Martin, Kat - Perlen Serie
heute kommen. Soll ich Ihre Gattin von Ihrer Ankunft in Kenntnis setzen?"
„Wo ist sie?"
„Im Grünen Salon, Sir."
„Danke. Aber ich werde ihr selbst Bescheid sagen." Als er durch die Eingangshalle ging, merkte er, wie aufgeregt er war und dass er wieder stärker hinkte als sonst. Er blieb in der of-
fenen Tür des Salons stehen und betrachtete Grace, die lesend auf einem Sofa saß.
Sie war noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte. Ihre Ala- basterhaut schimmerte, als würde sie von innen leuchten, und ihr rotbraunes, locker aufgestecktes Haar glänzte im Licht der Nachmittagssonne. Es störte ihn nicht, dass ihre Figur von dem Kind, das sie erwartete, mittlerweile schwer und unför- mig war. Ethan fand, dass er noch nie eine schönere Frau gese- hen hatte.
Er verharrte noch einen Moment, konnte sich nicht an ihr satt sehen und verlangte doch so sehr danach, zu ihr zu ge- hen. Aber er war sich nicht sicher, was er sagen sollte ... wuss- te nicht einmal, ob sie sich freuen würde, ihn wiederzusehen. Allerdings hoffte er, dass sie zumindest ein wenig von dem für ihn fühlte, was er für sie empfand, und dass es ihnen irgendwie gelingen könnte, zu überwinden, was zwischen ihnen stand. Er war nun dazu bereit, die Vergangenheit ruhen zu lassen und eine gemeinsame Zukunft zu beginnen, wie sie es einmal von ihm erbeten hatte.
Grace sah auf, und ihre Blicke trafen sich. Ethan bemerkte, dass plötzlich Tränen in ihren strahlend grünen Augen aufblitz- ten - und er spürte Beklemmung in seiner Brust, als ein Dut- zend Gefühle gleichzeitig auf ihn einstürmte, die sich in ihm zu etwas Neuem formten, das er gerade erst begonnen hatte zu verstehen.
„Hallo, Grace."
Grace saß völlig erstarrt. Im ersten Moment konnte sie sich wirklich nicht bewegen. Sie hatte seit einer halben Stunde auf dem Sofa gesessen, ihr Rücken schmerzte, und ihre Rippen fühlten sich an, als würden sie unter der Fülle ihres Leibes bersten. Und die ganze Zeit waren ihre Gedanken bei Ethan gewesen. Sie war in ständiger Sorge, wo er jetzt sein konnte und ob es ihm gut ging.
Und nun war er hier, fast so, als hätten ihn ihre Gedanken erreicht, und Grace meinte, ihr Herz würde aufhören zu schla- gen.
Sie blinzelte, konnte immer noch nicht glauben, dass er es wirklich war, und die Tränen strömten ihr über die Wangen. Ihren Blick immer noch auf Ethan gerichtet, stemmte sie sich aus dem Sofa. Er war dünner geworden, hatte aber nichts von seinem guten Aussehen oder seiner sinnlichen Ausstrahlung
eingebüßt. Sobald ihr bewusst wurde, wie sie selbst aussah, verließ sie kurz der Mut.
„Ethan ..." Sie ging auf ihn zu - meinte, mehr zu watscheln, als dass sie ging. Ihre Hände zitterten, und sie spürte, wie die Beine fast unter ihr nachgaben. Er ließ seinen Blick auf ihrem Bauch ruhen, und sie fürchtete, in seinen schönen blauen Au- gen Abscheu zu erkennen. Doch was sie stattdessen sah, war etwas völlig anderes.
Mit zwei langen Schritten war er bei ihr und schloss sie in seine Arme. Er zog sie so fest an sich, wie ihr unförmiger Bauch es zuließ, und schmiegte seine Wange an die ihre. „Grace ... ich habe dich so sehr vermisst."
Sie klammerte sich an ihn und konnte vor Tränen kaum spre- chen. „Ich dich auch." Unwillkürlich zog er sie enger an sich, und sie spürte einen leichten Schauder durch seinen Körper gehen. „Ich hatte Angst, du könntest tot sein."
Er schluckte schwer und sah sie an. „Wir waren eine Weile in Spanien, und ich konnte keine Nachricht schicken. Ich habe jeden Tag an dich gedacht - jede Minute eines jeden Tages." Sie legte ihre Hand an seine Wange. Er sah verändert aus, aber sie konnte nicht genau sagen, was anders war als sonst. Er schmiegte sein Gesicht in ihre Hand. „Gracie ... Liebste." Grace unterdrückte ein Schluchzen und suchte mit den Lip- pen seinen Mund. So zärtlich erwiderte Ethan ihren Kuss, als habe er Angst, er könne ihr wehtun.
Dann trat er ein wenig zurück und ließ seinen Blick erneut über ihren Körper schweifen. „Geht es dir gut?"
Abgesehen davon, dass Ethan wieder zu Hause war, schien es ihr derzeit wenig Erfreuliches zu geben. Sie lächelte zitternd. „Ich bin dick, hässlich und fühle mich elend. Trotzdem bin ich unbeschreiblich glücklich, bald Mutter zu sein."
Ihr Mann fuhr mit seinem Finger über ihre Wange. „Du bist nicht hässlich. Ich fand dich nie so schön wie jetzt."
Sie sah aus, als wolle sie erneut in Tränen ausbrechen. „Auf See muss etwas
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