Martin, Kat - Perlen Serie
ihn des Hoch- verrats bezichtigen wollte."
„Wie dem auch sei", meinte McPhee nun und erhob sich, „wir sollten jeder Spur nachgehen. Ich werde mir Collingwoods Na- men auf jeden Fall merken. Aber jetzt wird es Zeit, dass ich mit der Suche nach Ihrem Sohn beginne. Sobald ich etwas he- rausgefunden habe, gebe ich Ihnen Bescheid."
„Danke", erwiderte Grace und stand gleichfalls auf. Sie ver- traute Jonas McPhee, und in ihr begann sich eine schwache Hoffnung zu regen, dass alles gut ausgehen würde.
Sie schaute ihren Mann an und verspürte erneut Zweifel. Er
hatte gesagt, dass er sie liebe. Dies waren die Worte, nach de- nen sie sich so lange gesehnt hatte. Aber meinte er sie ernst? Vielleicht wollte er sie ja nur beruhigen? Wie sehr sie sich wünschte, es mit Sicherheit zu wissen!
Sie dachte daran, dass Ethan versprochen hatte, ihren Sohn unversehrt zurückzubringen, und empfand auf einmal tief in ihrem Herzen Zuversicht. Denn was auch immer er wirklich für sie empfinden mochte, so war er doch ein Mann, auf dessen Wort Verlass war.
Der Marquess begleitete Jonas McPhee zur Tür. „Ich habe ein paar Freunde, die uns bei der Suche behilflich sein könnten. So- bald es hell wird, werde ich dem Earl of Brant und dem Duke of Sheffield eine Nachricht schicken."
„Gute Idee", entgegnete der Ermittler.
„Und natürlich werde ich selbst weitersuchen. Halten Sie uns auf dem Laufenden. Meine Frau soll wissen, dass wir alles nur Mögliche tun."
Er nickte. „Ich werde mich so oft wie möglich melden."
„Danke."
McPhee verschwand in der Nacht, und Ethan kehrte ins Haus zurück. Bei Tagesanbruch saßen er und Grace noch im- mer in seinem Arbeitszimmer. Wie geplant, schickte er seinen beiden Freunden eine kurze Nachricht, und binnen einer Stun- de herrschte im Haus wieder rege Betriebsamkeit.
Cord war mit seiner Frau gekommen, und Victoria begann so- gleich, ihre Freundin zu trösten. „Ich weiß, wie du dich fühlen musst. Aber ich bin mir sicher, dass es den Männern gelingt, den Kleinen zu finden. Sie werden Andrew heil nach Hause bringen."
Wortlos nickte Grace und griff nach Victorias Hand.
Als auch Rafe eintraf, ging Ethan mit den Männern in den Salon. „Danke, dass ihr gekommen seid."
„Du würdest für uns dasselbe tun", winkte Cord ab.
Während der nächsten halben Stunde gingen sie alle erdenk- lichen Motive durch: Rache, Geldgier und auch Wahnsinn. Ob- wohl eine Lösegeldforderung am wahrscheinlichsten schien, konnten sie keine Möglichkeit außer Acht lassen.
„Grace hat mit ihrem Vater in Kontakt gestanden", erläu- terte Ethan. „Sie hat sich gestern mit ihm in der ,Rose Tavern' getroffen. Ich bin ihr gefolgt, traf jedoch leider zu spät dort ein.
Sie ist fest davon überzeugt, dass ihr Vater nichts mit Andys Verschwinden zu tun hat, aber wir sollten bedenken, dass der Viscount sich in einer verzweifelten Lage befindet. Seine Er- greifung ist nur noch eine Frage der Zeit, und vielleicht hofft er auf einen Handel."
„Verdammt!", rief Cord aus. „Das hat Grace gerade noch gefehlt, dass der Entführer sich als ihr eigener Vater heraus- stellt."
„Grace sagt zudem, dass Forsythe weiterhin seine Unschuld beteuert. Anscheinend hat er Informationen, dass der Earl of Collingwood der Mann sein soll, der die Franzosen mit Staats- geheimnissen versorgt hat."
Ungläubig musterten ihn die anderen beiden.
Rafe runzelte die Stirn. „Der Earl hat Grace schon eine Wei- le nachgestellt. Ich kann mich erinnern, dass er ihr, während du auf See warst, einige Male seine Aufwartung gemacht hat." Vorsichtig blickte er zu Ethan herüber. „Du siehst wenig er- freut aus, woraus ich schließe, dass Grace dir nichts davon er- zählt hat. Sie hat ihn allerdings nie ermutigt, falls dich das beruhigt, und sobald offensichtlich wurde, dass sie ein Kind erwartet, hat der Earl sich nicht mehr blicken lassen."
„Sollte er der Verräter sein", wandte Cord ein, „würde dies sein Interesse an Grace erklären."
„Vielleicht hoffte er, dass ihr Vater Kontakt zu ihr aufnehmen würde", überlegte der Duke laut. „Denn wenn Collingwood wirklich der Schuldige ist, wird seine größte Sorge sein, dass Forsythe ihm auf die Schliche gekommen sein könnte."
„Aber weshalb sollte er das Baby entführen?", fragte Ethan. Rafe ging zum Fenster. „Schwer zu sagen. Lösegeld scheint mir immer noch das Wahrscheinlichste zu sein."
„Mir auch", stimmte Cord zu.
„Ganz eurer Meinung." Zunehmend sorgte Ethan sich um das
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