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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2. Perlen für eine Mätresse
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sie zu einem kleinen Platz, von dem eine Sackgasse abging, in der Grace das Schild von Mose's Gin Shop erkennen konnte.
    „Fahren Sie weiter", wies Grace den Kutscher an, und sie fuhren noch ein Stück die Straße hinunter. „Hier können Sie halten."
    Nachdem die Kutsche zum Stehen gekommen war, stiegen Grace und Tory aus. Sie trugen beide einfache Wollkleider und warme Umhänge, in deren tristen Farben sie in der Dunkel- heit nicht so schnell zu erkennen waren. Unbewusst berührte Grace die Perlenkette, die sie in der Tasche ihres Kleides bei sich trug. Sollte das Lösegeld nicht ausreichen, würde das Schmuckstück die Entführer vielleicht dazu bewegen, ihren Sohn freizulassen.
    Der Kutscher kam um den Wagen herum und hielt seinen Hut in der Hand. „Möchten Sie, dass ich mitkomme, Myla- dy?"
    „Mir wäre es lieber, wenn Sie hier auf uns warten würden, Mr. Dory. Es könnte sein, dass wir die Kutsche sehr schnell be- nötigen werden, um von hier wegzufahren."
    Der Fahrer nickte mit widerstrebender Miene. Ganz offen- sichtlich machte er sich Sorgen und ließ sie nicht gern allein gehen.
    „Wir werden uns ein Versteck suchen, von dem aus wir die kleine Gasse beobachten können", erklärte Grace ihren Plan. „Wenn das Geld übergeben worden ist, werden die Männer dem Boten folgen, und wir beide folgen dann den Männern." Während sie sich nun hinter ein paar leere Holzkisten kau- erten, die vor einem unbewohnten Haus nicht weit von Mose's Gin Shop standen, glaubte Grace noch, dass alles so funktio- nieren würde, wie sie sich das dachten. Von ihrem Versteck aus

konnten sie die betrunkenen Gäste beobachten, die schwan- kenden Schrittes in der Destille ein und aus gingen. In einem der Fenster hing ein Schild, auf dem geschrieben stand: Betrun- ken für einen Penny, sturzbetrunken für zwei.
    Grace erschauderte, zog ihren Umhang enger um sich und sah kurz auf ihre kleine Taschenuhr. Es war nun Viertel nach zwölf, und es kam ihr vor, als hätten sie bereits Ewigkeiten ge- wartet.
    Urplötzlich hörte sie feste Schritte, ihre Anspannung wuchs. Sie vernahm ein leises Rascheln und sah eine Person, die sich nach etwas bückte. Kurz darauf verklangen die Schritte wie- der in der Richtung, aus der sie gekommen waren, und dann ka- men drei, in der Dunkelheit nur schemenhaft auszumachende Gestalten aus ihren Verstecken.
    Grace erkannte Ethan sofort an seinen breiten Schultern und dem leichten Nachziehen seines verletzten Beines, und ihr Herz machte einen Sprung. Er hatte gesagt, dass er sie liebe und dass es ihm gelingen würde, ihren Sohn zu finden.
    Unseren Sohn, hatte er gesagt... Vielleicht würden sie, wenn Andrew wieder zu Hause war, wirklich wie eine Familie zusam- menleben. Dies war Grace' sehnlichster Wunsch.
    Sobald sie die Männer in den Häusern zu beiden Seiten am Ende der Gasse verschwinden sahen, kamen auch die Frauen aus ihrem Versteck hervor. Sie entschieden sich, den Weg zu nehmen, den Cord und Rafe eingeschlagen hatten, und achte- ten darauf, so weit hinter den beiden zurückzubleiben, dass diese sie nicht bemerkten.
    Als eine Ratte an der Hauswand entlanghuschte, erschau- derte Grace, und der Geruch verrottenden Unrats ließ sie die Nase rümpfen. Tory raffte ihren Rock zusammen und ver- suchte, einer großen Pfütze auszuweichen. Die beiden Frauen warfen sich einen angewiderten Blick zu. Plötzlich hörten sie jemanden fluchen.
    „Er ist hier langgegangen", sagte Cord und zeigte in die Dun- kelheit, „aber dann habe ich ihn aus den Augen verloren."
    „Hier ist er nicht", stellte Rafe düster fest.
    „Verdammt, er ist uns entwischt!"
    Während er seinen Blick durch die Dunkelheit schweifen ließ, stieß Cord einen Fluch aus, den er niemals geäußert hätte, wenn er geahnt hätte, dass Tory und Grace in der Nähe waren. Nicht weit von ihm entfernt kauerten sich die beiden gegen die

unverputzte Ziegelwand. Verzweifelt blickte Grace ihre Freun- din an. Wenn die Männer die Spur der Entführer verloren hat- ten, würden sie den kleinen Andrew vielleicht nie wiederfin- den.
    In diesem Moment rissen die Wolken kurz auf, und die schmale Mondsichel erhellte die Nacht für einen Augenblick. „Da!", flüsterte Tory aufgeregt. „Das ist der Junge! Und sieh nur, er trägt auch die Tasche mit dem Geld!"
    Entschlossen raffte Grace ihren Rock zusammen und rannte los.
    „Gracie, warte! Wir müssen die Männer holen!"
    „Dazu haben wir keine Zeit!", rief sie über die Schulter zu- rück und hörte nun

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