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Mary Poppins

Mary Poppins

Titel: Mary Poppins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela L. Travers
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Poppins spöttisch.
    »Nein, für einen Elefanten – einen für mich ganz allein, so einen wie die Lizzie im Zoo. – Ich könnte dich dann reiten lassen«, sagte Michael mit einem Seitenblick, um zu sehen, wie sie es aufnahm.
    »Hm! Was für eine Idee!« sagte Mary Poppins. Aber sie spürten, daß sie nicht mehr ganz so spöttisch aufgelegt war wie zuvor.
    »Ich möchte gern wissen, wie es im Zoo bei Nacht ist, wenn alle Leute heimgegangen sind«, sagte Michael gedankenvoll.
    »Deine Sorgen möchte ich haben!« unterbrach ihn Mary Poppins
    »Sorgen hab ich keine, ich möchte es nur wissen!« erklärte Michael. »Weißt du es denn?« bohrte er, während Mary Poppins doppelt so schnell wie sonst die Brosamen vom Tisch fegte.
    »Noch eine einzige Frage von dir – und eins, zwei, drei, ins Bett«, sagte sie und begann so geschwind das Kinderzimmer aufzuräumen, daß sie mehr einer Windsbraut mit Häubchen und Schürze glich als einem menschlichen Wesen.
    »Es hat keinen Sinn, sie zu fragen. Sie weiß alles, aber sie sagt es nie«, meinte Jane.
    »Was nützt es dann, wenn sie’s keinem erzählt?« brummte Michael, aber sehr leise, daß Mary Poppins es nicht hören konnte.
    Jane und Michael kam es vor, als wären sie noch nie so schnell zu Bett gebracht worden wie an diesem Abend. Gleich darauf machte Mary Poppins das Licht aus und ging so geschwind hinaus, als bliesen alle Winde der Welt hinter ihr drein.
    Nicht viel später – so wenigstens erschien es ihnen – hörten sie plötzlich eine leise Stimme an der Tür.
    »Beeilt euch, Jane und Michael!« flüsterte die Stimme. »Zieht etwas an und beeilt euch!«
    Überrascht und erstaunt sprangen sie aus den Betten.
    »Komm!« sagte Jane. »Es ist etwas los.« Und sie tastete im Dunkeln nach ihren Sachen.
    »Beeilt euch!« rief die Stimme wieder.
    »O je, alles, was ich finden kann, ist meine Matrosenmütze und ein Paar Handschuhe!« rief Michael, der im Zimmer umherlief, Schubladen aufzog und in Fächern herumtastete.
    »Das genügt. Zieh sie an. Es ist nicht kalt. Komm jetzt.«
    Jane hatte für sich nur ein kleines Jäckchen von John finden können, doch sie zwängte ihre Arme hinein und öffnete die Tür.
    Draußen war niemand, aber es schien ihnen, als hörten sie etwas die Treppe hinunterhuschen. Jane und Michael folgten. Wer oder was es immer es war, es hielt sich beständig vor ihnen. Sie sahen es nie, aber sie hatten das bestimmte Gefühl, ein Etwas, das ihnen winkte zu folgen, führte sie immer weiter. Jetzt waren sie auf der Straße, wo ihre Pantoffeln beim Laufen ein leise schlürfendes Geräusch auf dem Pflaster erzeugten.
    »Beeilt euch!« rief die Stimme wieder, diesmal von der nächsten Straßenecke, aber als sie um die Ecke bogen, war wieder nichts zu sehen. Nun begannen sie zu laufen, Hand in Hand, immer der Stimme nach, durch Straßen und Alleen, durch Torbögen und über Parkwege, keuchend und atemlos, bis sie vor einem Drehkreuz in einer Mauer zum Stehen kamen.
    »Jetzt seid ihr da!« sagte die Stimme.
    »Wo?« fragte Michael. Aber es kam keine Antwort. Michael an der Hand ziehend, ging Jane zum Drehkreuz.
    »Schau!« sagte sie, »siehst du nicht, wo wir sind? Am Zoo!«
    Ein strahlend heller Vollmond leuchtete am Himmel. Bei seinem Schein untersuchte Michael das eiserne Gitter und schaute durch die Stäbe. Natürlich! Wie dumm von ihm, daß er es nicht gemerkt hatte! Sie waren am Zoo.
    »Aber wie kommen wir hinein?« fragte er. »Wir haben doch kein Geld.«
    »Schon gut!« kam eine tiefe, brummige Stimme von drinnen. »Besondere Besucher haben heute nacht freien Eintritt. Dreht bitte das Rad!«
    Jane und Michael taten es, und schon waren sie drin.
    »Hier ist eure Eintrittskarte!« sagte die brummige Stimme, und als sie aufschauten, sahen sie einen großen Braunbären. Er trug einen Rock mit Messingknöpfen und auf dem Kopf eine Schirmmütze. In seiner Tatze hatte er zwei rosa Karten, die er den Kindern hinhielt.
    »Wir geben doch sonst die Karten ab«, sagte Jane.
    »Sonst gilt, was man sonst tut. Heute nacht behaltet ihr sie«, sagte der Bär lächelnd.
    Michael hatte ihn recht genau betrachtet.
    »Dich kenne ich«, sagte er zu dem Bären. »Dir hab ich einmal eine Büchse mit goldgelbem Sirup gegeben.«
    »Das stimmt«, sagte der Bär. »Aber du hattest vergessen, den Deckel herunterzugeben. Weißt du, daß ich gut zehn Tage meine liebe Not mit dem Deckel hatte? Paß künftig besser auf!«
    »Aber warum bist du nicht in deinem Käfig? Bist du

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