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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2. Perlen für eine Mätresse
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unbeirrt auf die Ruine der einst imposan- ten Burg gerichtet.
    Nur der große runde Turm der Festung schien noch erhalten zu sein, und obwohl auch er an einer Seite eingestürzt war, ragte er dennoch mit seinen mächtigen Zinnen hoch in den Himmel. Dunkle Wolken hingen über der Ruine, und Grace konnte sich den Ort kaum bei Sonnenschein vorstellen.
    „Halten Sie an!", rief sie dem Kutscher zu, der daraufhin die beiden Pferde zum Stehen brachte. „Möchtest du mitkom- men?", fragte sie Harriet, die ihr gegenübersaß.
    Harriet schüttelte den Kopf und zog ihren pelzgefütterten Umhang enger um sich. „Bei diesem Wetter bleibe ich lieber hier, wenn es dir nichts ausmacht."
    „Nein, gar nicht", versicherte ihr Grace und war insgeheim

sogar froh, dass sie die Ruine allein erkunden konnte. Sie stieg aus der eleganten schwarzen Kutsche mit dem Wappen der Belfords, zog sich zum Schutz vor dem Wind die Kapuze ihres Umhangs über den Kopf und erklomm die leichte An- höhe.
    Als sie den einstigen Burggraben erreicht hatte, sah sie wie- der zum Turm hinauf. Die Zinnen wirkten bedrohlich, und der Wind, der durch die Schießscharten heulte, machte ein seltsam klagendes Geräusch. Grace durchquerte den Graben, der nun kein Wasser, sondern nur noch Geröll enthielt, und sah sich um, nachdem sie auf der anderen Seite angekommen war. Die Wände der Burgruine waren aus grobem grauem Stein erbaut, der sich kalt und feucht anfühlte und an manchen Stellen mit Moos bewachsen war.
    Die Tür zum Burgturm lag ein ganzes Stockwerk über dem Boden. Früher hatte wohl eine Treppe hinauf zu der schweren Holztür geführt, aber die Stufen waren längst verfallen. Grace ging um den Turm herum und fand eine Stelle, an der die Wand so weit eingestürzt war, dass sie mühelos über ein paar Mauer- reste steigen und so in das Innere der Burg gelangen konnte. Innen war es windstill, und nur das Heulen des Windes in den Zinnen hoch oben und das Knarren einiger alter Holzbal- ken waren zu hören. Reglos verharrte Grace und ließ die Ein- drücke auf sich wirken. Dann nahm sie auf einmal ein neues Geräusch wahr: ein leises Schlurfen, das immer näher zu kom- men schien. Erschrocken fuhr Grace herum.
    „Willkommen auf Castle Merrick."
    Es war nur eine alte Frau, die spindeldürr war und ganz verhutzelt aussah. Sie hatte einen gekrümmten Rücken und stützte sich auf einen knorrigen Holzstock, den sie mit ihren knotigen Fingern fest umklammerte. Ganz in Schwarz war sie gekleidet, und die Kapuze ihres schweren Umhangs verbarg ihr Gesicht fast vollständig. Grace kam sie vor wie eine Er- scheinung aus einer mittelalterlichen Sage.
    „Entschuldigen Sie, ich wollte nicht stören."
    „Aber nicht doch, meine Liebe."
    Grace sah sich im Inneren des Turms um, allerdings konnte sie außer den kahlen Wänden, einem Haufen alten Holzes und einer steilen Wendeltreppe, die nach oben zu führen schien, nichts entdecken. „Ich bin ... Lady Belford. Und Sie sind ...?" „Mabina Merrick. Meine Familie hat vor langer Zeit einmal

hier gelebt."
    Merrick? Die alte Frau musste eine Nachfahrin von Lady Arianas Familie sein! „Ja, ich kenne die Familiengeschichte." „Ich weiß. Sie tragen die Perlen."
    Grace war es nur richtig erschienen, die Kette für diesen Besuch anzulegen, doch auf einmal fragte sie sich, ob sie wohl einen Fehler gemacht hatte.
    „Sie gehörten einmal Ihrer Familie", bemerkte sie deshalb.
    „Ja, früher einmal. Das ist lange her."
    „Sie waren der Brautschmuck Lady Arianas."
    Die Alte nickte. „Ein Geschenk ihres Geliebten, Lord Fallon. Er hat jeden einzelnen Diamanten selbst ausgesucht, weil er wollte, dass seine Braut etwas ganz besonders Wertvolles von ihm bekam. Sie trug die Kette an dem Tag, an dem sie starb." Unwillkürlich blickte Grace zu den steilen Stufen, die zu den Zinnen hinaufführten. „Sie stürzte sich von diesem Turm in den Tod, als sie erfuhr, dass Lord Fallon auf dem Weg zur Hochzeit von Wegelagerern umgebracht worden war. Sie muss ihn sehr geliebt haben."
    „O ja. Für Ariana konnte es keinen anderen Mann mehr ge- ben. Und auch für Lord Fallon war es die große Liebe gewe- sen."
    Etwas versetzte Grace einen Stich mitten ins Herz. „Die Ge- schichte erzählt weiter, dass sie sein Kind erwartete ..."
    Die alte Frau nickte düster. „Das tat sie. Die beiden waren schon vor ihrer Verlobung ein Liebespaar. Sie hatte ihn vom ersten Moment an geliebt."
    „Und er?", fragte Grace. „Erging es Lord Fallon genauso?" Mabina

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