Martin, Kat - Perlen Serie
Vorschlag durch den Kopf gehen. Ach, zum Teufel! Was hatte er denn Besseres zu tun? Alleine in sei- nem Arbeitszimmer zu sitzen begann ihm langsam auf die Laune zu schlagen. „Gut - ihr habt mich überredet."
Rafe lächelte. „Schön. Später können wir beide dann noch zu Madame Fontaneau gehen und uns nette weibliche Beglei- tung suchen. Cord kommt natürlich nicht mit, da er ja zu Hau- se bestens bedient ist. Aber wir Junggesellen müssen schließ- lich sehen, wo wir bleiben."
Der Gedanke schien Ethan wenig verlockend. Er hoffte, dass sich das im Laufe der Zeit wieder änderte, im Augenblick konnte er allerdings an nichts anderes denken als an Grace' feurig rotes Haar und ihre strahlend grünen Augen, ihre rubin- roten Lippen und daran, wie ihr schlanker Körper sich an den seinen geschmiegt hatte, als seien sie füreinander geschaffen. Die Erinnerungen würden irgendwann verblassen.
Aber nicht heute Abend.
„Lasst uns Karten spielen gehen", meinte er deshalb. „Den Rest sehen wir dann."
Ethan wusste indes jetzt schon, dass ein Besuch in Madame Fontaneaus elegantem Freudenhaus ihn auch später nicht rei- zen würde.
11. KAPITEL
Unruhig ging Grace in ihrem Zimmer auf und ab. Was sollte sie nur tun? Ihre Tante hatte sich bereits zur Nacht zurückge- zogen, Grace hingegen fühlte sich nicht im Geringsten müde. Vielmehr sorgte sie sich - und sie hatte Angst.
Seit sie die Sea Devil verlassen hatte, waren nun schon über zwei Monate vergangen. Es war Mitte April, und Grace wusste, dass etwas nicht stimmte. Bereits in den ersten Wochen nach ihrer Ankunft in Scarborough hatte ihr Körper begonnen, sich zu verändern. Sie war fülliger geworden, und ihre Brüste fühl- ten sich empfindlicher an als sonst. Auch ihre Monatsregel war ausgeblieben. Das war ihr noch nie passiert! Dafür war ihr nun morgens oft übel.
Oh, lieber Gott!
Nie hätte sie sich träumen lassen, dass eine einzige leiden- schaftliche Liebesnacht sie in andere Umstände zu versetzen mochte. Sie hatte angenommen, dass es dazu weit mehr als nur eines Males bedurfte.
Nur wie es schien, hatte sie sich geirrt.
Sie erwartete ein Kind von Ethan, und es würde nicht mehr lange dauern, bis das für alle offensichtlich würde. Daher musste sie es unbedingt ihrer Tante sagen. Wenn sie nur den Mut dazu aufbringen könnte! Tante Matilda hatte sie gerettet und ihr in einer der schwersten Zeiten ihres Lebens beigestan- den.
Es erschien Grace gänzlich unmöglich, von ihrer Tante zu verlangen, eine unverheiratete Mutter und deren Kind zu be- herbergen. Die Baroness würde gemieden werden, und ihr Ruf wäre ruiniert. Das konnte Grace nicht zulassen.
Aber sie konnte sich auch nicht an ihre Mutter wenden. Amanda Chastain fürchtete sich vor schädlichen Gerüchten wie der Teufel vor dem Weihwasser. Schon die Ahnung eines Skandals brachte sie einer Ohnmacht nahe. Und an ihren Stief- vater wagte Grace gar nicht erst zu denken - sie als gefallene Frau zu sehen würde ihn nur endgültig in seiner schlechten Meinung von ihr bestätigen.
In zunehmender Verzweiflung ging sie ruhelos in ihrem Zim- mer auf und ab, blieb kurz am Fenster stehen, sah draußen je- doch nichts als Dunkelheit, kehrte zum Kamin zurück ... und auf einmal fiel ihr die schöne kleine Schmuckschatulle mit den elfenbeinernen Einlegearbeiten ins Auge, die ihre Tante ihr ge- schenkt hatte, um die Perlenkette darin aufzubewahren.
Grace ging zur Kommode hinüber, hob den Deckel der Scha- tulle und sah die Perlen auf ihrem Bett aus blauem Satin lie- gen. Die Diamanten funkelten sie an, und Grace fuhr leicht mit den Fingern über die Kette.
Ihrer Freundin Victoria hatte das Hochzeitscollier zu großem Glück verholfen - doch ihr selbst schien es nichts als Kummer und Leid zu bringen.
Grace legte ihre Hand auf ihren noch flachen Bauch und musste an die Legende denken. Ganz offensichtlich war ihr Herz eben doch nicht so rein, wie sie einmal gedacht hatte. Sie klappte den Deckel der Schatulle zu. Der Anblick der Perlen hatte sie an ihre Freundin erinnert, die die einzige Per- son war, der Grace sich anvertrauen konnte. Tory hatte ihr schon einige Male nach Humphrey Hall geschrieben, und in ihren Antworten hatte Grace ein wenig von den Ereignissen ihrer verhängnisvollen Reise angedeutet. Nein - wenn sie ehr- lich war, hatte sie nur geschrieben, dass es eine Verwechslung gegeben hatte und sie letztlich auf einem anderen Schiff in Scarborough eingetroffen war.
Und anscheinend hatte sich die
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