Martin, Kat - Perlen Serie
liches zu erledigen hättest."
Rafe lächelte, wie sie ihn seit jener Nacht vor fünf Jahren nicht mehr hatte lächeln sehen, und ihr Herz schlug sogleich noch einige Takte schneller.
„Es gibt tatsächlich ein paar Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muss, während ich hier bin - aber der eigentli- che Grund meiner Reise warst du, Danielle."
Ihn mit seiner dunklen, wohlklingenden Stimme ihren Vorna- men sagen zu hören, ließ sie am ganzen Körper erschaudern.
„Meinetwegen musst du nicht hierbleiben. Du hast getan, weswegen du gekommen bist, und die Dinge klargestellt. Das ist mehr, als die meisten Männer zu tun bereit gewesen wären. Fahr wieder nach Hause, Rafael. Ich will nicht, dass du hier bist. Du kannst dir sicher denken, warum."
Schlagartig wich das Lächeln aus seinem Gesicht. „Ich möchte, dass du glücklich bist, Danielle. Das bin ich dir schul- dig. Und sobald ich mir dessen sicher bin, werde ich gehen. Das verspreche ich dir. Aber bis dahin bleibe ich hier."
Wut stieg in ihr auf. „Du schuldest mir überhaupt nichts! Ich werde Richard Clemens heiraten und brauche dazu nicht deine Zustimmung - es ist mir egal, was du denkst. Lass mich in Ruhe und einfach mein Leben leben."
Danielle wandte sich um, aber Rafe griff nach ihrem Arm. „Ich habe dich das schon einmal gefragt - liebst du ihn?"
Sie hob trotzig ihr Kinn. „Das ist nicht deine Angelegen- heit."
„Dann mache ich es jetzt zu meiner Angelegenheit. Liebst du ihn?"
Sie riss sich von ihm los, ließ sich von seiner finsteren Mie- ne nicht beirren, drehte sich um und ging wutschnaubend da- von.
Sie würde Richard Clemens heiraten! Ihre Entscheidung stand fest, und was immer Rafael davon hielt, war nicht von Bedeutung. Sie wollte an Richard denken, und nicht mehr an Rafael!
Doch während sie durch den Garten zurück zum Haus ging, wollte Rafe ihr nicht aus dem Sinn ... wie er vor ihr gestanden und sie den durchdringenden Blick seiner blauen Augen auf sich gespürt hatte. Könnte sie je vergessen, wie er sie angese- hen hatte, bevor sie sich von ihm abwandte? Es würde nicht einfach sein, ihre Gedanken fortan auf Richard zu konzentrie- ren.
Am nächsten Morgen ritt Rafael zusammen mit den anderen Männern zur Jagd aus. Er hatte sich für den Ausflug aufs Land bereits in der Stadt ein ganz hervorragendes Pferd gelie- hen, und er bereute das Geld nicht, das er dem Stallbesitzer noch zusätzlich gezahlt hatte, um den grauen Wallach zu be- kommen. Die Landschaft, durch die sie nun ritten, war herrlich. So
weit das Auge sehen konnte, erstreckten sich von gelb-weißen Gänseblümchen übersäte Wiesen vor ihnen, niedrige Steinmau- ern zogen sich meilenweit über sanft geschwungene Hügelket- ten, und ab und an durchquerten sie eine bewaldete Anhöhe oder kamen an kleinen, gurgelnden Bächen vorbei.
Als sie ihr Ziel erreicht hatten, sprangen sie aus dem Sattel und ließen ihre Pferde auf der Wiese zurück, wo die sogleich anfingen, von dem saftig grünen Gras zu fressen.
Ihre Jagdgesellschaft bestand aus fünf Männern: Richard Clemens, Jacob Wentz, einem reichen Händler namens Edmund Steigler, dem Richter Otto Bookman, Rafael sowie einer Hor- de Jagdhunde, die Wachteln und Waldschnepfen aufspüren soll- ten.
Sobald die Hunde losgelassen waren, gesellte sich Richard Clemens zu Rafe. In der Hand trug er eine silberbeschlagene Schrotflinte.
„Ein schönes Stück", bemerkte Rafe.
„Sie gehörte meinem Vater", erwiderte Richard stolz. „Ausge- zeichnete Handarbeit, übrigens aus England." Er reichte Rafe die Waffe, damit er sie sich genauer ansehen konnte.
Rafe lehnte sein Gewehr an einen Baumstamm, nahm das von Richard und betrachtete das Signet des Waffenschmieds.
„Ah, den kenne ich. Peter Wells fertigt immer noch ganz vor- zügliche Stücke an."
Clemens strahlte. „Mein Vater war sehr stolz auf seine Jagd- Hinte."
„Dazu hatte er allen Grund."
Sie unterhielten sich noch ein wenig und verstanden sich zu- nehmend besser, aber Rafe blieb dennoch wachsam. Er konnte sich auch nicht genau erklären, weshalb ...
„Und wie gefällt es Ihnen bislang in unserem Land?", fragte Richard jetzt. „Haben Sie jemand Interessantes getroffen?"
„Nun, ich hatte natürlich das Vergnügen, Sie und Ihre Freun- de kennenzulernen." Rafe sah ihn fragend an. „Oder dachten Sie eher an eine Frau?"
Richard zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Sie sind nun schon einige Wochen hier, und als Mann hat man ja seine Be- dürfnisse. Wenn
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