dafür spürte Danielle nun in sich selbst Wut aufsteigen. Nie zuvor hatte sie einen solchen Ausdruck in seinem Gesicht wahr- genommen, ihn so ruhig, vollkommen ungerührt und fast schon gleichgültig erlebt. Am liebsten hätte sie ihm diese herablas- sende Selbstgefälligkeit aus seinem viel zu gut aussehenden Gesicht geschlagen ...
Doch stattdessen saß sie auf ihrem Stuhl an der Wand, wur- de von alten Freunden geschnitten, hörte Leute, die sie nicht einmal kannte, über sie tuscheln und wünschte sich nur, dass ihre Tante endlich ihre Rede halten würde und sie nach Hause fahren konnten.
Rafael brachte seine Verlobte zurück in die Obhut ihrer Eltern, dem Earl und der Countess of Throckmorton.
„Vielleicht würden Sie noch einen weiteren Tanz für mich freihalten", sagte Rafe zu der zierlichen Blondine und beugte sich galant über ihre Hand.
„Natürlich, Euer Gnaden."
Er nickte und wandte sich ab.
„Nachher spielen sie wieder einen Walzer", meinte Mary Rose. „Vielleicht könnten wir..."
Aber Rafe war schon fortgegangen und in Gedanken bei einer Frau, die gänzlich anders war als die, welche er zu heira- ten gedachte. Danielle Duval. Allein der
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