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Mary Poppins

Mary Poppins

Titel: Mary Poppins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela L. Travers
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Flaschenmilch hineingeschoben. Sie grapschten mit den Händen danach und hielten sie fest. Die älteren Kinder schnappten sich Kuchenstückchen von den Gabeln und bissen heißhungrig hinein. Die Platten mit dünnen Butterbroten und Teekuchen waren für die Damen in den Galoschen bestimmt, und die Herren mit den Zylinderhüten bekamen Hammelkoteletts und Eierkrem in Glasschüsseln. Jeder trug seine Portion in eine andere Ecke, breitete ein Taschentuch über die gestreiften Hosen und fing an zu essen.
    Die Wärter standen noch auf dem Gang vor den Käfigen, als plötzlich ein großer Tumult entstand.
    »Verdammt noch mal – das soll eine Mahlzeit sein? Ein armseliges, kleines Beefsteak und ein bißchen Wirsingkohl? Was – nicht mal Plumpudding? Unglaublich! Lichtet den Anker! Wo ist mein Portwein? Portwein sag ich! Dreht bei, ihr da unten! Wo ist der Portwein für den Admiral?«
    »Hört euch das an! Er ist wild geworden. Ich hab euch ja gesagt, auf den ist kein Verlaß!« sagte der Löwe.
    Es brauchte Jane und Michael nicht näher erklärt zu werden, wen er meinte. Sie kannten Admiral Booms Ausdrucksweise nur allzu gut.
    »So«, sagte jetzt der Löwe, da der Lärm in der Halle allmählich abnahm. »Wie’s scheint, ist die Fütterung vorbei. Ich fürchte, ich muß jetzt weiter. Bitte, entschuldigt mich! Wahrscheinlich sehe ich euch noch bei der großen Kette. Ich werde mich nach euch umsehen!« Er brachte sie noch bis zur Tür und verabschiedete sich dann mit einem Kratzfuß und einem Schütteln seiner gelockten Mähne. Im Wechsel von Mondlicht und Schatten sah sein goldgelbes Fell ganz gefleckt aus.
    »Oh, bitte – «, rief Jane ihm nach. Aber er war schon außer Hörweite.
    »Ich wollte ihn nur fragen, ob sie gar nicht wieder herausdürfen. Die armen Menschen! Wie leicht könnten John und Barbara dabei sein – oder einer von uns.« Sie drehte sich nach Michael um und merkte, daß er gar nicht mehr neben ihr war. Er war weitergegangen, und als sie ihn einholte, fand sie ihn im Gespräch mit einem Pinguin, der mitten auf dem Weg stand, einen großen Notizblock unter der einen und einen riesigen Bleistift unter den anderen Flügel geklemmt. Als sie näher kam, kaute er nachdenklich am Bleistift.
    »Mir fällt nichts ein«, hörte sie Michael sagen, sichtlich als Antwort auf eine Frage.
    Der Pinguin wandte sich an Jane. »Vielleicht kannst du mir helfen. Was reimt sich auf Mary? >Gar nie< kann ich nicht verwenden, weil das früher schon da war und man originell sein muß. Schlagt mir auch nicht >Feerie< vor, bitte – daran habe ich selbst schon gedacht, aber es geht nicht, es paßt nicht ein bißchen auf sie.«
    »Harry!« schlug Michael vergnügt vor.
    »Hm. Nicht poetisch genug«, überlegte der Pinguin.
    »Wie wär’s mit >wär wie    »Ganz gut – « Der Pinguin schien es in Erwägung zu ziehen. »Aber nichts Besonderes, oder findet ihr?« sagte er ein wenig unglücklich. »Ich fürchte, ich muß es aufgeben. Wißt ihr, ich versuche, ein Geburtstagsgedicht zu machen. Ich hab’s mir so hübsch gedacht, wenn es anfinge:
    > O Mary, Mary <
    aber dann komme ich einfach nicht weiter. Es ist schon ärgerlich! Von einem Pinguin erwartet man etwas Gescheites, und ich möchte sie nicht enttäuschen. Aber – haltet mich lieber nicht auf! Ich muß sehn, daß ich damit zu Rande komme!« Und am Bleistift nagend, rannte er, über den Notizblock gebeugt, weiter.
    »Das ist alles ganz verrückt!« seufzte Jane. »Wer hat wohl Geburtstag?«
    »Nun, ihr beiden, kommt schon, kommt schon! Sicher wollt ihr eure Aufwartung machen, weil ja Geburtstag ist, und überhaupt!« sagte hinter ihnen eine Stimme. Als sie sich umdrehten, sahen sie den Braunbären, der ihnen am Eingang die Billetts gegeben hatte.
    »O natürlich!« sagte Jane. Ihr schien es am sichersten, darauf einzugehen, obwohl sie nicht im mindesten wußte, wem sie ihre Aufwartung machen sollten.
    Der Braunbär legte einen Arm um jedes der Kinder und schob sie vorwärts. Sie spürten sein warmes, weiches Fell an ihrer Haut und hörten das Brummen, das beim Sprechen aus seinem Magen heraufdrang.
    »Da sind wir! Da sind wir!« Der Braunbär hielt vor einem kleinen Haus, dessen Fenster alle so hell erleuchtet waren, daß man, wäre nicht gerade Vollmond gewesen, hätte meinen können, die Sonne schiene. Der Bär machte die Tür auf und schob die beiden Kinder sacht hinein.
    Zuerst waren sie von dem Licht geblendet, aber bald gewöhnten sich ihre Augen daran,

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