Martin, Kat - Perlen Serie
verstand sofort, dass er auf ihre Begegnungen an Bord anspielte, und musste lächeln. Sie fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg und ihre Brustknospen sich unter dem Stoff ihres Kleides aufrichteten.
Nach dem Abendessen zogen sie sich beide in ihre neuen Räumlichkeiten zurück - Ethan verschwand in seinem Zim- mer und Grace in ihrem. Ihr war nicht entgangen, wie verlan- gend er sie vorhin angesehen hatte, und sie zweifelte nicht daran, dass er später noch in ihr Bett kommen würde. Aber sie wartete vergebens.
Und auch in der folgenden Nacht blieb er ihr fern. Es kam ihr vor, als wolle er sie auf Distanz halten. Wenn er mit ihr sprach, dann nur kurz und förmlich. Und als sie in der dritten Nacht wiederum allein blieb, versuchte Grace sich einzureden, dass sie Ethan in keinster Weise vermisste.
So bald wie möglich musste er, Ethan, weg von hier, denn jede Minute, die er mit Grace verbrachte, drohte ihn tiefer in ihren Bann zu ziehen. Noch nie hatte er eine Frau mit so unstillba- rem Verlangen begehrt. In den vergangenen Nächten war er ihrem Bett bewusst ferngeblieben. Es war ihm schwer gefal- len, allein in seinem Gemach zu schlafen, statt in das angren- zende Zimmer zu Grace zu gehen, denn alles in ihm sehnte sich danach, sie zu lieben. Er hatte sich bereits daran gewöhnt, neben ihr zu schlafen und zu spüren, wie sie sich warm an ihn schmiegte. Verdammt noch mal, er konnte kaum noch ohne sie einschlafen!
Dabei hatte er sie nur geheiratet, weil er seiner Verantwor- tung für sie und das Kind nachkommen wollte. Nie hätte er sich träumen lassen, dass er nach ihrer Hochzeit das Gefühl haben könnte, dass sie zu ihm gehörte und nicht nur eine Epi- sode der Vergangenheit, sondern auch in seinem zukünftigen Leben von Bedeutung war.
Er musste nach London zurückkehren, um die Dinge aus einer gewissen Distanz betrachten zu können. Dort würde er sein Leben wieder so führen, wie er es vor ihrer Hochzeit getan hatte, und endlich auf andere Gedanken kommen. Vor allem würde er seine Jagd nach Forsythe erneut aufnehmen und se- hen, ob es in dieser Hinsicht schon Neuigkeiten gab.
Aber das schien ihm eher unwahrscheinlich. Zweifellos leb- te der Viscount zurückgezogen in einem sicheren Versteck in
Frankreich und führte ein behagliches Leben.
Grace würde das sicher freuen - Ethan hingegen wollte den Mann am Galgen sehen.
Ihre unterschiedlichen Standpunkte bezüglich dieser Ange- legenheit waren ein weiterer Grund für ihn, so bald wie mög- lich abzureisen. Sie waren zwar nun Mann und Frau, Harmon Jeffries stand indes unüberwindlich zwischen ihnen. Daran würde sich auch nie etwas ändern.
Am nächsten Tag ließ Ethan eine kurze Nachricht auf Grace' Zimmer schicken und bat sie zu sich in die Bibliothek. Kaum zehn Minuten später klopfte es an die Tür, und seine Frau kam herein. Sie trug ein zitronengelbes Musselinkleid, das das strah- lende Grün ihrer Augen noch leuchtender erscheinen ließ. Ihre herrlichen rotbraunen Locken trug sie lose aufgesteckt, so wirkte sie süß und verführerisch zugleich. Fragend lächelte sie ihn an, und ihm war, als hätte er einen Schlag in die Magen- grube bekommen.
Sein Verlangen nach ihr schien unersättlich. Falls er jemals daran gezweifelt haben sollte, dass es notwendig war, so bald wie möglich das Weite zu suchen, so hatten sich diese Zweifel gerade in Wohlgefallen aufgelöst!
Abwartend hatte sie sich neben den großen Lesetisch aus Ma- hagoni gestellt, und Ethan ging auf sie zu und blieb direkt vor ihr stehen. „Wir müssen über die Zukunft reden."
Ihm entging nicht die Unsicherheit in ihren wundervollen grünen Augen, die seine Worte zu verursachen schienen. „Ich dachte mir bereits, dass dies über kurz oder lang nötig sein würde."
„Möchtest du dich setzen?"
„Nein, ich bleibe lieber stehen."
Dagegen hatte er nichts einzuwenden. Je schneller die Un- terredung beendet war, desto besser. „Ich denke, Grace, dass es für uns beide das Beste wäre, wenn du hier in Belford Park bliebst und ich nach London zurückkehrte."
Herausfordernd hob sie ihr Kinn. „Warum?"
„Zum einen, weil du ein Kind erwartest und deine Nieder- kunft auf dem Lande sehr viel angenehmer sein wird als in der Stadt."
„Ich verstehe. Was du eigentlich sagen willst, ist doch, dass du genug von mir hast und dein Leben gerne wieder so führen würdest wie vor der Hochzeit."
Oh, da täuschte sie sich - er hatte noch lange nicht genug von ihr! Und er zweifelte sehr daran,
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