Martin, Kat - Perlen Serie
„Sie sind sehr nett, Caroline Loon. Ich mag Sie."
Caro wagte nicht, ihm zu sagen, dass sie ihn auch mochte und dass sie ihm seine Geschichte glaubte. Sie besaß eine sehr gute Menschenkenntnis und hatte gleich gespürt, dass Robert McKay ihr die Wahrheit sagte.
Er schob seinen leeren Teller von sich und stand auf. „Es war schön, Sie kennenzulernen, Miss Loon."
„Ganz meinerseits, Mr. McKay."
Als er zur Tür ging, betrachtete Caro seine muskulösen Beine, die sich unter seiner eng geschnittenen Reithose abzeichneten, und sie spürte, wie ihr das Blut warm in die Wangen stieg.
In der Tür blieb McKay noch einmal stehen und drehte sich um. „Mögen Sie Pferde, Miss Loon?"
„Ich bin eine furchtbar schlechte Reiterin, aber Pferde mag ich trotzdem sehr."
„Dann würden Sie vielleicht gerne das neue Fohlen ansehen? Wenn Sie mögen, können Sie nach dem Abendessen zu mir in den Stall kommen."
Caro lächelte. Das Fohlen interessierte sie weniger, aber Robert McKay ... „Ja, sehr gerne."
Ein freundliches Lächeln breitete sich über sein Gesicht. „Gut. Dann sehen wir uns heute Abend."
Sie nickte, und als sie ihm nachsah, dachte sie sogleich, dass sie sein Angebot nicht hätte annehmen dürfen. Er war ein sehr gut aussehender Mann, und wenn sie bereit war, sich mit ihm zu treffen, dachte er sicher, er könne sich Freiheiten bei ihr he- rausnehmen. Aber andererseits war sie schließlich eine erwach- sene Frau ... Sie würde schon auf sich aufpassen.
„Robert ist ein guter Mann", riss Emma sie aus ihren Grü- beleien, ganz so, als ob sie ihre Gedanken hätte lesen können. „Sie müssen sich keine Sorgen machen. Bei ihm sind Sie sicher und gut aufgehoben."
„Danke, Emma. Dann bin ich ja beruhigt." Weil es ihr lang- sam zu warm in der Küche wurde, trug Caro ihren Teller zur Spüle hinüber, wusch ihn ab und ging dann zur Tür.
Als sie in den sonnigen Tag hinausging, lächelte sie unwill- kürlich bei dem Gedanken, dass sie den Abend mit Robert McKay verbringen würde.
Am nächsten Tag gingen die Männer erneut auf die Jagd, und um auch die Damen bei Laune zu halten, hatten Jacob Wentz und seine Frau für den Abend ein Fest geplant, zu dem einige Nachbarn, zumeist Gutsbesitzer und deren Frauen, eingeladen worden waren.
Den ganzen Tag über waren die Frauen damit beschäftigt ge- wesen, bei den Vorbereitungen zu helfen, das Haus mit Blumen aus dem Garten zu schmücken, hübsche Spitzendecken über die Tische zu breiten und mit den Dienstboten zusammen die Möbel beiseitezurücken, damit sie Platz zum Tanzen hätten. Ein dreiköpfiges Orchester traf ein und wurde gleich in den Salon beordert. Nach und nach kamen auch die ersten Gäste, und Richard und Jacob begannen damit, alle einander vorzu- stellen.
Im Laufe des Abends tanzte Danielle mit Richard und dann auch mit dem Tuchhändler Edmund Steigler, einem schlanken Mann mit schwarzem Haar und einem hageren Gesicht. Dani- elle fand ihn sehr rätselhaft und wurde nicht ganz aus ihm schlau. Sie unterhielt sich außerdem mit Sara Bookman, der Frau des Richters, die sehr amüsant, geistreich und liebens- würdig war. Greta Wentz, ihre Gastgeberin, war eine herzens- gute, freundliche Frau mit einem starken deutschen Akzent, die auch nicht davor zurückscheute mit anzupacken, wenn es etwas zu tun gab.
Danielle dachte, dass es ihr nicht schwerfallen würde, sich mit einigen der Damen, die sie in Amerika kennengelernt hat- te, anzufreunden. Sie mochte ihre unkomplizierte Art und den Optimismus, mit dem sie ans Leben herangingen.
Am anderen Ende des Salons entdeckte sie Richard, der in ein Gespräch mit Edmund Steigler vertieft war, und sie frag- te sich, ob sie hingegen mit ihrem zukünftigen Mann wohl je- mals eine aufrichtige und tiefe Beziehung würde aufbauen können ... Sie hatte heute Abend einige Male nach ihm ge- sucht und ihn immer mit einem seiner Freunde vorgefunden, wobei er so beschäftigt schien, dass er sie kaum bemerkte. Oder er unterhielt sich mit Rafael.
Genau in diesem Moment fiel ihr Blick auf Rafe, und ein leichter Schauder durchfuhr sie. Obwohl sie versuchte, Rafe nicht zu beachten und so zu tun, als sei er gar nicht da, ertappte sie sich doch immer wieder dabei, wie ihre Augen nach ihm suchten. Mehr als einmal war ihr dabei aufgefallen, dass er sie
beobachtete, und sein Gesicht drückte zunehmende Besorgnis aus.
Wenn sie doch nur wüsste, was er dachte! Sie wollte ihn bit- ten, nach England zurückzukehren, aber bislang hatte sich
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