Martin, Kat - Perlen Serie
und ihm erzählt hatte, was geschehen war.
Nachdem Cord gegangen war, blieb Ethan reglos im Salon ste- hen. Er konnte es immer noch nicht fassen - Grace bekam ein Kind von ihm.
Was für eine Ironie! Er lachte bitter. Der Mann, den er auf der Welt am meisten hasste, würde der Großvater seines Kin- des sein.
Er versuchte, nicht an Grace' Schicksal als unverheiratete Mutter zu denken - eine gefallene Frau, von der Gesellschaft
verurteilt und gemieden. Hatte sie nicht selbst Schuld an dem, was geschehen war? War das nicht eine gerechte Strafe dafür, dass sie einem Mann zur Freiheit verholten hatte, der zu hän- gen verdiente?
Aber in Gedanken sah Ethan sie wieder vor sich - ihr Lä- cheln und ihre rosig glühenden Wangen, als sie sich liebten. Und er stellte sich vor, wie ihr wundervoller Körper sich mit seinem Kind rundete. Wie Grace das Kind in ihren Armen hal- ten würde und ihm die Liebe schenken würde, die sie vielleicht irgendwann auch für ihn empfunden hätte.
Ethan schüttelte den Kopf und versuchte, die Bilder zu ver- drängen und sich andere Erinnerungen zu vergegenwärtigen. Nun sah er wieder das Blut an Deck der Sea Witch, hörte den Lärm des Kanonenfeuers und der Musketen und die Schreie seiner sterbenden Männer. Bis zuletzt hatte seine Mannschaft heldenhaft gekämpft, und Ethan fühlte sich oft schuldig dafür, dass er selbst überlebt hatte.
Eine Heirat mit Grace Chastain käme einem Verrat gleich - an den Männern, die ihm mutig zur Seite gestanden hatten und dafür mit ihrem Leben bezahlen mussten. Niemals würde er diese Frau heiraten!
Ethan betrank sich. Und daran änderte sich auch am nächs- ten Tag nichts. Am dritten Tag schlief er bis zum Mittag, um schließlich mit rasenden Kopfschmerzen aufzuwachen. Des- halb dauerte es eine Weile, bis er das Hämmern in seinem Kopf von dem lauten Klopfen an der Tür seines Schlafzimmers un- terscheiden konnte.
Im nächsten Moment flog die Tür mit Schwung auf, und Rafael Saunders, Duke of Sheffield, kam herein. „Zieh dich an. Wir müssen uns unterhalten."
Ethans Kammerdiener, Samuel Smarts, folgte dem Duke dicht auf den Fersen.
„Er braucht ein Bad", wies Rafe nun den schmächtigen Kam- merdiener an.
„Jawohl, Euer Gnaden", antwortete Smarts und eilte davon. Rafe warf einen Blick auf Ethan, der mit zerzaustem Haar und einem Dreitagebart im Bett lag. „Ich erwarte dich in dei- nem Arbeitszimmer."
Noch nie hatte Ethan seinen Freund so anmaßend erlebt, und er verspürte wahrlich keine Lust, mit dem Duke of Sheffield
über Grace Chastain zu reden. Nur wie es aussah, blieb ihm keine andere Wahl.
Rafe wirkte entschieden ungeduldig, als Ethan endlich in sein Arbeitszimmer kam. Der Duke war ein hochgewachsener Mann mit kastanienbraunem Haar, das so dunkel war, dass es fast schwarz wirkte, und Augen, die von einem etwas tieferen Blau als Ethans waren. Um seinen Mund war ein harter Zug, den er in jüngeren Jahren nicht gehabt hatte, der nun jedoch nur noch selten aus seinem Gesicht zu weichen schien.
„Auf der Anrichte findest du Kaffee und Kekse", bemerkte Rafe. „Wenn wir mit unserer Unterredung fertig sind, wird deine Köchin ein richtiges Frühstück im Morgenzimmer ser- vieren."
„Ich habe keinen Hunger."
„Das kann ich mir vorstellen. Mir wäre auch nicht wohl da- bei zu Mute, wenn ich getan hätte, was du Grace Chastain an- tun willst."
Ethan ging in die Defensive. „Ich habe mit Cord schon da- rüber gesprochen. Das Mädchen ist die Tochter von Harmon Jeffries, und ich werde sie nicht heiraten."
„Als du mit ihr im Bett warst, schien dich ihre Herkunft nicht zu stören."
„Ich wusste es nicht! Wenn ich das geahnt hätte, wäre das alles gar nicht passiert."
„Daraus schließe ich, dass du sie nicht gezwungen hast."
„Natürlich nicht."
Rafe ließ die Tasse Kaffee, die er sich eingegossen hatte, unbe- rührt stehen. „Grace ist jung und leicht zu beeindrucken, aber sie ist nicht dumm. Sie hätte niemals ihre Unschuld an dich verloren, wenn sie nicht etwas in dir gesehen hätte, Ethan - et- was, das dir vielleicht selbst nicht bewusst ist. Sei der Mann, für den sie dich hielt, als sie dich in ihr Bett ließ."
„Das hat nichts mit Grace zu tun - oder mit mir. Tatsache ist, dass sie die Tochter eines Verräters ist. Daran kann sie genauso wenig ändern, wie ich vergessen kann, was dieser Verräter mir und meinen Männern angetan hat."
Der Duke schüttelte ungeduldig den Kopf. „Dein Bedürf- nis nach Rache hat dich
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