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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2. Perlen für eine Mätresse
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hatte er nur dermaßen die Beherrschung über sich verlieren können?
    Er half Grace vom Tisch herunter und strich ihren Rock glatt. Dabei versuchte er, sich nicht zu sehr von ihren rosigen Wangen und dem strahlenden Ausdruck vollkommener Zufrie- denheit in ihrem Gesicht ablenken zu lassen, die ihn nichtsdes- totrotz zutiefst erfreuten.
    „Ich werde zurückkommen", hörte er sich selbst wie aus weiter Ferne sagen, während er seine Hose zuknöpfte. „Keine anderen Männer, Grace."
    Unverwandt blickte sie ihn an. „Keine anderen Frauen, Ethan." Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer.
    Grace stand am Fenster ihres Schlafzimmers und beobachtete die Vorbereitungen für Ethans Abreise. Er war gekleidet wie auf dem Schiff, in einem langärmeligen weißen Hemd, eng an- liegenden schwarzen Hosen und kniehohen Stiefeln. Über dem Arm trug er seinen Reitmantel. Ein Stallknecht führte einen tänzelnden schwarzen Wallach herbei, und Ethan befestigte seinen Mantel hinter dem Sattel. Er fuhr dem Pferd kurz über den Hals und schwang sich dann mit der ihm eigenen Leichtig- keit geschickt auf den Rücken des Tieres.
    Für einen Moment schaute er zu ihrem Fenster hinauf, und ihre Blicke trafen sich. Sie hoffte, dass er ihr nicht anmerkte, welche Qualen sie ausstand. Wie sie befürchtet hatte, reiste er ab und nahm all ihre Hoffnungen auf eine glückliche Zukunft mit sich.
    Sie sah ihm nach, wie er davonritt, groß und schlank, mit breiten Schultern und sicher im Sattel - er saß mit derselben Zuversicht und Selbstverständlichkeit zu Pferde, mit der er sich auch an Deck seines Schiffes bewegt hatte. Als sie ihn zwi- schen den Bäumen verschwinden sah, fühlte sie einen Stich in ihrem Herzen.
    Sie hatte versucht, ihre Gefühle vor ihm zu schützen. Aber etwas an Ethan Sharpe zog sie in ihren Bann, wie es noch kein Mann zuvor getan hatte. Von seiner ehrfurchtgebietenden Aus- strahlung, seinem schlanken, kraftvollen Körper und seinen beachtlichen Talenten als Liebhaber abgesehen, war es etwas,

das sie in seinen Augen sah, wann immer sie ihn anschaute. Dort entdeckte sie eine Einsamkeit, die sie zutiefst berührte und sie an ihr eigenes Gefühl der Verlorenheit erinnerte.
    Wie sehr wünschte sie sich, seine wunderschönen blauen Au- gen stattdessen mit Liebe und Glück zu erfüllen!
    Doch das würde nicht geschehen, und ihr Versuch, seine Liebe zu gewinnen, hatte ihr nur ein gebrochenes Herz be- schert. Erneut sah sie aus dem Fenster, die Auffahrt war jetzt menschenleer. Ethan hatte sie verlassen. Trotz seiner Worte in seinem Arbeitszimmer bezweifelte sie, dass er zurückkehren würde.
    Sie waren nun verheiratet, aber das hatte nichts zu ändern vermocht.
    15. KAPITEL
    Erst zwei Stunden später hatte Grace sich so weit gefasst, dass sie dem Tag entgegensehen konnte. Langsam verließ sie ihr Schlafzimmer und ging nach unten. Ihr Mann hatte sie ver- lassen, aber im Laufe ihres Lebens hatte sie gelernt, alleine zu- rechtzukommen - und sie hatte ja auch noch das Kind.
    Sie verließ das Haus durch die Flügelfenstertüren, die in den Garten führten, und ging die leichte Anhöhe zum Witwenhaus hinauf. Als sie an die geschnitzte Holztür klopfte, war sie in Gedanken schon bei dem Gespräch, das sie gleich mit Lady Belford führen würde. Es gab einige Dinge, über die sie unbe- dingt reden mussten, und Grace hielt es für das Beste, ganz offen miteinander zu sein.
    „Guten Morgen, Mylady", begrüßte sie ein grauhaariger But- ler. „Sie müssen Lady Belford sein."
    „Ja, ich möchte ..."
    „Grace! Kommen Sie herein, meine Liebe." Harriet kam auf sie zu und lächelte, wenngleich ihre Augen auch heute wieder ein wenig gerötet waren. „Wir sind nun wohl beide Lady Bei- ford! Irgendwie sind diese ganzen Titel doch etwas lästig." Grace fand jedoch, dass Harriet Sharpe dieser Rolle weitaus besser gewachsen war, als sie selbst es jemals sein würde. Die zierliche blonde Frau führte sie in ein gemütliches Wohn-

zimmer, das ganz in Meeresfarben und Elfenbeintönen gehal- ten war. Die bläulichen Damastvorhänge an den Fenstern und der dunkelgrüne Aubusson-Teppich mit Blumenbordüre ließen keinen Zweifel daran, dass, wie Charles' Witwe gesagt hatte, das Nebenhaus in einem weitaus besseren Zustand als das Haupthaus war.
    Sie setzten sich auf ein weich gepolstertes Sofa, und Harriet wies den Butler Colson an, ihnen Tee zu bringen.
    Darauf wandte sie sich wieder Grace zu und lächelte. „Ich kann Ihnen gar nicht

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